Freitag, 14. Dezember 2012

Gerhard Schröder - ein "US-Republikaner" als SPD - Kanzler in Deutschland



Seit 1997 soll der Anteil der „Mittelschicht“ an der deutschen Gesamt - bevölkerung um 5.500.000 Menschen abgenommen haben. Das kann man getrost als Auswirkung der aus den USA übernommenen Theorie von „Trickle-down economics“ ansehen.

Die „trickle-down theory“ besagt, dass Steuererleichterungen für die Reichen von Natur aus gut sein müssen. Die Reichen seien deswegen reich, weil sie die Leistungsträger einer Gesellschaft darstellten. Also müsse man es durch Deregulierung und gerade durch Steuersenkungen ermöglichen, dass diese die Wirtschaft zum Wachsen zu bringen.  

Datei:Bundesarchiv Bild 183-09221-0007, Bernau, Schloss Lanke, Tbc-Krankenhaus, Röntgen.jpg
"Kein Leistungsträger? Ohne 'tricklin-down'!" (Creative Commons-Lizenz / Quelle: Das Bundesarchiv)
Dieses Wachstum schaffe mehr Wohlstand für Alle. Der tröpfele dann nach unten durch und solle sukzessive auch die Mittelschicht und die Unterschicht erreichen und bereichern. 

Und diese Theorie der sogenannten "Reaganomics" der 1980er Jahre wurden nicht unter dem Kanzler Helmut Kohl, sondern unter dem Sozialdemokraten Gerhard Schröder im neuen Jahrtausend mit knapp 20 Jahren Verzögerung in Deutschland ausprobiert.

In Deutschland wurden unter Schröder daher die Steuern für Spitzenverdiener gesenkt. Bei der Mittelschicht konnte der Staat leider nicht so freigiebig sein, da die Masse der Millionen Bundesbürger über direkte und indirekte Steuern die staatlichen Ausgaben finanzieren muss.

Es ist zwar richtig, dass im Bereich der Einkommenssteuer die oberen zehn Prozent einen Großteil allein dieser Steuer weiterhin aufbringen.

Genauso richtig bleibt es, dass der Mehrwertsteuersatz für Alle und damit auch für die 90 Prozent mit schrumpfenden Realeinkommen drastisch erhöht wurde. Und ebenfalls richtig bleibt es, dass Steuern für Tabak, Benzin etc. ebenfalls drastisch erhöht wurden und im Vergleich zum Einkommen gerade die 90 Prozent deutlich treffen.

Eine am Donnerstag, den 13.12.2012, von der Bertelsmann-Stiftung und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vorgelegte Studie zur Einkommensentwicklung in Deutschland zeigt, wohin das geführt hat. Die Mittelschicht schrumpfte um mehr als 5 Millionen Bürger.

Leider stiegen diese 5 Millionen in den seltensten Fällen zur Oberschicht auf. Die meisten rutschten ab.

Der staatlich gewollte Niedriglohnsektor, die Hartz-Gesetzgebung und die Lohnzurückhaltungen der letzten zehn Jahre waren umstritten und haben dennoch dazu beigetragen, dass Deutschland momentan wirtschaftlich insgesamt sehr respektabel dasteht.  

Eine weitere wichtige Ursache für das momentane wirtschaftliche Hochgefühl in Deutschland liegt höchstwahrscheinlich darin begründet, dass hierzulande momentan ca. 2,8% des Bruttoinlandprodukts (BIP) für Forschung und Entwicklung ausgegeben werden. Das ist doppelt so hoch als im EU-Schnitt und kommt den USA zumindest schon mal nahe.

Aber hat auch die „trickle-down theory“ geholfen?

Schaut man sich die sehr kleine Gruppe der Superreichen an, die mehr als eine Milliarde Euro besitzen, so fällt für Deutschland auf, dass hier in der Mehrheit Erben der Nachkriegsgründer vertreten sind. Diese verschwindend kleine Gruppe besitzt (wenn man mal großzügig und nicht neidisch ist) mehr als 60% des Gesamtvermögens in diesem Lande. Die ursprünglichen Gründer dieser Vermögen haben vor 60 Jahren in einer deutschen Welt mit geringen Einkommensunterschieden und mit wenig „trickle-down“ angefangen, Firmen zu gründen und wachsen zu lassen. Deren Erben sind keinesfalls alle die Leistungsträger eines weiter wachsenden Wohlstands, sie sind häufig Verwalter und enden auch mal wie die Schleckers oder Frau Schickedanz.

Deutschland hat sich in den letzten 30 Jahren in allen Bereichen extrem und grandios verändert.

Schaut man sich die Erfolgsträger der deutschen Wirtschaft im Vergleich zu anderen europäischen Staaten oder gerade zu den USA an, dann blickt man sofort auf den deutschen Mittelstand und auf die berühmten „hidden champions“. Hier finden sich viele erfolgreiche Gründer mit selbst erarbeitetem Vermögen. Ihr Reichtum basiert mittelbar oder direkt auf eigenen Fähigkeiten und auf den Möglichkeiten, die Deutschland bietet. Diese Erfolgsträger beschäftigen die Mittelschicht und wissen um den Wert ihrer Mitarbeiter bestens Bescheid. Anhänger eines „trickling-down“ kann man dort selten finden. Ein international erfolgreiches Unternehmen im Bereich Messebau weiß, dass Aufträge nur von Fachkräften erledigt werden können, die auch irgendwo wohnen müssen, sich ein Haus wünschen, gerne mal essen gehen. „Trickling-Down“ war hier niemals für nichts zu gebrauchen.

Bei jeder Call-Center-Klitsche oder im Postzustelldienst sieht das anders aus. Die unanständig niedrigen Löhne dort sind ein Zeichen der niemals vorhandenen Wertschätzung für die eigenen Mitarbeiter! Hier gilt kein „trickling-down“ sondern ein „trickling-up“. Die „bruteforce-Methode“ verspricht hier Wachstum und Wohlstand für die Besitzer. Nichts tröpfelt in diesen Branchen nach unten!

Rentner werden beschäftigt, die ohne Stundenlohn arbeiten. Pro Interview für irgendwelche Marktforschungseinrichtungen gibt es in „Klasse I“ 2,50€ und in „Klasse II“ 4€ pro Interview. Zwei Interviews pro Stunde sollten drin sein. Man kann sich ausmahlen, in welcher Höhe die nicht vorhandenen Löhne „regulär“ Beschäftigter bei dieser Konkurrenz eingepresst werden. 7.50€ pro Stunde ohne Zuschlag!

Eine Gesellschaft, die sich auf die „trickle-down theory“ verlässt, die endet im US-Republikanischen Wunschtraum der Mac-Jobs! 

Oh! Es war doch wohl mehr die Globalisierung, die uns Europäer so sehr fordert! Ein "trickling" ist nur eine Antwort!

Es sei Gott gepriesen! In Deutschland hat dieser US-Schwachsinn nur ca. 5.500.000 Bürgern ein gedeihliches Leben verleidet. Die tragen keineswegs (alle) selbst an ihrem Schicksal Schuld. Und nicht alle müssen gleich von 7,50€ in der Stunde leben. Der Weg dahin ist aber abschüssig geworden. 

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