Mittwoch, 19. September 2018

Kleine Verfassungslehre - der "Verbändestaat"


Manchmal ist es furchteinflößend, den Strukturen der Bundesrepublik Deutschland beim „Wirken und Werkeln“ zuschauen zu müssen. Parteien und Verbände haben ihre ganz eigene Sichtweise auf unsere Verfassung. Das hat Auswirkungen.
Die Bundesrepublik Deutschland wird in den Politikwissenschaften gerne als „Parteienstaat“ oder auch als „Verbändestaat“ bezeichnet. Beide Bezeichnungen haben ihre Berechtigung. Beiderlei Begrifflichkeiten verweisen darauf, dass nicht alle Anliegen gleich behandelt werden.
File:SpaceX’s Falcon 9 Rocket & Dragon Spacecraft Lift Off.jpg
"Die Zeiten ändern sich für uns alle!
'SpaceX’s Falcon 9 rocket and Dragon spacecraft lift off from Launch Complex-40 at Cape Canaveral Air Force Station, Fla., at 10:43 a.m. EST, Wednesday, Dec. 8, 2010.
/ Author NASA/Tony Gray and Kevin O'Connell
/
public domain because it was solely created by NASA
Laut Grundgesetzwirken die Parteien bei der politischen Willensbildung des Volkes mit“. Das hindert diese nicht daran, den gesamten politischen Raum einnehmen zu wollen. Parteien sehen deswegen ein ureigenes Ziel darin, bestimmen zu können, wohin Steuergelder fließen sollen.
Manchmal werden sogar einzelne Familien gefördert: Sonderbarerweise gehören heute „52,2 Prozent der Stimmrechte bei Volkswagen der Porsche Automobil Holding“ und damit den Familien Piech und Porsche. 1961 waren 60% der Volkswagenaktien an Bundesbürger verkauft worden! So kann die Wirkweise des Parteienstaates sich ändern.  
Schon 1980 erschien in Der Zeit ein wunderbarer Artikel über den bundesdeutschen Verbändestaat. Die „Mitwirkung und Einbeziehung ('Inkorporierung') gesellschaftlicher Großgruppen“ wurde als Problem beschrieben. Heute gibt es den Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband, der sich als Vertreter der Schwachen unserer Gesellschaft versteht. Eine seiner Mitgliedsorganisationen ist der Deutsche Kinderschutzbund. Die Namen sind den meisten Bundesbürgern durchaus bekannt. Und vom Wohl- und Grundgefühl her werden beide Einrichtungen alleine schon wegen der Namensgebung als höchst seriös eingeschätzt.
Dem Bürger ist nicht bewußt, dass diese Verbände von der Rechtsform her meist schlicht Vereine sind, die den Status ihrer Gemeinnützigkeit nicht von Gott sondern vom zuständigen Finanzamt bescheinigt bekommen.
Wer die Arbeit gerade der beiden genannten Verbände vom Arbeitsansatz her kritisch hinterfragen will, der muss sich nicht anstrengen. 

