Das Erstellen von Zeitungen und das
Lesen selbiger ist nichts weniger als ein klares Zeichen dafür, dass man sich
als Bürger in einer hoch spezialisierten Gesellschaft, ja in einer Hochkultur bewegt. Die Presse soll
„vierte Gewalt“ im Staate sein. Sie soll den Bürger informieren und den
Mächtigen auf die Finger klopfen.
Das wird
schwierig, wenn Verleger aussterben
und Betriebswirte Zeitungen am Markt
vorbei ausrichten.
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"Ein geplanter Absturz" (Quelle: Wikipedia: Author: NASA/ Lizenz: public domain) |
Man kann
kurz an Beispielen skizzieren, wohin die Reise bei den Print-Medien momentan
geht. SPIEGEL-Online und SPIEGEL-Print haben jeweils eigene
Redaktionen. Die Umsatzrendite soll bei 15% liegen!
DIE ZEIT soll in den letzten sieben Jahren ihren Umsatz verdoppelt haben. Es gibt eine ZEIT-Akademie, neue Publikationen wie ZEIT-Wissen, es werden Veranstaltungen projektiert, Auftragsjournalismus wird betrieben und man kann bei der ZEIT einkaufen gehen. Die Abonnentenzahlen der ZEIT steigen.
Die WAZ-Gruppe (Funke) steht für einen strikten Kurs von Sparsamkeit. Lokale Blätter dienen nur noch als Vertriebskanäle und haben keine eigenen Redaktionen mehr.
Lokale Anbieter in der Provinz, wie die Braunschweiger Zeitung, gehen ähnlich vor und sollen 20% Rendite haben.
Die Leitmedien Süddeutsche Zeitung (SZ) und Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) scheinen eher keine Ideen für die eigene Zukunft zu haben. Die alten Verlegerfamilien des Süddeutschen Verlages haben schon vor fünf Jahren ihre verlegerische Perspektivlosigkeit gegen Bargeld eingetauscht.
Und Springer verkauft nun also die Blätter („Hör mir nicht mehr zu“ und „Morgen oder Abend sind eh egal“), die aus Springer erst Springer gemacht haben!
DIE ZEIT soll in den letzten sieben Jahren ihren Umsatz verdoppelt haben. Es gibt eine ZEIT-Akademie, neue Publikationen wie ZEIT-Wissen, es werden Veranstaltungen projektiert, Auftragsjournalismus wird betrieben und man kann bei der ZEIT einkaufen gehen. Die Abonnentenzahlen der ZEIT steigen.
Die WAZ-Gruppe (Funke) steht für einen strikten Kurs von Sparsamkeit. Lokale Blätter dienen nur noch als Vertriebskanäle und haben keine eigenen Redaktionen mehr.
Lokale Anbieter in der Provinz, wie die Braunschweiger Zeitung, gehen ähnlich vor und sollen 20% Rendite haben.
Die Leitmedien Süddeutsche Zeitung (SZ) und Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) scheinen eher keine Ideen für die eigene Zukunft zu haben. Die alten Verlegerfamilien des Süddeutschen Verlages haben schon vor fünf Jahren ihre verlegerische Perspektivlosigkeit gegen Bargeld eingetauscht.
Und Springer verkauft nun also die Blätter („Hör mir nicht mehr zu“ und „Morgen oder Abend sind eh egal“), die aus Springer erst Springer gemacht haben!
Man muß es
klar sagen. Die fest angestellten wie die freien Mitarbeiter von Print-Medien haben momentan nichts zu lachen. Der
Spardruck lastet seit Jahren auf den Gehältern und den Verträgen.
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Man kann die
Problematik am Zeitungsmarkt ausleuchten, wenn man fokussiert, warum Abonnenten Zeitungen überhaupt verlassen, also ihr Abonnement kündigen:
● Es sterben mehr Leser, die z. B. mehr als 60
Jahre treue Abonnenten waren, als junge (nicht etwa neue) hinzukommen.
● Die Preisgestaltung ist mangelhaft! Eine
Zeitung, die vor 20 Jahren 1,40 DM kostete, die kostet heute 2,50€ am Tag. Das Durchschnittseinkommen der Deutschen
stagniert aber seit mindestens zehn Jahren und mittlerweile sollen ein Viertel
der Beschäftigten im Niedriglohnsektor
(ca. 9,50€ pro Stunde) beschäftigt sein. Wer aber deutlich darüber liegend 12€ in der
Stunde verdient und 200 Stunden im Monat arbeitet, der kann mit 2 kleinen
Kindern auf gerade einmal ca. 1.600€ Netto im Monat kommen!
Vor diesem
Hintergrund gibt niemand schmerzfrei 400 – 700€ pro Jahr für eine Zeitung aus, die jährlich
ihre Preise um entspannte 9% erhöht!
● Die Leser
empfinden Zeitungen als von gestern.
Im Internet oder in der Tagesschau sehen oder lesen sie abends um 19:30, was der Print erst am Folgetag bringt!
