Donnerstag, 18. Oktober 2012

Wie man sich seinen Markt garantiert kaputt macht


„Alte“ Industrien, „alter“ Handel, „alte“ Dienstleistungen oder Printmedien reagieren mittlerweile seit Jahrzehnten wie die Hasen vor den Schlangen des Internets. Sie bewegen sich nicht schnell genug.

Datei:Ford T Jon Sullivan.jpg
Quelle: Wikipedia.de (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Ford_T_Jon_Sullivan.jpg&filetimestamp=20060228131642)

Quelle und Neckerman – zwei Ikonen des „Wirtschaftswunders – hat es dahingerafft. Die Schuhkette Leiser ging in die Insolvenz. Newsweek stellt seine Printedition ein. Publikumsbanken schließen Filialen.

Gleichzeitig peilt Zalando die erste Milliarde als Umsatzziel an. Amazon geht in die Breite. Blogs und „Pseudo-Zeitungen“ versorgen Leser mit Inhaltsleere und gedeihen dank Werbeeinnahmen prächtig.

Die Ausgangslage für „alte“ Anbieter war aber mal prächtiger. Sie hatten Kunden, Kundenbeziehungen und erprobte Lieferwege. Ein Problem der DotCom-Krise nach 2001 lag ja gerade darin begründet, dass die neuen Hoffnungsträger des Internets zu der damaligen Zeit nichts Fassbares anbieten konnten.

Dass dies auch heute noch zu einem existentiellen Problem werden kann, zeigt der Kollaps der StudiVZ-Dingsdas.

Was passierte bei einigen "Alten"?

● Herr Beise von der Süddeutschen Zeitung (SZ) würde sagen, dass man sich nie auf Lorbeeren ausruhen darf.

● Was um die Jahrtausendwende noch nicht richtig funktionieren konnte, durfte mittlerweile funktionieren, nachdem der Postmarkt dereguliert worden war und Logistik zu Billigpreisen möglich wurde. Dies wurde nicht erkannt.

● Bietet man seine Leistung auf dem einen Distributionsweg für umsonst an, so kann man nicht erwarten, dass Kunden eines anderen Distributionswegs das niemals mitbekommen. Jeden Tag kann man diese Idiotie am Zeitungsmarkt erlesen. Dort muss sich niemand wundern, wenn Leser mittlerweile alles umsonst haben wollen.

● Einfachste Grundüberlegungen der Kundenbindungen wurden übersehen! Das Internet bietet als computerisierte Maschinerie keinerlei Möglichkeit zwischenmenschliche Beziehungen zu nutzen. Damit ist jegliche Kundenbindung zweifelhaft.

● Einfachste Möglichkeiten, den Wert einer Marke wie bspw. Quelle – z.B. gut, werthaltig, preisgünstig und funktional – zu kommunizieren wurden vernachlässigt. Würde BMW seine Autos per Internet zu Schnäppchenpreisen verhökern, so wäre „der BMW“ sehr schnell „ein Auto“.

● Die eigenen Mitarbeiter wurden und werden demotiviert. Deren Expertise, die für eine wertschöpfende Akquise notwendig sind, wird mißachtet. Callcenter werden eingesetzt, die Löhne werden gesenkt. Es ist ein Trauerspiel.

Im Ergebnis ist das Kaufpotential und der „Wert“ dessen, was der breiten Mehrheit zur Verfügung steht, weniger „wert“. Schrott und billig („Geiz ist geil“) werden bleiben. Einige Verbraucher werden sich weiterhin Schuhe in einer Filiale leisten können. Der Rest wählt billig produzierte Massenware aus, deren Manufaktur nie erklärt oder beworben wird und schickt die schlichte Wertlosigkeit so oft zurück, bis ein Konsumartikel schließlich mal paßt. Nach Ablauf der Gewährleistung dürfte das Ding dann zu Humus übergehen. 

Bei Bild oder der BZ arbeiten Journalisten! Bei den "Fox" - Nicht-Zeitungen, die ihr Erscheinen als Blogs ankündigen, werden lächelnde Amateure ohne Ausbildung oder Ahnung das Volk beglücken! SZ, FAZ und eventuell Der Freitag werden kostenpflichtig überleben.

Man kann das Produktivfortschritt nennen, wenn man auf Drogen steht.

Henry Ford hat bekanntlich mit seinem „Modell T“ zu fernen Zeiten in einer anderen Zeit der Innovation gezeigt, dass Erfindungen und Produktivsteigerungen etwas ganz anderes, etwas Wertsteigerndes schaffen können. Beim Modell T wurde nicht an der Handbremse gespart und nicht beim Arbeitnehmer!

Sein Automobil war einfacher, zugleich trickreicher erbaut und günstiger als jede „Motor-Kutsche“ mit Chauffeur. Man konnte mit ihm aber mehr Wege befahren, mehr Lasten transportieren und mehr Geld verdienen!

Keine Kommentare: