In Deutschland gibt es momentan ca. 20.000
Stiftungen, die ein Vermächtnis ihrer Gründer sicherstellen sollen. Leider sind
die meisten Stiftungen krass unterfinanziert.
Googelt man
die Begriffskombination „Gründung Stiftung Deutschland“, so kommt man auf über
1.800.000 Ergebnisse. Handlungsleitfäden in mannigfaltiger Form werden
angeboten. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass im Bereich der
Stiftungsgründungen Handlungsbedarf besteht.
Den oberen 10% der Deutschen gehören mehr als 60% des Gesamtvermögens der Bevölkerung.
Die unteren 60% der Deutschen haben
tatsächlich keine 5% des Gesamtvermögens.
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"Vermögensverteilung in Deutschland 2007" (Quelle: Wikipedia / Autor: Bundeszentrale für politische Bildung) |
Wenn man
Erben hat, denen man vertraut, dann denkt ein vermögender Mensch ab einem
gewissen Zeitpunkt im Leben an das Aufsetzen seines Testaments. Wenn man keine
Erben hat oder ein gewisses Sendungsbewußtsein verspürt, dann kann die Gründung
einer Stiftung die Seelenpein erleichtern. Pro Jahr werden momentan ca. knapp
unter 1.000 Stiftungen neu gegründet.
Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen |
Neuesten
Zahlen zufolge hat der Durchschnittsdeutsche allerdings keine 50.000€
Nettovermögen! Man sollte also zunächst annehmen, dass eine Stiftung, die z.B.
mit einem Stiftungskapital von 500.000€ der Wiege entsteigt, problemlos ihren
Stiftungszweck erfüllen kann. Dem ist nicht so.
Hierzu gibt
es eine erhellende Pressemitteilung des Deutschen Stiftungsverbands.
Eine einfache Rechnung verdeutlicht die
Problematik. Vor der Finanzkrise konnte man 5% Rendite auf Vermögensanlagen erwarten.
Das wären 25.000€ bei der oben angenommenen Summe von 500.000€ gewesen. Bei heute angenommenen 2% Rendite lassen sich nur
10.000€ pro Jahr aus dem
Stiftungskapital „erwirtschaften“! Mit 10.000€ kann man sicherlich die
Jahresmiete des Stiftungsdomizils bezahlen. Nur wird dort kein Schreibtisch,
kein Computer und ganz sicherlich kein bezahlter Angestellter vor Ort sein
können!
Dreht man
die Rechenweise um, so wird klar, wie hoch das Stiftungskapital einer Neugründung
sein muß.
Eine Stiftung
benötigt mindestens drei Vollzeitkräfte:
eine Sekretärin, einen Fundraiser zwecks Mittelakquise und eine Person, die
alle notwendigen anderen Aspekte abdeckt (Jahreskosten 125.000€). Für Sachmittel müssen durchaus (konservativ
kalkuliert) 40.000€ kalkuliert werden. Bleiben wir bei einer Jahresmiete von 10.000€. Dann belaufen
sich die jährlichen Gesamtkosten
schon auf 175.000€!
Dies läßt sich heute erst ab einem
Stiftungskapital von 8.750.000€ einpreisen!
Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen |
Umso
bedauerlicher erscheint darüber hinaus der Kommentar der Fundraisingakademie: „Als Trend lässt
sich … festhalten, dass einer stark wachsenden Nachfrageseite eine stagnierende
Angebotsseite bei Privatpersonen gegenüberzustehen scheint!“ ([1], Seite 86) Auch professionelle Fundraiser können
keine Wunder bewirken.
Wer heute eine Stiftung gründen
möchte, der sollte daher wissen, dass er schon zu den „oberen 10.000“ gehören
sollte, um auf diesem Wege die Vermittlung seines Vermächtnisses sicherstellen
zu können! In den USA spenden viele Gutsituierte Summen in der Größenordnung
von 500.000$ an ihre Universitäten, an Krankenhäuser oder an soziale
Einrichtungen. Drüben bekommt man dann eine Steintafel und Dankbarkeit für die
Ewigkeit!
Quelle: [1] „Fundraising – Handbuch für Grundlagen,
Strategien und Methoden“; Fundraisingakadamie; Gabler 2008
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