Seit 1997 soll der Anteil der
„Mittelschicht“ an der deutschen Gesamt - bevölkerung um 5.500.000 Menschen
abgenommen haben. Das kann man getrost als Auswirkung der aus den USA
übernommenen Theorie von „Trickle-down economics“ ansehen.
Die „trickle-down theory“ besagt, dass
Steuererleichterungen für die Reichen von Natur aus gut sein müssen. Die
Reichen seien deswegen reich, weil sie die Leistungsträger einer Gesellschaft
darstellten. Also müsse man es durch Deregulierung und gerade durch
Steuersenkungen ermöglichen, dass diese die Wirtschaft zum Wachsen zu bringen.
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"Kein Leistungsträger? Ohne 'tricklin-down'!" (Creative Commons-Lizenz / Quelle: Das Bundesarchiv) |
Dieses
Wachstum schaffe mehr Wohlstand für Alle. Der tröpfele dann nach unten durch und solle
sukzessive auch die Mittelschicht und die Unterschicht erreichen und bereichern.
Und diese Theorie der sogenannten "Reaganomics" der 1980er Jahre wurden nicht unter dem Kanzler Helmut Kohl, sondern unter dem Sozialdemokraten Gerhard Schröder im neuen Jahrtausend mit knapp 20 Jahren Verzögerung in Deutschland ausprobiert.
Und diese Theorie der sogenannten "Reaganomics" der 1980er Jahre wurden nicht unter dem Kanzler Helmut Kohl, sondern unter dem Sozialdemokraten Gerhard Schröder im neuen Jahrtausend mit knapp 20 Jahren Verzögerung in Deutschland ausprobiert.
In Deutschland
wurden unter Schröder daher die Steuern für Spitzenverdiener gesenkt. Bei der Mittelschicht konnte
der Staat leider nicht so freigiebig sein, da die Masse der Millionen Bundesbürger
über direkte und indirekte Steuern
die staatlichen Ausgaben finanzieren muss.
Es ist zwar
richtig, dass im Bereich der Einkommenssteuer
die oberen zehn Prozent einen Großteil allein dieser Steuer weiterhin aufbringen.
Genauso
richtig bleibt es, dass der Mehrwertsteuersatz für Alle und damit auch für die 90
Prozent mit schrumpfenden Realeinkommen drastisch erhöht wurde. Und ebenfalls richtig
bleibt es, dass Steuern für Tabak, Benzin etc. ebenfalls drastisch erhöht
wurden und im Vergleich zum Einkommen gerade die 90 Prozent deutlich treffen.
Eine am
Donnerstag, den 13.12.2012, von der Bertelsmann-Stiftung und dem Deutschen
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vorgelegte Studie zur Einkommensentwicklung in Deutschland zeigt,
wohin das geführt hat. Die Mittelschicht
schrumpfte um mehr als 5 Millionen Bürger.
Leider stiegen
diese 5 Millionen in den seltensten Fällen zur Oberschicht auf. Die meisten rutschten
ab.
Der
staatlich gewollte Niedriglohnsektor,
die Hartz-Gesetzgebung und die Lohnzurückhaltungen der letzten zehn
Jahre waren umstritten und haben dennoch dazu beigetragen, dass Deutschland
momentan wirtschaftlich insgesamt sehr respektabel dasteht.
Eine weitere
wichtige Ursache für das momentane wirtschaftliche Hochgefühl in Deutschland
liegt höchstwahrscheinlich darin begründet, dass hierzulande momentan ca. 2,8% des
Bruttoinlandprodukts (BIP) für Forschung
und Entwicklung ausgegeben werden. Das ist doppelt so hoch als im
EU-Schnitt und kommt den USA zumindest schon mal nahe.
Aber hat
auch die „trickle-down theory“
geholfen?
Schaut man
sich die sehr kleine Gruppe der
Superreichen an, die mehr als eine Milliarde Euro besitzen, so fällt für
Deutschland auf, dass hier in der Mehrheit Erben
der Nachkriegsgründer vertreten sind. Diese verschwindend kleine Gruppe besitzt (wenn man mal großzügig und nicht neidisch ist)
mehr als 60% des Gesamtvermögens in diesem Lande. Die ursprünglichen Gründer
dieser Vermögen haben vor 60 Jahren in einer deutschen Welt mit geringen Einkommensunterschieden und mit wenig „trickle-down“ angefangen, Firmen zu gründen und wachsen zu lassen. Deren Erben sind keinesfalls
alle die Leistungsträger eines weiter wachsenden Wohlstands, sie sind häufig Verwalter und enden
auch mal wie die Schleckers oder Frau Schickedanz.
Deutschland
hat sich in den letzten 30 Jahren in allen Bereichen extrem und grandios verändert.
Schaut man
sich die Erfolgsträger der deutschen
Wirtschaft im Vergleich zu anderen europäischen Staaten oder gerade zu den USA
an, dann blickt man sofort auf den deutschen Mittelstand und auf die berühmten „hidden champions“. Hier finden sich viele erfolgreiche Gründer mit
selbst erarbeitetem Vermögen. Ihr Reichtum basiert mittelbar oder direkt auf
eigenen Fähigkeiten und auf den Möglichkeiten, die Deutschland bietet. Diese
Erfolgsträger beschäftigen die Mittelschicht und wissen um den Wert ihrer Mitarbeiter
bestens Bescheid. Anhänger eines „trickling-down“ kann man dort selten finden. Ein
international erfolgreiches Unternehmen im Bereich Messebau weiß, dass Aufträge
nur von Fachkräften erledigt werden können, die auch irgendwo wohnen müssen,
sich ein Haus wünschen, gerne mal essen gehen. „Trickling-Down“ war hier niemals für
nichts zu gebrauchen.
Bei jeder Call-Center-Klitsche oder im Postzustelldienst sieht das anders aus.
Die unanständig niedrigen Löhne dort sind ein Zeichen der niemals vorhandenen Wertschätzung für die
eigenen Mitarbeiter! Hier gilt kein „trickling-down“ sondern ein „trickling-up“. Die „bruteforce-Methode“
verspricht hier Wachstum und Wohlstand für die Besitzer. Nichts tröpfelt
in diesen Branchen nach unten!
Rentner werden beschäftigt, die ohne
Stundenlohn arbeiten. Pro Interview für irgendwelche
Marktforschungseinrichtungen gibt es in „Klasse I“ 2,50€ und in „Klasse II“ 4€ pro Interview.
Zwei Interviews pro Stunde sollten drin sein. Man kann sich ausmahlen, in
welcher Höhe die nicht vorhandenen Löhne „regulär“ Beschäftigter bei dieser
Konkurrenz eingepresst werden. 7.50€ pro
Stunde ohne Zuschlag!
Eine
Gesellschaft, die sich auf die „trickle-down
theory“ verlässt, die endet im US-Republikanischen Wunschtraum der Mac-Jobs!
Oh! Es war doch wohl mehr die Globalisierung, die uns Europäer so sehr fordert! Ein "trickling" ist nur eine Antwort!
Oh! Es war doch wohl mehr die Globalisierung, die uns Europäer so sehr fordert! Ein "trickling" ist nur eine Antwort!
Es sei Gott gepriesen! In Deutschland
hat dieser US-Schwachsinn nur ca. 5.500.000 Bürgern ein gedeihliches Leben
verleidet. Die tragen keineswegs (alle) selbst an ihrem Schicksal Schuld. Und
nicht alle müssen gleich von 7,50€ in der Stunde leben. Der Weg dahin ist aber
abschüssig geworden.
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