Zu Recht kann man dem Paritätischen Wohlfahrtsverband eine starke Parteinähe vorwerfen. Arbeiten beim Deutschen Kinderschutzbund auch Männer in der Geschäftsstelle des Gesamtverbandes? Ist der Finanzbericht des Kinderschutzbundes wirklich transparent, wenn man die Herkunft der Mittel nur zum Teil einsehen kann? Kann es sinnvoll sein, sich für die Einführung eines überausformulierten Artikels 2a im Grundgesetz einzusetzen, wenn der Artikel 2 besagt, dass jeder Mensch „das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit“ und „das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“ hat? In diesem Artikel mit Ewigkeitscharakter steht zudem, dass die „Freiheit der Person … unverletzlich“ ist.
Der „Fall Volkswagen“ gibt einen Hinweis auf ein Strukturproblem, dass Parteien, Verbände, Ministerien und „den Staat“ ganz grundsätzlich betreffen: die Aufbaustruktur, die Ablaufstruktur entstammen schlicht dem 19ten Jahrhundert.
Ganz sicher „gehört“ Volkswagen heute den Familien Piech und Porsche, weil schlaue Manager bei Porsche Milliarden investierten. Ganz sicher trugen Parteipolitiker ihr Scherflein bei, weil „wirtschaftliche Ordnungspolitik“ manchmal nur Machtinteressen dient. Vielleicht entscheidender ist aber, dass der Volkswagen-Konzern in seiner Struktur der Struktur von Parteien (und Verbänden) gleicht! Die Arbeit der Bundesministerien wird in der GGO beschrieben. Es gibt Hierarchien, es gibt Berechtigungen und Arbeitsplatzbeschreibungen. Selbst die Schriftfarben für Unterschriften werden vorgeschrieben. Bei VW ist das recht ähnlich. Deswegen konnten unterschiedliche Ebenen verschiedener Ministerien mit entsprechenden Ebenen bei Volkswagen „zielführend für die Familien Piech und Porsche“ kommunizieren.
Und beim Paritätischen Wohlfahrtsverband und beim Deutschen Kinderschutzbund gilt es, ähnliches zu erkennen. Auch hier gibt es eine Aufbau- und Ablaufstruktur, die an das 19te Jahrhundert angelehnt ist, die aber mit den heutigen Strukturen von Bundes- und Landesministerien kompatibel ist. Es ist daher nicht gewagt, eine Prognose zwecks Bewältigung des dringendsten Problems gerade dieser beiden Gemeinnützigen Einrichtungen anzudeuten! 40 Prozent der Spendeneinnahmen entstammen der Altersgruppe 70 und älter! Weil viele Vereine und Verbände aus Gründen hausinterner Dämlichkeit diese Problem seit Jahren mit Idiotie angegangen sind, droht schon in den nächsten zehn Jahren ein starker Rückgang der Spendeneinnahmen. Der Bundesbürger darf sich schon einmal freuen: Es wird eine GEZ II geben. Eine Art KEWNSFGAV. Ein „Kommunistischer Einzug, welcher nicht als Steuer funktioniert, gewissermaßen aber vorm Bundesverfassungsgericht Bestand erhalten könnte“.
Was Parteien, „der Staat“, Verbände und sicherlich Volkswagen nicht mitbekommen haben, ist, dass sich alle westlichen Gesellschaften in einem sozial-technologischem Wandel befinden. Die Graswurzeln sprießen!
Man schaue auf die Stadt Berlin! Hier sitzen "fast leider" Parteien, Bundesministerien, Verbände aber sicherlich keine Unternehmen, die auch nur ansatzweise mit Volkswagen konkurrieren könnten!
Exakt! Hier werden die Start Ups gegründet. Aufbauorganisation? Ablauforganisation? GGO? Der Begriff „Referent“? Insofern irrelevante Begrifflichkeiten als es diesen Menschen und Organisationen darum geht, Ziele schnell und pragmatisch zu erreichen!
In Berlin gründen Menschen Sozialunternehmen, um Gutes zu tun. Die alten Strukturen des Parteien-, des Verbändestaates werden nicht einmal beachtet! Ja, man muss vielleicht Steuern bezahlen, weil man die Gemeinnützigkeit nicht einmal geschenkt haben will. 

Gerade der Paritätische Wohlfahrtsverband nimmt die Gefahr noch nicht Ernst, wird aber sein Wirken ändern müssen, wenn er auch zukünftig seinen Einfluß geltend machen will!
Parteien, Verbände und „der Staat“ nehmen nicht wahr, dass sich Deutschland gerade fundamental ändert. Der Aufstieg der AfD ist auch zum Teil dadurch zu erklären, dass deren Aktivisten den sozial-technologischen Wandel sehr wohl und sehr bewußt nutzen, wenn es um den Einsatz von Technologien geht.

Montag, 10. September 2018

Es wird einen Brexit-Deal geben.

