USA und Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin,
09.11.2016
Der 09te
November ist ja ein geschichtsträchtiges Datum. Er wird es wohl bleiben. So
also auch in der Zukunft für das Jahr 2016.
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"Depression" (Urheber: Vincent van Gogh / Quelle: Wikipedia) |
Ich war eingeladen, was nicht viel heißen konnte. Jedenfalls radelte ich
gestern, also morgens um 7:40 zur Böll-Stiftung, um das angekündigte
Wahlfrühstück wegen der Präsidentschaftswahl in den USA zu genießen. Ich hatte so eine Ahnung, daß bei
den Grünen Frühstück wenig mit leckeren Brötchen plus Aufschnitt zu tun haben
kann. Diese Ahnung bestätigte sich. Ich ergatterte immerhin ein Toast-Eckchen
mit Matsche drauf.
Und ich war tatsächlich nicht als Einziger eingeladen worden. Ca. 400
Gäste bestaunten, was sich in den USA anbahnte. Es mußte sich also um eine
wichtige Wahl handeln. Um 8:40 kam die Meldung, daß Hillary Clinton „dem“ Donald Trump zum Wahlsieg gratuliert hatte. Telefonisch.
CNN berichtete LIVE.
Die Stimmung war geräuschvoll. Kein eisiges oder entsetztes Schweigen
könnte die Reaktion beschreiben. Nicht einmal Überraschung war erkennbar.
Allerdings hatte sich das Ergebnis in den letzten Stunden angekündigte. Es
pirschte sich mit den Auszählung in den einzelnen Bundesstaaten quasi heran.
Wer wollte also um 8:40 noch entsetzt sein.
Negativ waren die Kommentare vor Ort allemal. Gefühlte 90 % der Anwesenden waren unter 35 Jahre alt. Junge Männer tragen auch bei den Grünen mittlerweile gerne Rauschebart ;-)
Abends hielt dann Jean-ClaudeJuncker die 7te Europa-Rede
in der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Als Präsident der EU-Kommission verbreitet Herr Juncker einen herrlich
melancholischen Charme. Er wird aber gerne quasi en passant deutlich.
Also berichtete er humorvoll aber wehmütig davon, daß er in Brüssel immer
„im Regen“ stehe.
Wohingegen draußen in der Welt ja ein Loblied auf die Europäische Union gesungen
werde. Wenn man halt mal für einen Besuch in Afrika weilt. Und es gelte, das Erbe der Väter zu verteidigen. Das Erbe seines Vaters. Das Erbe der Generation, welche die Europäische Union aufgebaut hätten oder hatten.
Relevant war und ist, daß Herr Juncker klarstellte, wie die Reaktion der
Europäischen Union und insbesondere ihrer Mitgliedsstaaten auf die Vertrauens-
und die BREXIT-Krise
aussieht!
Es wird keinen europäischen Bundesstaat geben! Die Vereinigten Staaten von
Europa werden nicht angestrebt!
In seiner resignativen, wehmütigen und leicht humorvollen Art verwies er
erneut auf den Regen in Brüssel und auf die Herausforderungen in der Zukunft. Es
stimmt! Kein europäischer Nationalstaat „und sei es der
Größte“ kann gegen China, Russland oder die USA wirtschaftlich
oder gar militärisch alleine bestehen! Nur als Union können wir die
Herausforderungen meistern.
Nur diese Union wird nicht mehr angestrebt …
Damit öffnen sich Tür und Tor für all die Staatenlenker, die Hammer und
Meissel besitzen, um die Risse im „Europäischem Haus“ testen zu können!!! Und
einen sehr großen Hammer und einen knallharten Meissel könnte Donald Trump
immer nutzen.
Es war
ernüchternd! Morgens erlebt man einen Wahlsieger: „The Elected President“ und
abends erlebt man einen depressiven Europäer: den ersten „quasi gewählten“
Präsidenten der EU-Kommission … Irgendwie schockierend …
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