Das fundamentale Problem bei der Beantwortung dieser Fragen besteht
darin, dass es in Sachen Brexit tatsächlich nur zu einer Verschlechterung der bisherigen Beziehungen zwischen
Großbritannien und dem verbleibenden Rest
der Europäischen Union (EU 27) kommen kann. Zudem tut sich ein
mehrdimensionaler Rahmen auf.
Für the UK ist die Lage klar. Das Land hat (wie alle anderen EU-Staaten)
enorm von seiner Mitgliedschaft profitiert.
Aus letztendlich unwichtigen Gründen wählten seit Jahrzehnten gerade
konservative Politiker und Medien die EU
zum beliebtesten Sündenbock. Dies
nutzte ein klassischer Populist – Nigel Farage
– aus, um mit Hilfe der "Rupert-Murdoch - Presse" die politische Klasse gerade in England vor sich her zu treiben. In
Zusammenarbeit mit dieser so genannten „right wing“ – Presse widmete er sein
politisches Leben dem Ziel, dass Großbritannien die Europäische Union verlassen
solle („Independence Day“).
Am 23.06.2016 wurde sein Wirken mit dem Referendumsergebnis gekrönt. Die Wahlbeteiligung betrug 72,2 % insgesamt. 33.551.983 Wahlberechtigte gaben ihre Stimme ab. 51,9 % von ihnen stimmten für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU und 48,1 % für den Verbleib. Somit stimmten fast 17.413.500 für den Austritt und ca. 16.138.400 dagegen. Beide Wählerstimmenzahlen belegen die Plätze Eins und Zwei, die jemals in Großbritannien bei irgendeiner Wahl gezählt wurden! Das Wahlergebnis ist daher eindeutig und demokratisch legitimiert!
Am 23.06.2016 wurde sein Wirken mit dem Referendumsergebnis gekrönt. Die Wahlbeteiligung betrug 72,2 % insgesamt. 33.551.983 Wahlberechtigte gaben ihre Stimme ab. 51,9 % von ihnen stimmten für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU und 48,1 % für den Verbleib. Somit stimmten fast 17.413.500 für den Austritt und ca. 16.138.400 dagegen. Beide Wählerstimmenzahlen belegen die Plätze Eins und Zwei, die jemals in Großbritannien bei irgendeiner Wahl gezählt wurden! Das Wahlergebnis ist daher eindeutig und demokratisch legitimiert!

"United
Kingdom EU referendum 2016 area results" (Quelle: Wikipedia / Autor: Mirrorme22 / Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)
Leider war nur Teilen der „Politischen
Klasse“ in the UK bewußt, wie sehr Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und
politische Einflußnahme innerhalb der Europäischen Union positiv verschränkt
sind. Der „Bevölkerung“ war es eher unklar, dass es mittlerweile eine „europäische
Fertigungsindustrie“ gibt, die auf Zulieferer aus ganz Europa setzen kann.
Daraus erklärt sich das völlig idiotische Verhalten der britischen Regierung seit 2016
ausreichend: Sie kann keinen „Deal“
liefern, der britischen Interessen entsprechen könnte! Sie ist gefangen im „Wahn populistischer Ansprüche“!
Für die Europäische Union ist die Lage ebenfalls klar. Nicht nur in Großbritannien,
sondern in allen Mitgliedsstaaten dient sie als Sündenbock. Zudem ist den meisten Bürgern nicht klar, „was
Europa ist“! Nach den gescheiterten
Referenden bezüglich einer „Europäischen Verfassung“ in 2005 (Frankreich und die Niederlande)
wurde die Idee eines Europäischen
Staatsgebildes verworfen! Mit dem Vertrag von Lissabon wurde die
EU zu einer „Vertragsgemeinschaft“
umjustiert. Das Bundesverfassungsgericht
definierte nachfolgend und mit seinem „Lissabon-Urteil“ die EU als „Staatenverbund“, der keine „Kompetenz-Kompetenz“ besitzt! Brüssel regiert nicht! Das Bundesverfassungsgericht
bleibt weiterhin Hüterin des deutschen Grundgesetzes, leitet aber in
Zweifelsfällen Rechtsbegehren mit Kommentierung an den Europäische Gerichtshof weiter. Somit bleibt der Europäische
Rechtsansatz geschützt! Alle Nationalstaaten bleiben im gleichen rechtsrahmen:
abgesichert durch den Europäischen Gerichtshof! Das hat politische und wirtschaftliche
Hintergründe!
Denn! Populistischen Klagen in Deutschland gegen Rettungsmaßnahmen, die
den €uro schützen sollen, nachzugeben, könnte für DEN GEWINNER des €uros – Deutschland
– bitter enden. Und es ist eine hart
erarbeitete Tatsache, dass es innerhalb der Europäischen Union keine „nationalen Industrien“ mehr
gibt. Innerhalb der EU als geographisch abgegrenztem Raum mit bald 450.000.000
Einwohnern und einer Wirtschaftskraft, die der der USA und ansatzweise der
Chinas entspricht, existiert zwangsläufig auf unterschiedlichsten Ebenen eine
Art Arbeitsteilung.
Und so fertigen also im Rahmen europäische Fertigungsketten wichtige Zulieferer in Großbritannien. Und es
eine Tatsache, dass London der Standort der Wahl für Finanzdienstleistungen
jeglicher Art ist! London ist als Finanzstandort für Europa und für die
EU ein „Asset“. Das muss nicht so bleiben.
Es verbleiben fünf Grundüberlegungen: Großbritannien
will alle Vorteile eines
EU-Mitglieds weiterhin haben. Großbritannien will sich den Verpflichtungen einer Mitgliedschaft entziehen. Die Europäische
Union verliert sowieso und ist die beste
Kompromissmaschine auf diesem Planeten. Jeder Vertrag mit the UK hat Auswirkungen auf alle anderen Verträge,
welche die EU mit Drittstaaten
abgeschlossen hat. Gibt es irgendeine
Industrie, die nicht in die EU 27 verlegt werden könnte, und sei es mit Druck?