Die Europäische Union ist die erfolgreichste Kompromissmaschine der Neuzeit - für Nationalstaaten. Quasi aus ihrem Selbstverständnis heraus muss es daher ein positives Verhandlungsergebnis bezüglich Brexit geben. Wie sieht die Lage aus? Was ist realistisch? 

Das fundamentale Problem bei der Beantwortung dieser Fragen besteht darin, dass es in Sachen Brexit tatsächlich nur zu einer Verschlechterung der bisherigen Beziehungen zwischen Großbritannien  und dem verbleibenden Rest der Europäischen Union (EU 27) kommen kann. Zudem tut sich ein mehrdimensionaler Rahmen auf.

File:UK location in the EU 2016.svg
"Vereinigtes Königreich (orange) und die übrigen Staaten der Europäischen Union (blau), Stand 2018"
(Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:UK_location_in_the_EU_2016.svg /
Autor:
Furfur / Lizenz: GNU Free Documentation License, Version 1.2 or any later)

Für the UK ist die Lage klar. Das Land hat (wie alle anderen EU-Staaten) enorm von seiner Mitgliedschaft profitiert. Aus letztendlich unwichtigen Gründen wählten seit Jahrzehnten gerade konservative Politiker und Medien die EU zum beliebtesten Sündenbock. Dies nutzte ein klassischer PopulistNigel Farage – aus, um mit Hilfe der "Rupert-Murdoch - Presse" die politische Klasse gerade in England vor sich her zu treiben. In Zusammenarbeit mit dieser so genannten „right wing“ – Presse widmete er sein politisches Leben dem Ziel, dass Großbritannien die Europäische Union verlassen solle („Independence Day“). 

Am 23.06.2016 wurde sein Wirken mit dem Referendumsergebnis gekrönt. Die Wahlbeteiligung betrug 72,2 % insgesamt. 33.551.983 Wahlberechtigte gaben ihre Stimme ab. 51,9 % von ihnen stimmten für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU und 48,1 % für den Verbleib. Somit stimmten fast 17.413.500 für den Austritt und ca. 16.138.400 dagegen. Beide Wählerstimmenzahlen belegen die Plätze Eins und Zwei, die jemals in Großbritannien bei irgendeiner Wahl gezählt wurden! Das Wahlergebnis ist daher eindeutig und demokratisch legitimiert! 
File:United Kingdom EU referendum 2016 area results-de.svg
"United Kingdom EU referendum 2016 area results" (Quelle: Wikipedia / Autor: Mirrorme22 / Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)
Leider war nur Teilen der „Politischen Klasse“ in the UK bewußt, wie sehr Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und politische Einflußnahme innerhalb der Europäischen Union positiv verschränkt sind. Der „Bevölkerung“ war es eher unklar, dass es mittlerweile eine „europäische Fertigungsindustrie“ gibt, die auf Zulieferer aus ganz Europa setzen kann.
Daraus erklärt sich das völlig idiotische Verhalten der britischen Regierung seit 2016 ausreichend: Sie kann keinen „Deal“ liefern, der britischen Interessen entsprechen könnte! Sie ist gefangen im „Wahn populistischer Ansprüche“!

