Der Biedermann geht wieder um in Deutschland.
Gebt Putin, was er will, und alles wird wieder gut. Könnte das unmoralisch und
realitätsfremd sein?
Der
ehemalige Ministerpräsident Matthias Platzeck hat dieser
Stimmung nun wahrlich Nahrung gegeben, indem er per Interview mal ganz entspannt die Krim
als Friedensgeschenk dem Putin anbot.
Die
Argumentation der Rußland-Versteher ist die, dass man den Putins einfach mal
entgegen kommen sollte. Zwei „Wünsche“ des Kreml werden dabei gerne aufgeführt:
die Legalisierung der völkischen
Eroberungen und die Errichtung eines Eurasischen
Wirtschaftsraums.
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"Dieser Mann ist tot" (Quelle: Wikipedia / Source: Прокуратура призывает снять обвинения с подсудимого в деле Магнитского / Lizenz: public domain ) |
Was Matthias
Platzeck gerne vergißt? Ohne die Freiheitsbewegung
in Polen, genannt Solidarnosc, und ohne die Grenzöffnung seitens Ungarn wäre die Mauer nicht gefallen und
Platzeck niemals Ministerpräsident in Brandenburg geworden. Ängste von Polen,
Ungarn und der Ukraine heute einfach zu ignorieren und Putins Aggression zu
belohnen ist vor diesem Hintergrund ein wenig undankbar.
Was von
Befürwortern einer Einbindung Rußlands in den Gemeinsamen Markt vergessen wird?
Das Rechtssystem in Rußland ist Teil
des Machtapparates des System Putin. Es zeichnet sich durch Willkür aus. Wird jemand durch Polizei
und Staatsanwaltschaft vor Gericht angeklagt, so liegt die Wahrscheinlichkeit,
dass ein Untersuchungsrichter Untersuchungshaft anordnet bei fast 100%. Somit
sind der Korruption bei der Polizei
und politischen Weisungen bei der
Staatsanwaltschaft Tür und Tor geöffnet.
Der Fall Sergej Magnitskij
zeigte dies auf dramatische Weise. Die Unterschlagung
von mehr als 100 Millionen Dollar seitens Beamten der russischen
Finanzverwaltung führte zum Tode desjenigen, der das Verbrechen anzeigte.
Russische Untersuchungsgefängnisse sind deshalb so unmenschlich organisiert,
damit sie der Erpressung und Repression dienen können. Auch deutsche Geschäftsleute sind in diesem System bereits gefangen
worden. Es ist unmöglich, ein solches Rechtssystem mit dem der EU zu verbinden.
Wer gegen „Sondertribunale“ beim TTIP-Abkommen kämpft, sollte
sich klar machen, was ihm mit „ordentlicher Gerichtsbarlkeit“ in Rußland
drohte.
Machen sich Putin-Versteher auch mal
Gedanken darüber, welche Folgen eine Umsetzung ihrer Vorschläge für die
Europäische Union und Deutschland insbesondere haben würde?
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