Irgendwie ist der Start der neuen
Regierung unter Ministerpräsident Tsipras ein etwas glückstrunkener. Es wird
wohl erst einmal holpernd und polternd so weitergehen. Besser wäre dann ab dem
Frühjahr ein Moment der Besinnung. Herr Tsipras hat weiterhin alle Chancen, als
hellenischer Joschka Fischer in die Geschichtsbücher eingehen zu können.
Dass die deutsche Presse so hysterisch reagiert? Das ist momentan nur Teil unseres Nationalcharakters.
Kein
Neu-Regierungsmitglied dieser „fast lustigen“ Koalition in Athen hat Regierungserfahrung. Da fällt jeder Start
leicht und schwer zugleich. Forderungen nach einem erneuten Schuldenschnitt und
deutschen Reparationen waren schon im Wahlkampf laut geworden. Auch
nicht neu ist der Hinweis auf die Londoner Schuldenkonferenz des Jahres
1953. Herr Tsipras und sein Finanzminister (, der doch glatt ein
wissenschaftlich gewiefter Profi der „Spieltheorie“ sein soll ;-)
werden noch ein paar Monate brauchen, um zu erkennen, dass Griechenland ein längst gesegnetes Land ist. Der neue
Finanzminister kennt wohl noch nicht die Verträge, die ihn orgiastisch werden
lassen sollten.
1953 wurden im Londoner Schuldenabkommen
tatsächlich die „Restschulden“ der „neuen“ Bundesrepublik
Deutschland als Nachfolger der Weimarer Republik und des Dritten Reiches zu
besten Konditionen für Deutschland neu bestimmt. Die schon gnädig
eingeschrumpfte Forderung betrug ca.
30 Milliarden DM bei einem BruttoSozialProdukt von knapp 75 Milliarden DM. Allerdings galt damals der Goldstandard.
Keine Notenbank konnte einfach so „Geld drucken“. Quasi: Wer keine Edelsteine hatte, der hatte nichts! Und was konnte eigentlich ein "Volkswagen" im Export "wert sein"? Eine Olive?
Letztendlich
wurden die Schulden Deutschlands
halbiert. Die Laufzeit der Tilgung betrug locker 30 Jahre! Nachfolgend startete in
Deutschland auf Basis sehr niedriger Löhne … und mit geringstmöglicher Regulierung das Wirtschaftswunder! Deutschland war mit seiner Währung Deutsche Mark (DM) als Exportland Teil des internationalen Finanzsystems des Westens! Danke dafür noch heute!
Griechenland hat durch die Geldgeber
der Eurozone die finanziellen Grundlagen für ein „eigenes Schicksal“ längst
erreicht und nimmt diese Chance mit der Wahl von Herrn Tsipras jetzt auch wahr!
"Wir danken DIE WELT für diese perfekte Recherche und graphische Aufarbeitung!" |
Die Hilfe
für Griechenland hatte nämlich längst (mindestens) drei Stufen:
>
Zunächst wurden alle Staatsanleihen aus
dem privaten Sektor (die bösen Banken) in staatlich gehaltene Anleihen gewandelt.
Deswegen flossen tatsächlich zwar ca. 240 Milliarden €uro nach Griechenland,
landeten aber quasi sofort auf Konten der privaten Geldgeber. Die Eurozone übernahm das Kreditrisiko.
> Die EZB versucht
den Wert des Euros zu senken und senkt die Zinsen im Euroraum. Damit sinkt
die ZINSLAST für Griechenland auf unter 1%. (JEDE Schuldenaufnahme auf den
privaten Kapitalmärkten wäre Stand HEUTE und MORGEN für Griechenland DEUTLICH
TEURER!)
> Die Tilgungsraten
des ersten und des zweiten Rettungspaketes für Griechenland sehen erste
Zahlungen erst ab dem Jahre 2020 vor.
Der Tilgungsplan sieht Zahlungen noch im Jahr
2057 vor!
Das ist auch
der Grund, warum der Bundestag den Griechenland-Hilfen stets
zugestimmt hat! Die könne dort durchaus rechnen. Diese Strategie läßt deutsche
Hilfsgelder nicht „verschwinden“. Schlimmstenfalls müßte man Kreditpositionen
neu bewerten!
Wenn Griechenland sich an die Vorgaben einer seriösen
Haushaltsplanung hält, wenn es mit Strukturreformen seiner Wirtschaft freien
Lauf läßt, wenn es die Korruption bekämpft, dann verläßt es die „Falle der Deflation“! Steigert also Griechenland (von der heutigen so
sehr zurückgefahren Ausgangslage aus) sein BruttoInlandsProdukt
um + 33% in den nächsten paar Jahren, so sinkt rein rechnerisch ohne jede
Tilgung die Schuldenstandquote des
Landes von heute 175% des BIPS auf dann 130% des BIPs herab.
Herr
Tsipras muss nur die Wirtschaft ankurbeln! Und die Griechen sind sicherlich
willig, um mehr arbeiten und mehr verdienen zu können!
Sollte Herr Tsipras auf die Russen setzen? Es gibt eine „errechnete
Chance von 30%“, dass Griechenland einen Totalverlust erleiden möchte und damit
„Grexit“
kommt. Das wäre allerdings ein klares Signal: „Vielleicht hat die AfD doch
Recht … Die können nicht rechnen“!
Es gibt ein Land, das
diesen Schritt bereits ausprobiert hat: Argentinien!
Viel Spass dabei! Selbst heute noch nach 20 Jahren gildet dort: BARGELDVERKEHR!
Die
Griechen werden nach einem solchen Schritt nur noch Oliven als Währung haben. Schulden aber weiterhin
in €uro! Und Russlands Putins haben keine 240 Milliarden in irgendeiner
Währung!
Alles möglich oder auch nicht! Aber die Europäische Union läßt niemanden hängen, ist geduldig und immer kompromißbereit.
Es wird schon laufen ... und Schäubles schwarze Null wird bleiben ...
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