Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin, 09.12.2015
In den letzten Monaten hat die Konrad-Adenauer-Stiftung mehrere Vortrags- und Diskussionsreihen gestartet, die gerade deutschen Politikern, Arbeitnehmern der Medien und Bürgern einen Einblick in die Meinungswelt jenseits des deutschen Gartenzauns erlauben sollen.
Der Wunsch, den europäischen Kontinent zu einigen, respektiert nicht nur die Schreckenserfahrungen zweier Weltkriege. Er wird getragen durch die Interessen und Leidenschaften von Politikern und Bürgern dieses Kontinents, die sich nicht nur national verorten. Gerade die CDU hat drei Kanzler(innen) hervorgebracht, die ihr Handeln dem Werden einer Europäischen Union verschrieben haben.
Konrad Adenauer war treibende Kraft bei der Aussöhnung mit Frankreich und Mitbegründer der Montanunion. Helmut Kohl ermöglichte die deutsche Vereinigung innerhalb Europas und verankerte die Währungsunion. Angela Merkel ist Kanzlerin der Krisenbewältigung. Es steht zu Vermuten, dass sie in Zeiten eines Paradigmenwechsel regiert. Und sie regiert entschlossen.
Nun ist es aus bundesdeutscher Sicht, immer einfach, die Welt recht schlicht zu verstehen, wenn man stets nur deutsch spricht und lesen mag und nur in seiner eigenen deutschen Diskussionssuppe schwappen will. Dann sieht man sich selbst gerne als "Musterschüler" und sieht immer nur bei anderen Mitgliedsstaaten "Vertragsbrüche", nie aber bei sich selbst!
Umso deutlicher sind die engagierten Bemühungen der Konrad-Adenauer-Stiftung zu begrüßen. In verschiedenen Foren werden aktive und ehemalige Politiker von außerhalb und innerhalb der Europäischen Union eingeladen, um ihre Sicht zu schildern. Die Veranstaltungsreihe "Europabilder" fordert Vortragende auf, an Hand von 30 Bildern ihre oder auch ihre "offizielle" Sicht darzulegen!
Am Dienstag dieser Woche war hier nun als erster Gast der luxemburgische Botschafter S.E. Georges Santer eingeladen. Es wurden zwei diplomatisch deutliche Stunden.
Herr Santer ist offenbar als Botschafter für sein Land wahrlich weltweit tätig geworden. Und man kann ihm nur beipflichten: wer nach geraumer Zeit z. B. aus China anfliegend wieder zurück nach Europa kommt, der erlebt stets etwas sehr Eindrückliches. Egal, ob man in Helsinki oder in Lissabon landet, man "spürt" sofort, dass man wieder "in Europa" ist. Diese Erfahrung fehlt leider all Jenen, die nicht verstehen wollen, dass sie in "Kleinstaaten" leben! All jenen, die ihr Heil in einer Abkehr von Europa suchen. All jenen, die sich in weltweit betrachtet mikroskopisch kleinen Kosmen abschotten wollen.
Als gebildeter Mensch startete Botschafter Santer seine Betrachtungen verblüffend. Er bezog sich tatsächlich auf die Teilung des Frankenreiches im "Jahre 843". Ca. alle 40 Jahre sei es seitdem zu Kriegen innerhalb Europas gekommen, die stets die meisten Opfer genau dort, an einer vor mehr als tausend Jahren gezogenen Trennlinie in West (Frankreich) und Ost (Deutschland) gefordert hätte.
Mit dieser "Grenzregion" sind die heutigen Benelux-Staaten mit Luxemburg und ein altes Burgund, ein altes Lothringen gemeint. Beginnend mit der Montanunion sei ein Schisma beendet worden.
Und das heutige Wunder, dass auch durch Adenauer, auch durch Churchill, auch durch Mitterand erarbeitet wurde, liegt quasi darin, dass das fränkische Reichsgebiet wieder vereint ist. Was eine eigene Sichtweise darstellt.
Botschafter Santer blieb diplomatisch freundlich und dennoch deutlich in seinen Ansichten und Antworten. Doppelt vorsichtig kritisierte er die deutsche Politik nicht nicht. Eine "Energiewende" ohne Absprache "mit Europa", die "osteuropäische Leitungsnetze zum Knistern bringt", wenn in Deutschland die Sonne scheint und der Wind bläst, sie ist irgendwie denn doch nicht kooperativ angelegt.
Es traten ein paar Ahnungen für eine kommende Zukunft der Europäischen Union hervor. Die Union könnte auch die Türkei als Mitgliedsstaat aufnehmen. Eine Union mit vielleicht 33 Staaten ist aber mit ihrer gegenwärtigen Struktur nicht praktikabel gestaltbar. Ein Brexit von the United Kingdom ist schlicht eingepreist, weil die Forderungen von the Cameron "schwierig" sind und er letztendlich eine Wahlstrategie hinsichtlich "seines" Referendums verfolgt, die vor exakt einer Woche in Dänemark in einem Referendum zur Ablehnung der Zusammenarbeit dänischer Sicherheitsorgane mit europäischen führte!
Selbst mit The United Kingdom sei die Europäische Union "unter den sieben Zwergen stets der kleinste Zwerg", wenn es um militärische Macht ginge! " Wirtschaftlich eine Großmacht", militärisch deutlich unterfinanziert, was sich rächen täte.
Luxemburg mag ein kleines Land sein. Aber es hat eine enorme Relevanz!
Kanzlerin Merkel regiert in einer Zeit, an deren Ende Europa sich aufspalten und Teile Europas dennoch mehr Zusammenarbeit suchen könnten?!?!
Weder Orban, noch Seehofer werden da Ideen haben! Eine Präsidentin le Pen? Der Biertrinker von Ukip?