VDFK und Böll-Stiftung, 10.02.2016, silent green Kulturquartier
Es ging also "über den anhaltenden Misserfolg deutscher Filme auf internationalen Festivals wie Cannes, Venedig und Locarno". Es ging darum, warum deutsches Theater sehr wohl und deutsche Filme sehr wohl nicht funktionieren.
Und wenn die Böll-Stiftung etwas kann, dann Leute einladen, die zu einem Thema etwas beitragen können. Charles Tesson leitet die "Semaine de la Critique" in Cannes. Sergio Fant ist Mitglied der Auswahlkommission des "Festival del Film Locarno". Und Richard Brody ist seit 2005 Redakteur für den Filmteil des New Yorker.
Ja! Der deutsche Film ist Scheisse, er darbt. Die hierzulande am Professionellsten gemachten Filme kommen von Till Schweiger. Kleine Ohren haben Hasen und Goeren ficken. Heidi läuft im Kino und irgendwie immer noch Filme von Otto und immer wieder welche von dem Typen aus München. Dieter Hallervorden krönt und krönt und das stets sein Lebenswerk.
Also lauschte man den wunderbarst vorgebrachten Anmerkungen der Eingeladenen, die vorsichtigst französisch, humorvollst italienisch und mit New Yorker Understatement das Thema zunächst eher zaghaft betrillerten. Fast wollten sie sich entschuldigen. Man hätte bis zu 80 deutsche Filme in den letzten Jahren gesehen. Vielleicht wären ja schlicht nicht die Besten eingereicht worden. Und jedes Land wecke ja auch eine Erwartungshaltung. Deutschland kann demnach nur Filme über Massenmorde, Stasi-Opfer oder Brennstoffzellenantriebe machen, quasi.
Und da tauchte er auf - der Name Fassbinder! Nun, der hätte über Deutschland und in jedem Genre seine Filme gemacht.
Man wurde deutlicher. Deutschland sei das Land mit den meisten Filmhochschulen. Tatsächlich studiere die halbe Welt hier. Die Filme seien formalisiert, der Inhalt fehle. Sergio Fant erzählte davon, wie er sich mit seiner Tochter in der Stadt Essen in einem wunderbar restaurierten Kino exakt Heidi ansah und verblüfft feststellen durfte, dass der Film nicht die gesamte Leinwand abdeckte, sondern gezoomt mit Schwarzbalken oben, unten und beitseitig gezeigt wurde. Ein herrliches Bild für eine monetär verordnete Kastration.
Richard Brody meinte, dass in Germany kommerzielle und ästhetische Aspekte zu sehr vermischt zu sein erschienen. Es könne zumindest so sein. In Deutschland sei zu viel Hollywood. Er listete einige Regisseure auf, die in den letzten Jahrzehnten letztendlich gerade Hollywood aufgemischt hätten. Alle hätten als "independent filmmakers" mit "lowest budget productions" angefangen. Typischerweise fange ein zukünftiger Quantin Tarrantino mit 23 Jahren an und gebe 1.500 $ aus! Wer hierzulande eine Filmidee zum Script mache, um nach Jahren mit Filmfördergeldern zu starten, der sei alsbald "lost in production".
Inhalt sei nicht da. "Das kleine Fernsehspiel" wurde als Qualitätsbranding verachtet. Seit wann seien Fernsehgelder, seien Fernsehrichtlinien Maßstab für geile Kinofilme? Man kann sich das anlesen bei Dominik Graf, wie das so laufen kann, in deutschen Fernsehsendern, bei Programmverantwortlichen, die ja angeblich nicht von Steuergeldern, sondern nur von Gebühren leben. Sein Gastbeitrag erschien pünktlich in dieser Woche in der FAZ. Lustigst war die Anekdote anzuhören von dem toitschen Filmförderer, der entgegen aller Regeln auf der Plaza in Locarno "seinen" Film ankündigen wollte und ankündigte. Was man nicht alles in der Organisation verbessern könne ... ... ...
Und im Publikum, da sassen sie zu Hunderten, die allein an den zigst Hochschulen in Berlin Studierenden in ihren 23 - ern. Hatten keine Manieren und schleppten den Alk - kein Problem 😇😯😀 Allerdings Filmen taten se ooch nicht.
Danach kamen dann deutsche Impulsvortraege.
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