Mittwoch, 25. September 2013

Stiftungen sind Trend – kostenlose Fundraiser werden gesucht



In Deutschland gibt es momentan ca. 20.000 Stiftungen, die ein Vermächtnis ihrer Gründer sicherstellen sollen. Leider sind die meisten Stiftungen krass unterfinanziert.

Googelt man die Begriffskombination „Gründung Stiftung Deutschland“, so kommt man auf über 1.800.000 Ergebnisse. Handlungsleitfäden in mannigfaltiger Form werden angeboten. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass im Bereich der Stiftungsgründungen Handlungsbedarf besteht.

Den oberen 10% der Deutschen gehören mehr als 60% des Gesamtvermögens der Bevölkerung. Die unteren 60% der Deutschen haben tatsächlich keine 5% des Gesamtvermögens

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/5/53/Verm%C3%B6gensverteilung_Deutschland_2002_und_2007.svg/634px-Verm%C3%B6gensverteilung_Deutschland_2002_und_2007.svg.png
"Vermögensverteilung in Deutschland 2007" (Quelle: Wikipedia / Autor: Bundeszentrale für politische Bildung)
Wenn man Erben hat, denen man vertraut, dann denkt ein vermögender Mensch ab einem gewissen Zeitpunkt im Leben an das Aufsetzen seines Testaments. Wenn man keine Erben hat oder ein gewisses Sendungsbewußtsein verspürt, dann kann die Gründung einer Stiftung die Seelenpein erleichtern. Pro Jahr werden momentan ca. knapp unter 1.000 Stiftungen neu gegründet. 

Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen
Neuesten Zahlen zufolge hat der Durchschnittsdeutsche allerdings keine 50.000€ Nettovermögen! Man sollte also zunächst annehmen, dass eine Stiftung, die z.B. mit einem Stiftungskapital von 500.000€ der Wiege entsteigt, problemlos ihren Stiftungszweck erfüllen kann. Dem ist nicht so.

Hierzu gibt es eine erhellende Pressemitteilung des Deutschen Stiftungsverbands.

Eine einfache Rechnung verdeutlicht die Problematik. Vor der Finanzkrise konnte man 5% Rendite auf Vermögensanlagen erwarten. Das wären 25.000€ bei der oben angenommenen Summe von 500.000€ gewesen. Bei heute angenommenen 2% Rendite lassen sich nur 10.000€ pro Jahr aus dem Stiftungskapital „erwirtschaften“! Mit 10.000€ kann man sicherlich die Jahresmiete des Stiftungsdomizils bezahlen. Nur wird dort kein Schreibtisch, kein Computer und ganz sicherlich kein bezahlter Angestellter vor Ort sein können!

Dreht man die Rechenweise um, so wird klar, wie hoch das Stiftungskapital einer Neugründung sein muß.

Eine Stiftung benötigt mindestens drei Vollzeitkräfte: eine Sekretärin, einen Fundraiser zwecks Mittelakquise und eine Person, die alle notwendigen anderen Aspekte abdeckt (Jahreskosten 125.000€). Für Sachmittel müssen durchaus (konservativ kalkuliert) 40.000€ kalkuliert werden. Bleiben wir bei einer Jahresmiete von 10.000€. Dann belaufen sich die jährlichen Gesamtkosten schon auf 175.000€!

Dies läßt sich heute erst ab einem Stiftungskapital von 8.750.000€ einpreisen! 


Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen

Umso bedauerlicher erscheint darüber hinaus der Kommentar der Fundraisingakademie: „Als Trend lässt sich … festhalten, dass einer stark wachsenden Nachfrageseite eine stagnierende Angebotsseite bei Privatpersonen gegenüberzustehen scheint!([1], Seite 86) Auch professionelle Fundraiser können keine Wunder bewirken.

Wer heute eine Stiftung gründen möchte, der sollte daher wissen, dass er schon zu den „oberen 10.000“ gehören sollte, um auf diesem Wege die Vermittlung seines Vermächtnisses sicherstellen zu können! In den USA spenden viele Gutsituierte Summen in der Größenordnung von 500.000$ an ihre Universitäten, an Krankenhäuser oder an soziale Einrichtungen. Drüben bekommt man dann eine Steintafel und Dankbarkeit für die Ewigkeit!

Quelle: [1]    „Fundraising – Handbuch für Grundlagen, Strategien und Methoden“; Fundraisingakadamie; Gabler 2008

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