Donnerstag, 3. Dezember 2015

"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist"

Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), Berlin, 03.12.2015

"Historische Verantwortung und gemeinsame Zukunft - 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel". Besser kann man Sinn und Zweck einer Veranstaltung nicht beschreiben.

Der Hauptredner des Tages Yuli Yoel Edelstein ist Vorsitzender des israelische Parlaments, der Knesset. Herr Edelstein wurde in der Sowjetunion geboren und wurde dort wegen seiner politischen Überzeugungen zu Lagerhaft und Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt. Ende der 1980er Jahre wanderte er nach Israel aus und startete nach seiner Militärzeit eine politische Karriere, die ihn Minister werden ließ und nun Parlamentspräsident. Er ist stramm konservatives Mitglied des Likud.

Edelstein besucht momentan mit einer Parlamentsdelegation den Bundestag und zum ersten Male selbst Deutschland. Anlass sind das 50-jährige Jubiläum und eine Einladung durch den Präsidenten des Bundestages Herrn Lammert.

Im Jahre1960 trafen sich Ben Gurion und Konrad Adenauer erstmalig in New York, um auszuloten, wie eine Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik und Israel überhaupt zustande kommen könnte. Mittlerweile haben beide Länder "a special relationship". Auf wirtschaftlichem und auf sicherheitsrelevantem Gebiet wird eng kooperiert! Der kulturelle Austausch ist rege. Dennoch gibt es weiterhin Bedenken in Israel, dass Beziehungen zu Deutschland an sich ein "Angriff auf das Gedenken an die Opfer" sein könnte. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Drittel des jüdischen Volkes ermordet. Hitler, SS und Wehrmacht auf der Höhe ihrer Fertigkeiten im Massenmord!

Und tatsächlich hatte Yuli Edelstein Deutschland nie zuvor besucht, weil auch seine Familie zahlreiche Opfer zu beklagen hat, deren Namen unvergessen bleiben! Und so ist sein Leitmotiv stets der Satz, dass "nothing is for granted". Ohne substantielle Zusammenarbeit zählt alles nichts. Und Kritik an israelischer Politik bleibt durchaus unerwünscht. Aber die Jugend ist weiterhin eingeladen, sich kennen zu lernen.

Nun, zwei ungeprüft vorgetragene Zahlen ließen aufmerken. 2015 sollen 25.000 Israelis in Deutschland leben, wobei anzumerken ist, dass sicherlich allein schon mehr Israelis in Berlin, genauer allein in Neukölln leben. Sic! Vergleicht man die Bevölkerungsgröße unserer Länder, so müssten 300.000 Deutsche das Leben "in der einzigen Demokratie im Nahen Osten" mit gestalten. Die erschütternde Zahl des Abends: es sollen 250 Bundesbürger sein! Sic! Diese Zahl kann sicherlich nicht stimmen! Dennoch scheinen die Zeiten vorbei zu sein, in denen Deutsche ihre Romantik auch im Kibbuz suchten.

Die Unterstützung für Israel ist tatsächlich Teil der "Staatsräson" unseres Landes, wie es Kanzlerin Merkel so treffend formulierte. Deutsche Militärtechnologie steckt in israelischen Panzern, israelische Aufklärungstechnik in den deutschen Tornados, die nun über Syrien eingesetzt werden. Deutschland ist deutlicher Protegé israelischer Anliegen in der Europäischen Union und gilt trotzdem als "trusted third party" im Nahen Osten. Es ist nicht nur Glück, dass Deutschland bisher von großen terroristischen Anschlägen verschont geblieben ist. Die Zusammenarbeit der Geheimdienste hilft ganz außerordentlich!

Die Konrad-Adenauer-Stiftung macht eine hervorragende Arbeit. Dies bestätigte gerne auch Herr Edelstein. Dennoch soll in Israel zukünftig die Arbeit von NGOs "überprüft" werden. Das erinnert dann doch an good dumb Putin. Die eingeladenen "Vertreter der Jugend" erinnerten mit ihren Fragen und Anregungen auch und genau daran!

Und draußen standen Vertreter der Berliner Bereitschaftspolizei. Körpergröße 2.00 Meter! Drinnen waren israelische Sicherheitsbeamte: Körpergröße 1,80 Meter, Stöpsel im Ohr und mit Knarre im Anzug. So ist das ...





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