Für die Europäische Union ist die Lage ebenfalls klar. Nicht nur in Großbritannien, sondern in allen Mitgliedsstaaten dient sie als Sündenbock. Zudem ist den meisten Bürgern nicht klar, „was Europa ist“! Nach den gescheiterten Referenden bezüglich einer „Europäischen Verfassung“ in 2005 (Frankreich und die Niederlande) wurde die Idee eines Europäischen Staatsgebildes verworfen! Mit dem Vertrag von Lissabon wurde die EU zu einer „Vertragsgemeinschaft“ umjustiert. Das Bundesverfassungsgericht definierte nachfolgend und mit seinem „Lissabon-Urteil“ die EU als „Staatenverbund“, der keine „Kompetenz-Kompetenz“ besitzt! Brüssel regiert nicht! Das Bundesverfassungsgericht bleibt weiterhin Hüterin des deutschen Grundgesetzes, leitet aber in Zweifelsfällen Rechtsbegehren mit Kommentierung an den Europäische Gerichtshof weiter. Somit bleibt der Europäische Rechtsansatz geschützt! Alle Nationalstaaten bleiben im gleichen rechtsrahmen: abgesichert durch den Europäischen Gerichtshof! Das hat politische und wirtschaftliche Hintergründe!
Denn! Populistischen Klagen in Deutschland gegen Rettungsmaßnahmen, die den €uro schützen sollen, nachzugeben, könnte für DEN GEWINNER des €uros – Deutschlandbitter enden. Und es ist eine hart erarbeitete Tatsache, dass es innerhalb der Europäischen Union keine „nationalen Industrien“ mehr gibt. Innerhalb der EU als geographisch abgegrenztem Raum mit bald 450.000.000 Einwohnern und einer Wirtschaftskraft, die der der USA und ansatzweise der Chinas entspricht, existiert zwangsläufig auf unterschiedlichsten Ebenen eine Art Arbeitsteilung.
Und so fertigen also im Rahmen europäische Fertigungsketten wichtige Zulieferer in Großbritannien. Und es eine Tatsache, dass London der Standort der Wahl für Finanzdienstleistungen jeglicher Art ist! London ist als Finanzstandort für Europa und für die EU ein „Asset“. Das muss nicht so bleiben.
Es verbleiben fünf Grundüberlegungen: Großbritannien will alle Vorteile eines EU-Mitglieds weiterhin haben. Großbritannien will sich den Verpflichtungen einer Mitgliedschaft entziehen. Die Europäische Union verliert sowieso und ist die beste Kompromissmaschine auf diesem Planeten. Jeder Vertrag mit the UK hat Auswirkungen auf alle anderen Verträge, welche die EU mit Drittstaaten abgeschlossen hat. Gibt es irgendeine Industrie, die nicht in die EU 27 verlegt werden könnte, und sei es mit Druck?
Vor diesem Hintergrund bleibt es noch anzumerken, dass nicht nur Großbritannien seine Kompetenz verloren hat, Freihandelsabkommen abzuschließen. Dies gilt für alle EU-Mitgliedsstaaten. Die Fachkompetenz sitzt in Brüssel! Daher ist es nur folgerichtig, dass Mr. Michel Barnier mit seinem Team alle Verhandlungen zentral führt! Und der Mann macht das sehr gut: Er fragt ALLE Parteien, bezieht alle Beteiligten ein, stimmt sich mit dem EU-Parlament ab, bereist alle EU-Staaten zwecks Abstimmung regelmäßig und systematisch, erklärt sich zudem in den USA oder in Japan und ist sich nicht zu fein, auch die belgische oder die bayrische Provinz zu bereisen. Sein Team ist wohl ausgesucht! Von dieser Seite aus mag es als klar erscheinen: Die EU und the UK werden in Zukunft zwischen Kanada und Norwegen liegen, was das zukünftige Verhältnis anbelangt. Eher entweder als oder. Und zwar wegen der Feinheiten!
Gerade wegen des unnachahmlichen Chaos, welche seit zwei Jahren in der Politik in London vorherrscht, gilt es, sich dem Artikel 50 des Vertrages über die Europäische Union zu widmen.