Vor diesem Hintergrund bleibt es noch
anzumerken, dass nicht nur Großbritannien seine Kompetenz verloren hat, Freihandelsabkommen abzuschließen. Dies
gilt für alle EU-Mitgliedsstaaten. Die
Fachkompetenz sitzt in Brüssel! Daher
ist es nur folgerichtig, dass Mr. Michel Barnier mit seinem Team alle Verhandlungen zentral führt! Und der Mann macht das sehr gut: Er fragt ALLE Parteien, bezieht alle
Beteiligten ein, stimmt sich mit dem EU-Parlament ab, bereist alle EU-Staaten
zwecks Abstimmung regelmäßig und systematisch, erklärt sich zudem in den USA
oder in Japan und ist sich nicht zu fein, auch die belgische oder die bayrische
Provinz zu bereisen. Sein Team ist wohl ausgesucht! Von dieser Seite aus mag es
als klar erscheinen: Die EU und the UK werden in Zukunft zwischen Kanada
und Norwegen
liegen, was das zukünftige Verhältnis anbelangt. Eher entweder als oder. Und zwar wegen der Feinheiten!
Gerade wegen des unnachahmlichen Chaos, welche seit zwei Jahren in der
Politik in London vorherrscht, gilt es, sich dem Artikel 50 des Vertrages über
die Europäische Union zu widmen.
Dort stehen in Artikel 2 und 3 in der deutschen Auslegung zwei Sätze:
> Der Rat „beschließt mit
qualifizierter Mehrheit nach Zustimmung des Europäischen Parlaments.“
> „Die Verträge finden auf den betroffenen Staat ab
dem Tag des Inkrafttretens des Austrittsabkommens oder andernfalls zwei Jahre
nach der in Absatz 2 genannten Mitteilung keine Anwendung mehr, es sei denn,
der Europäische Rat beschließt im Einvernehmen mit dem betroffenen
Mitgliedstaat einstimmig, diese Frist zu verlängern.“
Hier darf ein Hinweis auf Deutsche
Geschichte nicht fehlen und genügen, um einen Vergleich zu ermöglichen! Die Mauer fiel am 09.11.1989. Keine elf Monate später, am 03.10.1990, war Deutschland als souveräner Staat wieder vereinigt!
Artikel 50 gewährt keineswegs zu wenig Zeit. Die Aufgabe für Helmut Kohl war ungleich schwieriger,
komplizierter und fast unmöglich zu lösen!
Man darf klar benennen, was seit bald
zwei Jahren überhaupt zur Debatte steht. Es geht um ein Austrittsabkommen: „Wie wollt ihr Britten raus?“ „ Was ist mit
Euren bisher eingegangenen Verpflichtungen?“ „ Wie sieht Eure
Lösung für Nord-Irland aus?“ Spätestens dann, wenn Politiker aus
London schon heute ein zukünftiges „Freihandelsabkommen“ im Ausstiegsvertrag
einfließen lassen wollten, müßten alle nationalen Parlamente zustimmen!
Tony Blair hat
vor ein paar Tagen dem Wirtschaftsdienst Bloomberg ein Interview gegeben. Er
verwies auf die ungebrochene Fähigkeit der EU, Kompromisse finden zu können,
auch in der „elften Stunde“, wenn
die Uhren angehalten werden. Natürlich deutete er Möglichkeiten für Kompromisse
an. Und er machte klar, dass die Europäische Union keinerlei Kompromisse
hinsichtlich ihres Rechtsrahmens als Vertragsgemeinschaft machen kann: der
Europäische Gerichtshof bleibt eine Tatsache nicht nur für Mitgliedsstaaten!
Was Tony Blair und die politische
Klasse in Großbritannien wohl eher weniger verfolgt haben , betrifft den Umgang
der deutschen Regierung zur Zeit der „Griechenlandkrise“ mit Griechenland!
Warum waren Merkel und Schäuble so mitleidlos? Weil Leute vor deutschen Gerichten gegen die Beihilfen
geklagt hatten!
Es bleibt festzuhalten! Die Zeiten aus ferner Vergangenheit in den
1980er Jahren, in denen Regierungschefs irgendetwas beschließen konnten, sind
vorbei. Jeder Vertrag, der
britischen Unternehmen oder Institutionen abseits des Unionsrechts der EU „bessere“
Konditionen als deutschen Bürgern,
Institutionen oder Unternehmen gewähren könnte, würde alsbald vor dem
Bundesverfassungsgericht und dem Europäischem Gerichtshof mit etlichen Klagen enden!
Wer das Europäische Parlament beleidigen will, der schicke Nigel Farage
dorthin. Dieser Abgeordnete hat sich mit voller Absicht einen Spitzenplatz
gesichert: Das Geld und seine zukünftige Pension sichern! Aber möglichst niemals
selbst in Kernbereichen des EU-Parlaments selbst arbeiten. Nicht in
Ausschüssen, nicht in Arbeitsgruppen, nicht einmal nirgendwo … Dass die
britische Regierung das EU-Parlament aus innenpolitischen Gründen mißachtet,
ist ein dummer Fehler.
Jedoch wird auch das am Kernproblem nichts ändern: Ein „Fudge-Brexit“
ist nicht möglich, weil mittlerweile ein funktionierendes Rechtssystem
innerhalb der Europäischen Union existiert! Sollten irgendwelche dämlichen
Ungarn, Britten oder Polen das anders sehen, so wäre das für Entscheidungen
deutscher Gerichte völlig unwichtig!
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