● Die Inhalte der Zeitungen gleichen sich. In allen Blättern steht im
Einzelfall sogar dasselbe. Ein Alleinstellungsmerkmal ist für Leser so schwer
zu erkennen.
● Gerade
langjährige Leser erkennen, dass die Qualität von Artikeln nachläßt! Recherchentiefe?
Lektorat? Wortwahl?
● Der Leser
kann die Zeitung „for free“ auf der Homepage lesen! Diese Kannibalisierung von Print zugunsten
von Digital bekommen auch die Leser mit, die gerne Papier in der Hand halten!
● Zutiefst kontraproduktiv ist die Kundenneu- oder rückgewinnung. Die Preisnachlässe liegen bei entspannten 50%! Altkunden bekommen das mit,
kündigen und zahlen danach den halben Preis!
Man stelle
sich vor: Volkswagen käme auf diese Idee: „Wer in Wolfsburg sein Auto direkt in
der Autostadt abholt, der
zahlt dort nur die Hälfte!“ Selbst wenn diese Idee nicht beworben werden würde,
würden nach spätestens einem Jahr Horden von Trampern die Wiesen in der Stadt
bevölkern! Niemand würde in Kiel, Berlin oder München ohne
Sonderkonditionen einen Volkswagen erwerben.
● Der Service und Support ist mangelhaft, da
die Mitarbeiter schlicht geknechtet werden. Mittlerweile nennt man das bei
Zeitungen Inbound! Wieso soll ein Leser aber einen pampigen Callcenter-Service hinnnehmen?
● Die Zustellung ist schlechter als vor zehn
Jahren. Zeitungen wickeln die Zustellung über Agenturen ab, welche die
Austräger schleichend schlechter bezahlen. Liegt eine Zeitung morgens nicht auf dem Tisch, so ist sie anschließend alt.
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Aus alle dem
kann man sicherlich mehrere Schlüsse ziehen. Vielleicht sollte man vorab, gerne
mit einem Presslufthammer, noch mal erwähnen, dass die verkauften Springerblätter eine Umsatzrendite von
knapp 20% haben! Davon können die
weltweit bewunderten Mittelständler in Deutschland, die sich in einem globalen Wettbewerb
befinden, nur träumen!
Im Print-Geschäft kann man Geld machen!
Dem einen oder andereren quasi-debilen Betriebswirt in den Leitungsebenen der Verlage scheinen klar geäußerte Kritikpunkte der eigenen Kunden aber schnurz zu sein! Da werden Gesänge auf den Niedergang des Prints angestimmt. Den Print könnten sich in Zukunft nur noch die Gutgestellten leisten. Für Otto-Normal werden Textschnipsel angedacht, die auf das Display von Smartphones passen. Man plant für Doofe!
Die USA werden als Beweis für eine Zukunft herangezogen, die man eigentlich selbst gestalten könnte! Die USA sind nicht Deutschland! Auf der anderen Seite des Atlantiks ist alleine schon die Geographie ein wenig anders. Sei' s gehupft! Huffington Post, der vermutete) Niedergang der Zeitungen in Amerika oder sicherlich die schleichende Integration von computergenerierten Reportagen sind drüben vielleicht zu finden. Kai Diekmann scheint sich während seiner Auszeit besoffen-gesilikonvalleyed zu haben. Und er steht da nicht alleine.
Die Nicht-Verleger der deutschen Wirklichkeit heute schauen nicht auf die Wünsche ihrer Leser. Sie schauen auf die Mär', dass alles aus Amerika herüberschwappen wird! Daher wird nicht mehr in den Print investiert! Die Mittel fließen in den Online-Bereich! Dort sollen in Zukunft traumhafte Renditen warten! Den Beweis für diese These liefern anscheinend die amerikanischen Wunderfirmen Google oder Facebook.
Im Print-Geschäft kann man Geld machen!
Dem einen oder andereren quasi-debilen Betriebswirt in den Leitungsebenen der Verlage scheinen klar geäußerte Kritikpunkte der eigenen Kunden aber schnurz zu sein! Da werden Gesänge auf den Niedergang des Prints angestimmt. Den Print könnten sich in Zukunft nur noch die Gutgestellten leisten. Für Otto-Normal werden Textschnipsel angedacht, die auf das Display von Smartphones passen. Man plant für Doofe!
Die USA werden als Beweis für eine Zukunft herangezogen, die man eigentlich selbst gestalten könnte! Die USA sind nicht Deutschland! Auf der anderen Seite des Atlantiks ist alleine schon die Geographie ein wenig anders. Sei' s gehupft! Huffington Post, der vermutete) Niedergang der Zeitungen in Amerika oder sicherlich die schleichende Integration von computergenerierten Reportagen sind drüben vielleicht zu finden. Kai Diekmann scheint sich während seiner Auszeit besoffen-gesilikonvalleyed zu haben. Und er steht da nicht alleine.