Dort stehen in Artikel 2 und 3 in der deutschen Auslegung zwei Sätze:
> Der Rat beschließt mit qualifizierter Mehrheit nach Zustimmung des Europäischen Parlaments.
>  Die Verträge finden auf den betroffenen Staat ab dem Tag des Inkrafttretens des Austrittsabkommens oder andernfalls zwei Jahre nach der in Absatz 2 genannten Mitteilung keine Anwendung mehr, es sei denn, der Europäische Rat beschließt im Einvernehmen mit dem betroffenen Mitgliedstaat einstimmig, diese Frist zu verlängern.
Hier darf ein Hinweis auf Deutsche Geschichte nicht fehlen und genügen, um einen Vergleich zu ermöglichen! Die Mauer fiel am 09.11.1989. Keine elf Monate später, am 03.10.1990, war Deutschland als souveräner Staat wieder vereinigt! Artikel 50 gewährt keineswegs zu wenig Zeit. Die Aufgabe für Helmut Kohl war ungleich schwieriger, komplizierter und fast unmöglich zu lösen!
Man darf klar benennen, was seit bald zwei Jahren überhaupt zur Debatte steht. Es geht um ein Austrittsabkommen: „Wie wollt ihr Britten raus?“ „ Was ist mit Euren bisher eingegangenen Verpflichtungen?“Wie sieht Eure Lösung für Nord-Irland aus?“ Spätestens dann, wenn Politiker aus London schon heute ein zukünftiges „Freihandelsabkommen“ im Ausstiegsvertrag einfließen lassen wollten, müßten alle nationalen Parlamente zustimmen!
Tony Blair hat vor ein paar Tagen dem Wirtschaftsdienst Bloomberg ein Interview gegeben. Er verwies auf die ungebrochene Fähigkeit der EU, Kompromisse finden zu können, auch in der „elften Stunde“, wenn die Uhren angehalten werden. Natürlich deutete er Möglichkeiten für Kompromisse an. Und er machte klar, dass die Europäische Union keinerlei Kompromisse hinsichtlich ihres Rechtsrahmens als Vertragsgemeinschaft machen kann: der Europäische Gerichtshof bleibt eine Tatsache nicht nur für Mitgliedsstaaten!
Was Tony Blair und die politische Klasse in Großbritannien wohl eher weniger verfolgt haben , betrifft den Umgang der deutschen Regierung zur Zeit der „Griechenlandkrise“ mit Griechenland! Warum waren Merkel und Schäuble so mitleidlos? Weil Leute vor deutschen Gerichten gegen die Beihilfen geklagt hatten!
Es bleibt festzuhalten! Die Zeiten aus ferner Vergangenheit in den 1980er Jahren, in denen Regierungschefs irgendetwas beschließen konnten, sind vorbei. Jeder Vertrag, der britischen Unternehmen oder Institutionen abseits des Unionsrechts der EU „bessere“ Konditionen als deutschen Bürgern, Institutionen oder Unternehmen gewähren könnte, würde alsbald vor dem Bundesverfassungsgericht und dem Europäischem Gerichtshof mit etlichen Klagen enden!
Wer das Europäische Parlament beleidigen will, der schicke Nigel Farage dorthin. Dieser Abgeordnete hat sich mit voller Absicht einen Spitzenplatz gesichert: Das Geld und seine zukünftige Pension sichern! Aber möglichst niemals selbst in Kernbereichen des EU-Parlaments selbst arbeiten. Nicht in Ausschüssen, nicht in Arbeitsgruppen, nicht einmal nirgendwo … Dass die britische Regierung das EU-Parlament aus innenpolitischen Gründen mißachtet, ist ein dummer Fehler.
Jedoch wird auch das am Kernproblem nichts ändern: Ein „Fudge-Brexit“ ist nicht möglich, weil mittlerweile ein funktionierendes Rechtssystem innerhalb der Europäischen Union existiert! Sollten irgendwelche dämlichen Ungarn, Britten oder Polen das anders sehen, so wäre das für Entscheidungen deutscher Gerichte völlig unwichtig!

