Mittwoch, 21. Januar 2015

Oh Rabe, mein Rabe …



Moabiter Plaudereien; 20.01.2015 

Auch ich habe Hobbies! Ich mache z. B. Sport. Was jetzt nicht völlig doof ist.

Nun. Ich mache aber durchaus recht blöden Sport. Vor ein paar Jahren mußte ich mich einer Meniskus-OP unterziehen. Trotz aller Vorsicht, trotz aller Beratung geriet ich an einen Nepper, der – während ich in Narkose lag – beschloss, dass eine „Knorpelglättung“ auch noch Geld bringen könnte. Gedacht – getan!  

File:Berlin - Siegessäule Großer Tiergarten 2012.jpg
"Berliner Siegessäule" (Quelle: Wikipedia / Autor: Pedelecs /
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)
Seit 2007 bin ich daher Schmerzpatient und muß schauen, wie ich trotzdem meine Oberschenkelmuskulatur stärken kann. Ich wählte als Trainingsgerät die Berliner Siegessäule. Vier- bis fünfmal steige ich an zwei bis drei Tagen einer Woche das hohe Kleinod hoch. Treppen aufwärts steigen stärkt halt. Abwärts geht auch, da es links und rechts Geländer gibt. Ich liegestütze mich quasi runter.

Bin ich einmal oben angelangt, so erscheint Berlin als endlos und ganz fern unter mir sind lupenhaft die Wipfel des Tiergartens zu sehen. Die Welt ist fern und Touristen sind nah.

Ein Ziel der sportlichen Ertüchtigung ist ja die Entspannung danach. Vor 20 Jahren machte ich ein wenig Box-Training. Nachher fühlte ich mich immer entspannt, entspannt wie ein Baby. Duschen, noch etwas unternehmen und dabei liebevoll lächeln.

Mache ich heute exakt genau und so. Nach meiner Bein-Exerzise fahre ich SEHR langsam mit dem Fahrrad zum Hansa-Platz und lasse mich auf einer der Parkbänke nieder (wenn keine Säufer dort sind). Dann rauche ich eine Zigarette. Die Welt, sie rauscht um mich vorbei. 
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/50/Corvus_corax_ad_berlin_090516.jpg/640px-Corvus_corax_ad_berlin_090516.jpg
"Ein Kolkrabe aus der Ordnug der Sperlingsvögel"
(Quelle: Wikipedia / Autor: Accipiter / Lizenz: GNU Free Documentation License)
Gestern war das fast so. Gestern hörte ich ein „kolk“. Über mir, in vielleicht sechs Metern Höhe machte es „kolk“ und „kolk“ und nochmal „kolk“.

Da saß er, der Held meiner Kindheit: ein echter Kolkrabe!

Von der Spitze der Siegessäule aus hätte ich ihn nicht hören oder sehen können. Hier unten blickte er auf mich herab. Und ich schaute empor. Deutlich größer als eine Nebelkrähe. Deutlich kleiner als ein Kühlschrank.

Ich winkte ihm zu. Also flog er weg.



Keine Kommentare: