Montag, 4. Dezember 2017

Kurz und gut! – als Boris Johnson mal kurz bei einer Tagung nicht vorbeischaute



Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW), Berlin, 04.12.2017
Die Tagung „Kurz und gut! - Kommunikation in den Geisteswissenschaften in Zeiten von Twitter, Slam und ‚alternativen Fakten‘“ wollte eigentlich aufzeigen, wie man die „kleinen Formate“ des Social Webs speziell in den Geisteswissenschaften nutzen kann. Dieses Anliegen wurde verfehlt.
Die einführende Podiumsdiskussion ließ noch einiges erwarten. Beispiele und Ansätze der „Digital Humanities“ erweckten die Neugierde. Danach wurde es kontraproduktiv. Die Idee, eine „gesellschaftliche Debatte“ im 20-Minuten-Takt anstoßen zu wollen, war skurril. Vielleicht lustig mag es erscheinen, dass einzelne Moderatoren der Diskussionsgruppen bar jeglichen Sachverstandes bezüglich der „kleinen Formate“ waren.
"Prägnant genug: Ziel und Zweck in einm 'kleinen Format'!"
(Quelle: https://www.theguardian.com/politics/2016/jun/27/eu-referendum-reality-check-leave-campaign-promises)
Völlig dem Thema widersprechend uferten die Vorträge zur „kurzen Geschichte der Kürze in Rhetorik und Wissen(schaft)skommunikation“ einfach aus und mäanderten in eine bleierne Zeit deutscher Wissenschaftsgegenwart hinein.
Schwätzen und Schweigen“, das stellt den Handlungsrahmen nicht nur für britische Außenminister der Jetztzeit dar. Wie kann man bei einem solchen Tagungsthema, zwei solche Vorträge halten? Immerhin, man durfte lernen. So gab es also im Mittelalter eine Auffassung, dass „der perfekte Redner der sei, der ‚ex tempore‘ über jedes beliebige Thema referieren kann“. Und zwar „im Positiven wie im Negativen“, insbesondere dann, wenn der Redner vorher noch niemals mit dem Objekt seiner  Betrachtungen zu tun hatte.
Boris Johnson hat diese Methodik egoistisch angewendet, um veralbernde Brexit-Empfehlung für sein Land auszuarbeiten. Der gute Mann, dessen Moral in the UK stets Objekt nicht aufhörender Betrachtungen war, gilt als Paradebeispiel für die "Schafenskraft" des britischen Bildungssystems für die Oberschicht. Er ist in „Klassischer Altertumswissenschaft“ausgebildet worden. Hurray!

Was hatte das Alles mit dem Tagungsthema zu tun? Viele der Teilnehmer hatten sich Anregungen für ihre eigene Arbeit erhofft. Diese unterblieben.
Also, Boris Johnson schaute imaginär vorbei. Der Rest sei Schweigen. Immerhin wurde nicht Moral gepredigt …

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