Dienstag, 10. Juni 2014

EUROPA: Schön war’s, schön wär’s – von Biedermännern und Teilchenphysikern



Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, 10.06.2014

Jahresthema der Akademie der Wissenschaften am Berliner Gendarmenmarkt ist der „Zukunftsort Europa“. Die Akademie lädt wohlüberlegt Vortragende ein.

Zum heutigen Abend wurden Timothy Garton Ash und Karl Heinz Bohrer eingeladen. Mister Ash ist ein zutiefst freundlicher, politischer Intellektueller. Herr Bohrer ist als Autor durch die Schule der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gegangen. Dort empfindet man Demokratie schon mal als überbewertet. Die Verachtung gegenüber Poltikern wie Helmut Kohl scheint tief zu sitzen.
File:Biedermann und die Brandstifter 1958.jpg
"Erstausgabe der Bühnenfassung 1958"
(Quelle: Wikipedia / Autor: H.-P.Haack /
Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 Unported)

Beide Diskutanten sind Autoren fast-wissenschaftlicher Bücher zu diesen oder jenen Themen. Man kann der Intellektualität der Herren einiges abgewinnen. 

Mister Ash scheint Engländer zu sein. Karl Heinz Bohrer ist stolz darauf in Deutschland, Frankreich und England nahezu gleichzeitig gelebt zu haben. „Angelsächsische Weisheiten“ und Demagogie sind beiden nicht fremd.Aus naturwissenschaftlicher Sicht sind beide Autoren Verfasser einer Art Ratgeber-Literatur.

Man könnte nun die heutige Diskussion wiedergeben. Oder man bringt zugespitz sein Entsetzen ob solcher Argumentation zum Ausdruck.

Wer die „Differenz“ sucht, der wird sie finden. Hier saßen intellektuelle Teilchenphysiker zusammen, die ganz offensichtlich einen argumentativen Wald mit lauter Bäumen vor sich hatten. 

Zumindest Herr Bohrer hätte aber nicht einmal einen Baum erkannt. Zu viele Atome, Myonen und viel zu viel europäische Dunkle Materie und Energie. Und immer viel zu wenige deutsch-national begeisterte Teilchenbeschleuniger, um das Wesen des Seins erkennen zu können.

Wer Europa immer nur als etwas Utopisches sehen will und die Realität mit den Scheuklappen einer Angelsächsischen Sichtweise betrachtet, der kann der Realität eines Europäischen Parlaments vielleicht gerade einmal so viel abgewinnen, wie ein UKIP-Abgeordneter
 
Und da liegt die Krux. Die Argumentation der beiden "angelsächsisch Angehauchten" und das Wahlverhalten vieler Bürger bei der letzten Wahl zum EU-Parlament erinnern an „Biedermann und die Brandstifter“!

In diesem "Lehrstück ohne Lehre" will Biedermann nicht wahrhaben, was die Brandstifter anrichten und beabsichtigen. Er verschließt die Augen und unterstellt den Brandstiftern fast schon nachvollziehbare Gründe für ihr Tun. Er folgt damit deren Argumentation. UKIP und Front National benötigen gerade einen „quasi-intellektuellen“ Boden, der durch intellektuelle Teilchenphysiker garantiert nicht ausgetrocknet wird! Beide Parteien sind aber keineswegs nur „euroskeptische“ Organisationen!

Dort verbreiten Rassisten und Faschisten ihre Anti-Europäische-Union-Propaganda! Biedermänner sollten das wissen!

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