Dienstag, 4. September 2018

Ein Hinweis darauf, warum die neuen Bundesländer anders ticken


Wenn es um geifernden Hass auf deutschen Straßen geht, dann bieten die neuen Bundesländer seit Jahren bestes Bildmaterial. Das wird verschiedene Gründe haben. Ein Unterschied zu der alten BRD liegt in anderen Erfahrungen bezüglich Migration!
Wenige Menschen machen es sich bewußt. Aber, in Westdeutschland gibt es eigentlich keine Familien, die keine Erfahrungen mit Flucht, Vertreibung, Migration und den dunkleren Seiten der Integration haben.
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs zeichnete sich eine Katastrophe ab! Millionen Deutsche würden vertrieben werden! Hier eine Grafik, die aufzeigt, mit welch drastischen Zahlen die Amerikaner 1945 rechneten.
File:Vertreibungsgebiet.jpg
"Außenministerium der Vereinigten Staaten, Potsdamer Konferenz: das mögliche Vertreibungsgebiet mit Bevölkerung"
(Quelle: Wikipedia / Autor:
amerikanisches Außenministerium / Lizenz: GNU Free Documentation License)
Die tatsächlichen Zahlen sahen in etwa so aus:
(Quelle: Wikipedia / Lizenz: Public Domain)
Als notwendigen Einschub möchte ich kurz die Erfahrungen meiner Familie skizzieren. Meine Mutter und meine Großeltern mütterlicherseits stammen aus Ostpreußen. Anfang 1945 flohen meine Mutter und meine Großmutter per Planwagen über das gefrorene Haff 'gen Westen. Mein Großvater war zu der Zeit noch Kriegsgefangener. Letztendlich trafen sich alle in West-Berlin wieder. Auf dem Weg dorthin waren sie stets ungeliebte „Gäste“ in Restdeutschland. Selbst Schleswig-Hollstein kann ein garstiger ort sein!
Aber bereits nach, sagen wir 1947, beginnen sich die Erfahrungen von West und Ost in Deutschland auseinander zu dividieren. Viele Vertriebene, die zunächst in der Sowjetischen Besatzungs Zone gelandet waren, zogen weiter nach Westdeutschland.
Die Erfahrungen, die man in Westdeutschland machte sind ab den 1950er Jahren durchaus bemerkenswert! Denn Millionen Neubürger kamen hinzu.
> Ab den 1950er Jahren: Anwerbung von Gastarbeitern!
> Bis 1961: innerdeutsche Flucht von Ost nach West!
> Ab den 1970er Jahren: Spät-Aussiedler aus der Sowjetunion!
> Ab den 1970er Jahren: Spät-Aussiedler aus osteuropäischen Ländern (z. B. die Siebenbürger Sachsen)!
> Ab Ende der 1970er Jahren: „Boat People“!  (Hier kann man den Unterschied zwischen Ost und West deftigst sehen: Vietnamesen in der DDR waren Vertragsarbeiter, wurden quasi kaserniert und wurden „Fidschies“ genannt!)
> Ab Ende der 1970er Jahren: Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus z. B. dem Libanon!
> Ab den 1980er Jahren: Anstieg der Aussiedlerzahlen!
> Spätestens ab 1992: Kriegs-Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien!
> usw. 

Dass Migration nach Westdeutschland kein Zuckerschlecken war, haben meine Großeltern und hat meine Mutter erlebt. Und ich kann mich an meine Jugendzeit an manchen Tagen noch erinnern. "Spaghettifresser" oder "Knoblauchfresser" wurden Italiener oder Türken genannt. Diskriminierung war an der Tagesordnung. Und Anfang der 1990er Jahren zeichnete sich ein Totalversagen des westdeutschen Gemeinwesens angesichts deutlich steigender Asylbewerberzahlen ab! Es kam zu brutalen Brandanschlägen. Gerade die Politik, die Ermittlungsbehörden und die Justiz versagten auf beeindruckende Art und Weise!
Aber in Westdeutschland gingen die Bürger auf die Straße, um ihre Solidarität mit den Opfern zu zeigen! 

(Quelle: YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=ifv9t7p3HQY)
Abgesehen davon kennt jeder Westdeutsche oder jeder West-Berliner die Schattenseiten der Migration. Wer liebt sie nicht, die Angehörigen irgendwelcher libanesischer Großfamilien, die verdächtigt werden, einige der spektakulärtsen Verbrechen der letzten zehn Jahre verübt zu haben: "Diebstahl der größten Goldmünze der Welt"! 

