Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin, 15.-16.06.2017
Zum 18ten Male veranstaltete die Böll-Stiftung ihre Außenpolitische
Jahrestagung. Deren Leiter Ralf Fücks gab seine Abschiedsrede und ritt sein
totes Pferd wund: „Das Ende des Westens naht!“. Doch eher nicht ...
Anfangs des Jahres 2016 sprach eine
intelligente Person vom „Untergang des Westens“. Es ginge um drei anstehende
Wahlen: die Brexit-Volksabstimmung
in Little England, die US-Präsidentschaftswahl
und jene gleiche in Frankreich. Seitdem
hat Ralf Fücks offenbar Alpträume.
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"Brumby-Pferde ... unbelastet von westlichen Alpträumen" (Quelle: Wikipedia / Autor: Robyn MacRae / Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic) |
Die ersten beiden Wahlen gingen interessant aus. Nach sechs Monaten herrscht in den USA mittlerweile Katerstimmung vor. Nach zwölf Monaten bietet Little England ein Bild eines masochistischen Chaos. In Frankreich hat die Macron-Revolution gesiegt. In zwei Jahren wird Little England „ohne Deal“ in einen Abgrund blicken. In den USA werden im Senat und im Repräsentantenhaus andere Mehrheitsverhältnisse vorherrschen. Punkt.
In der Böll-Stiftung wird der
Untergang des Abendlandes emotional beschworen. „Analysen
und Meinungen zur Verantwortung Europas für die liberale Weltordnung“
werden hyperventilierend akustisiert. Und da Charles A. Kupchan
gerade auf Europatournee ist, darf der in Berlin fleißig amerikanische
Innenpolitik betreiben.
In der englischen Presse wird der Mann als „one former Obama administration official” bezeichnet, der ganz im Vertrauen Trump’s Amerika als “missing in action“ und „the UK is disappearing into oblivion”
beschreibt.
Der wesentliche Grund, warum die
Wahlen in den USA und in the UK so „strange“ ausgefallen sind, hat einen Namen:
„Rupert Murdoch“.
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"Murdoch in december 2012" (Quelle: Wikipedia / Autor: Eva Rinaldi / Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic) |
Rupert Murdoch hat mit seinen
Zeitungen und Fernsehsendern einen enormen Einfluß in Australien, in the UK und
in den USA. In der Europäischen Union, in Brüssel ist er ein „Irgendjemand“. Murdoch
ist aggressiv „konservativ“ und strebt durchaus den „Hier zahlt niemand Steuern“
– Staat an.
Wer heutzutage in Little England den
Fernseher anschaltet, der wird feststellen, dass auch die gute alte BBC nicht
mehr das ist, was sie mal war. Der Einfluß der Regierungspartei ist
eindrucksvoll wirksam. Rennsport-Irre überfahren Hühner in den Alpen. Man
pflanzt Rosen im schönsten Dorf Englands. In irgendwelchen Serien wird
grenzdebil ein Hoch auf das Leben als Butler im Jahre 1912 gesungen. Pünktlich
vor der Brexit-Abstimmung zeigte die BBC eine „Feature Doku“, die ein
brennendes, von Krieg und Chaos gezeichnetes Kontinentaleuropa bebilderte.
Darum hätte es der 18. Außenpolitischen Jahrestagung der Böll-Stiftung
gehen sollen! Nicht nur Putin beeinflußt Wahlen. Das tut auch Murdoch!
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