Berlin-Brandenburgische Akademie der
Wissenschaften (BBAW), Berlin, 04.12.2017
Die Tagung „Kurz und gut! - Kommunikation in den Geisteswissenschaften in
Zeiten von Twitter, Slam und ‚alternativen Fakten‘“ wollte eigentlich aufzeigen, wie man die „kleinen Formate“ des Social Webs
speziell in den Geisteswissenschaften nutzen kann. Dieses Anliegen wurde
verfehlt.
Die einführende Podiumsdiskussion
ließ noch einiges erwarten. Beispiele und Ansätze der „Digital Humanities“
erweckten die Neugierde. Danach wurde es kontraproduktiv. Die Idee, eine „gesellschaftliche
Debatte“ im 20-Minuten-Takt anstoßen zu wollen, war skurril. Vielleicht
lustig mag es erscheinen, dass einzelne Moderatoren der Diskussionsgruppen bar
jeglichen Sachverstandes bezüglich der „kleinen Formate“ waren.
"Prägnant genug: Ziel und Zweck in einm 'kleinen Format'!" (Quelle: https://www.theguardian.com/politics/2016/jun/27/eu-referendum-reality-check-leave-campaign-promises) |
Völlig dem Thema widersprechend
uferten die Vorträge zur „kurzen Geschichte der Kürze in Rhetorik und Wissen(schaft)skommunikation“
einfach aus und mäanderten in eine bleierne Zeit deutscher
Wissenschaftsgegenwart hinein.
„Schwätzen und Schweigen“, das stellt
den Handlungsrahmen nicht nur für britische Außenminister der Jetztzeit dar.
Wie kann man bei einem solchen Tagungsthema, zwei solche Vorträge halten? Immerhin,
man durfte lernen. So gab es also im Mittelalter eine Auffassung, dass „der perfekte
Redner der sei, der ‚ex tempore‘ über jedes beliebige Thema referieren kann“.
Und zwar „im
Positiven wie im Negativen“, insbesondere dann, wenn der Redner vorher
noch niemals mit dem Objekt seiner Betrachtungen zu tun hatte.
Boris Johnson hat diese Methodik egoistisch angewendet, um
veralbernde Brexit-Empfehlung für sein Land auszuarbeiten. Der gute Mann, dessen Moral in the UK stets Objekt nicht aufhörender Betrachtungen war, gilt als Paradebeispiel für die "Schafenskraft" des
britischen Bildungssystems für die Oberschicht. Er ist in „Klassischer
Altertumswissenschaft“ausgebildet worden. Hurray!
Was hatte das Alles mit dem Tagungsthema
zu tun? Viele der Teilnehmer hatten sich Anregungen für ihre eigene Arbeit erhofft. Diese unterblieben.
Also, Boris Johnson schaute imaginär vorbei. Der Rest sei Schweigen.
Immerhin wurde nicht Moral gepredigt …
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