Der
EU-Kommissar für Migration Dimitris Avramopoulos
stellte heute in der Konrad-Adenauer-Stiftung die Planungen der Europäischen
Union zum Umgang mit Flüchtlingen dar. Seine Darlegungen entsprechen denen der
Bundeskanzlerin, mit anderthalb entscheidenden Ausnahmen.
Avramopoulos ist seit November 2014 Kommissar für Migration. Er hat daher
das Jahr 2015 und die „Flüchtlingskrise“ politisch mit zu verantworten. Seine
politische Karriere in Griechenland ist beeindruckend, sein Englisch ist
gewöhnungsbedürftig.
Seine Aussagen wiederspiegeln die Politik der Bundesregierung. Ja, man
sei im Jahr 2015 von der Zahl der Flüchtlinge überrascht worden. Was keine
Neuigkeit ist. Was aber unschön war, da bereits seit 2011 europäische Behörden,
wie Europol, auf die sich im Nahen Osten zuspitzende Lage und deren
Konsequenzen regelmäßig und eindringlich hingewiesen hatten.
Dimitris Avramopoulos zählte die Einzelpunkte der europäischen Strategie
auf und war entspannt optimistisch. Der EU-Türkei-Deal hat die Zahl der
Flüchtlinge, die über Griechenland in die EU gelangen wollen um ca. 90%
gesenkt. Mit Lybien wird eine eigene Art von Vertrag angestrebt. Die
Regierung dort hat nicht die Kontrolle über das Land. 200 Millionen €uro sollen
helfen, Ausrüstung einkaufen und Infrastruktur aufbauen zu können. Frontex
wird gestärkt und hat mittlerweile eine 1.500 Mann starke Eingreiftruppe. Die
EU wird ihr Mittelmeer kontrollieren. Menschenschmuggler sollen
bekämpft werden Jeder Flüchtling oder
Migrant soll über das European Travel Information System (ETIAS) erfasst werden.
Für Afrika ist ein „political framework“ avisiert. Über einen „Trust Fund for Africa“ sollen 2,2 Milliarden €uro direkt in die Krisenregionen im
Norden des Kontinents fließen. Insgesamt sind Investitionen in Höhe von 40
Milliarden €uro geplant. Die Wirtschaft soll vor Ort gestärkt werden. Die Umverteilung
von Flüchtlingen („resettlement scheme“) innerhalb der EU wird weiterhin
angestrebt. Deutschland und die deutsche Bevölkerung habe 2015 ein hohes
Maß an „european solidarity“
gezeigt. Dies sei aber ein nationaler Ansatz gewesen.
Positiv entspannt wirkte seine Einschätzung der EU. Diese stehe für „peace, unity
and stability“. Dass das nicht jeder Wähler in der EU so sieht,
das sei das Hauptproblem der europäischen Staaten: “nationalism,
populism and xenophobia”. Aber „governments
come and go“. Einfach an die Arbeit gehen, quasi.
Der kleine Dissens zwischen EU-Kommission und der deutschen
Bundesregierung zeigte sich an zwei Punkten. Die EU-Kommission betrachtet
die Entscheidung der Bundesregierung, im Jahr 2015 die deutschen Grenzen für
Flüchtlinge zu öffnen, als eine rein nationale Entscheidung. Deutschland muß
daher mit den Folgen seiner Politik national umgehen.
Und das in Deutschland so sehr geliebte Dublin-Abkommen sei „dead
on the horse“. Es müsse ein Nachfolgeabkommen gefunden werden, um
die Kosten der Migration fairer verteilen zu können. Italien und Griechenland
wären alleine überfordert.
Die
Ansprache von EU-Kommissar für Migration Dimitris Avramopoulos war in sich
stimmig. Europa macht die Schotten dicht. Und Deutschland ist keinesfalls die
alles bestimmende Macht in der EU.
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