Der Staat? Der Staat in Berlin? Er versucht "sein bestes", um mit den Schattenseiten von Migration fertig zu werden. Er ignoriert halt gerne. Und das tun Bürger genauso. Wenn in Berlin am frühen Abend eine Frau keine 100 Meter vom Bahnhof Zoo von einem osteuropäischen Obdachlosen umgebracht wird, dann gibt es keine Demonstrationen. Es gibt eine kleine private Gedenkstätte am Ort der Tat. Später.

Dieses "Ignorieren" von Realitäten hat zwei Seiten. In Großstädten kommen sich Stadtbürger - egal welcher Herkunft - fast zwangsläufig näher: sei es am Arbeitsplatz, im Gym, im Verein oder beim Vietnamesen. Wir feiern sogar zusammen. Wir heiraten uns mit beeindruckendem Erfolg. Aber, wir sprechen die Probleme nicht gerne an. In Landkreisen wie z. B. Gifhorn im Osten Niedersachsens kommen Neubürger und Blut-Deutsche noch schwerer zusammen. Wir trennen uns absichtsvoll
Und wir reden übereinander statt miteinander. Es erscheint uns leichter zu sein, uns sprechend voneinander abzugrenzen. Es erscheint leichter, sich zu ignorieren.

Bei einer Mordtat sollte man innehalten. Ein Schwein tötete eine wirklich wunderbare Frau, einen wunderbaren Mann! Das Schwein sitzt in Haft! 

Und wenn ein Schwein in Dessau eine chinesische Studentin vergewaltigt, tötet und aus dem Fenster wirft, dann geht dort tatsächlich auch niemand auf die Straße, um zu protestieren. Herr oder Frau Niemand dort haben keine Zeit, der netten Frau und ihrem Schicksal ein sichtbares Zeichen zu setzen. Und auch in Berlin hatten leider so wenige Zeit, ihr Mitleid zu bekunden.

Es fällt also irritierend auf, dass der Mord an einem netten Mann aus Chemnitz in Sachsen so sehr instrumentalisiert wird! Zumal der Mann mittlerweile als "Deutsch-Cubaner" bezeichnet wird. Das Blut scheint in der Deutschen Sprache eingebrannt zu sein. Ist es per se eigentlich nicht! 

Es geht schon darum, ob man einen Kumpel als "Deutsch-Türken" bezeichnet oder nicht! Man könnte mich auch als "Deutsch-Preußen" bezeichnen. Da fehlt wohl fast jedem Deutschsprachler die Phantasie, mal drei Sekunden nachzudenken. Da geht es nicht um Ost oder West.

Der Unterschied besteht darin, dass manche Regionen in der Peripherie des Bundes manchmal kein anderes Thema haben, um sich kennenzulernen.
Hier daher noch ein weiterer privater Einschub! Ich habe es erlebt. Schon vor über zehn Jahren. Mit einem Berliner Kennzeichen, kaum angekommen im Dorfe meiner Wahl in Sachsen („Familienbesuch“). Wir (Frau, Kind, Kegel) parken am Ziel angekommen in der Einfahrt. Hinter mir hält ein mir völlig unbekannter Handwerker sein Mobil an, steigt aus, kommt auf mich zu … und: „Hast Du schon gehört, dass die noch mehr Ausländer ‘reinlassen wollen!???
Das irritierte mich …
… und am folgenden Wochenende muss man sich jeden Scheiß über die Treuhand und die Wessies anhören. Und dann kommt der Hinweis! 1945 hätten die Amerikaner mit Tieffliegern Jagd auf Kinder in Dresden gemacht. Besser noch! Man habe das selbst gesehen! … … … Und die Gesichtszüge meines Gegenübers nehmen diese geifernde Form an.
Okay, ich gebe es zu! Es mag vielleicht doch am Trinkwasser liegen. Das Wasser in Sachsen könnte ja aus ungeahnten Bergregionen stammen.