Die Nicht-Verleger der deutschen Wirklichkeit heute schauen nicht auf die Wünsche ihrer Leser. Sie schauen auf die Mär', dass alles aus Amerika herüberschwappen wird! Daher wird nicht mehr in den Print investiert! Die Mittel fließen in den Online-Bereich! Dort sollen in Zukunft traumhafte Renditen warten! Den Beweis für diese These liefern anscheinend die amerikanischen Wunderfirmen Google oder Facebook.
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Im Jahr 2001 platzte
die Dot.Com-Blase! Danach brach das alte Geschäftsmodell der Zeitungshäuser
zusammen! Die Wirtschaft brach ein, die Anzeigenverkäufe sanken ins Bodenlose! Das alte Modell lautete, dass sich Leser und Anzeigenkunden brüderlich und schwesterlich die Kosten für die Erstellung von Zeitungen teilen sollten. Die Umsatzrenditen waren ordentlich. So konnten sich die höher Gestellten in den Verlagen ihren Lamborghini und das Recht auf freies, bezahltes Ficken leisten. Ein Häuschen auf Sylt war bis damals kein Problem.
Seit 2001 herrscht aber bis heute die "Zeitungskrise". Bei 15% Umsatzrendite droht nämlich der Verlust des Rechts auf die freie Wahl des Dienstwagens! Da wird
konsequenterweise an den Ausgaben für die Mitarbeiter gespart, wird das Leistungsangebot
(bei jährlich steigenden Preisen) reduziert! Und es werden Vermutungen von Betriebswirten als Weisheiten verkauft!
Hiermit
endet diese kleine Betrachtung ausschleichend! In Deutschland waren Verlegerfamilien
einfach satte Umsatzrenditen gewöhnt. Der Autor bleibt dabei! Die Umsatzrenditen in den Verlagen waren bis 2001 unglaublich und sind selbst heute noch deutlich höher als im Rest der deutschen Wirtschaft!
Der sexuelle Aspekt und der Lamborghini-Wahn hat in den Zeitungen durchaus zu einer Wahrnehmungsschwäche geführt, die irritierende Folgen zeitigt. Und immer werden die USA als Beispiel angeführt. Solche Leute verteidigen bald auch noch das Vorgehen der NSA!
Der sexuelle Aspekt und der Lamborghini-Wahn hat in den Zeitungen durchaus zu einer Wahrnehmungsschwäche geführt, die irritierende Folgen zeitigt. Und immer werden die USA als Beispiel angeführt. Solche Leute verteidigen bald auch noch das Vorgehen der NSA!
Betriebswirte interessieren sich offenbar nicht
für die Leser, sondern streben lieber neue Geschäftswelten an. Parship für Männer, Futtermittel für die Industrie, Start Ups in der digitalen Welt … alles
wird gekauft! Klickraten erscheinen als sprudelnde Geldquelle. Wenn das mal nicht scheitern könnte! Im Online-Bereich werden wenige verläßliche Zahlen über tatsächliche Umsätze oder erzielte Gewinne veröffentlicht!
Es werden definitiv „neue Zeitungen“ von
„neuen Verlegern“ gegründet werden müssen! Die Landlustigen haben längst losgelegt! Dort kann man im Internet nichts Kannibalisiertes finden. Die Wißbegierde der Bürger wird den Humus für die neuen Verleger bilden! Jungle World?
Völliger
Schwachsinn wird die Vermutung bleiben, dass Zeitungen zu „Informations-Agents“
werden können! Dieses „Geschäftsmodell“ hat sich seit 15 Jahren in der Welt der „freien
Mitarbeiter“ niemals durchgesetzt! Weil? Der erzielbare Preis ist für'n Arsch!
Für Zeitungsleser, die sich mal die Auflagen von Zeitungen anschauen möchten: IVW!
Für Zeitungsleser, die sich mal die Auflagen von Zeitungen anschauen möchten: IVW!
Abschließend verbleibt eine kleine Kopfrechenaufgabe: E-Paper kosten halb soviel wie Print-Abos und werden zudem mit IPads subventioniert! Das klingt vertraut. Auf diese Art und Weise agiert die Telefonindustrie! Dort schließt man einen Vertrag mit Mindestlaufzeit ab und bekommt ein Smartphone fast geschenkt!
Leider bekommen Sie von z. B. Kabel-Deutschland sicherlich keine Reportagen über den NSU-Prozess, keine Reportagen über schöne Badestellen in Berlin oder gar Kiezberichte! Bekämen Sie selbige dort? Die Artikel wären bezahlt!
Bloggen oder bezahlt Texte schreiben, das kann jeder! Das unabhängige, journalistische Handwerk zu erlernen, das bedarf Zeit und Ausbildung! Das kann der Leser nicht selbst machen!
Leider bekommen Sie von z. B. Kabel-Deutschland sicherlich keine Reportagen über den NSU-Prozess, keine Reportagen über schöne Badestellen in Berlin oder gar Kiezberichte! Bekämen Sie selbige dort? Die Artikel wären bezahlt!
Bloggen oder bezahlt Texte schreiben, das kann jeder! Das unabhängige, journalistische Handwerk zu erlernen, das bedarf Zeit und Ausbildung! Das kann der Leser nicht selbst machen!
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