Donnerstag, 10. November 2016

Trump-Sieg dort, Realismus hier – Juncker redet sich in Trauer



USA und Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin, 09.11.2016

Der 09te November ist ja ein geschichtsträchtiges Datum. Er wird es wohl bleiben. So also auch in der Zukunft für das Jahr 2016.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/38/Vincent_Willem_van_Gogh_002.jpg/187px-Vincent_Willem_van_Gogh_002.jpg
"Depression"
(Urheber: Vincent van Gogh /
Quelle: Wikipedia)
Ich war eingeladen, was nicht viel heißen konnte. Jedenfalls radelte ich gestern, also morgens um 7:40 zur Böll-Stiftung, um das angekündigte Wahlfrühstück wegen der Präsidentschaftswahl in den USA zu genießen. Ich hatte so eine Ahnung, daß bei den Grünen Frühstück wenig mit leckeren Brötchen plus Aufschnitt zu tun haben kann. Diese Ahnung bestätigte sich. Ich ergatterte immerhin ein Toast-Eckchen mit Matsche drauf.

Und ich war tatsächlich nicht als Einziger eingeladen worden. Ca. 400 Gäste bestaunten, was sich in den USA anbahnte. Es mußte sich also um eine wichtige Wahl handeln. Um 8:40 kam die Meldung, daß Hillary Clinton „dem“ Donald Trump zum Wahlsieg gratuliert hatte. Telefonisch. CNN berichtete LIVE.

Die Stimmung war geräuschvoll. Kein eisiges oder entsetztes Schweigen könnte die Reaktion beschreiben. Nicht einmal Überraschung war erkennbar. Allerdings hatte sich das Ergebnis in den letzten Stunden angekündigte. Es pirschte sich mit den Auszählung in den einzelnen Bundesstaaten quasi heran. Wer wollte also um 8:40 noch entsetzt sein.

Negativ waren die Kommentare vor Ort allemal. Gefühlte 90 % der Anwesenden waren unter 35 Jahre alt. Junge Männer tragen auch bei den Grünen mittlerweile gerne Rauschebart ;-)

Abends hielt dann Jean-ClaudeJuncker die 7te Europa-Rede in der Konrad-Adenauer-Stiftung. Als Präsident der EU-Kommission verbreitet Herr Juncker einen herrlich melancholischen Charme. Er wird aber gerne quasi en passant deutlich.

Also berichtete er humorvoll aber wehmütig davon, daß er in Brüssel immer „im Regen“ stehe. Wohingegen draußen in der Welt ja ein Loblied auf die Europäische Union gesungen werde. Wenn man halt mal für einen Besuch in Afrika weilt. Und es gelte, das Erbe der Väter zu verteidigen. Das Erbe seines Vaters. Das Erbe der Generation, welche die Europäische Union aufgebaut hätten oder hatten.

Relevant war und ist, daß Herr Juncker klarstellte, wie die Reaktion der Europäischen Union und insbesondere ihrer Mitgliedsstaaten auf die Vertrauens- und die BREXIT-Krise aussieht!

Es wird keinen europäischen Bundesstaat geben! Die Vereinigten Staaten von Europa werden nicht angestrebt!

In seiner resignativen, wehmütigen und leicht humorvollen Art verwies er erneut auf den Regen in Brüssel und auf die Herausforderungen in der Zukunft. Es stimmt! Kein europäischer Nationalstaat „und sei es der Größte“ kann gegen China, Russland oder die USA wirtschaftlich oder gar militärisch alleine bestehen! Nur als Union können wir die Herausforderungen meistern.

Nur diese Union wird nicht mehr angestrebt …

Damit öffnen sich Tür und Tor für all die Staatenlenker, die Hammer und Meissel besitzen, um die Risse im „Europäischem Haus“ testen zu können!!! Und einen sehr großen Hammer und einen knallharten Meissel könnte Donald Trump immer nutzen.

Es war ernüchternd! Morgens erlebt man einen Wahlsieger: „The Elected President“ und abends erlebt man einen depressiven Europäer: den ersten „quasi gewählten“ Präsidenten der EU-Kommission … Irgendwie schockierend …

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