Donnerstag, 29. Januar 2015

Theorie der Deflation - am Beispiel der Europäischen Union

In der Westlichen Welt drücken die Notenbanken die Zinsen für das Geld, das Sie an die Banken weitergeben. Das Schreckgespenst der "Deflation" steckt hinter dieser Politik. Zumindest heute.

Nach der Finanzkrise 2008 haben alle relevanten Notenbanken die Zinsen, welche private Banken für den Erwerb von echtem Geld an also z. B. die Europäische Zentralbank (EZB) oder die Bank of England zu zahlen haben auf nahezu Null gedrückt. 

Die Banken sollten diesen niedrigen Zinssatz an ihre Kunden weitergeben und so Konsumenten zum Konsum auf Pump und Firmen zu Investitionen drängen! Außerdem sollten die Währungen "billiger" werden und somit Export-Produkte ebenfalls verbilligen. (Blöd nur, wenn das alle so machen.)

Zudem sinken mit dieser Geldpolitik die Zinslasten, die hoch verschuldete Länder für ihre Kreditzinsen zu zahlen haben.

Seit Jetztzeit wird die EZB auch massiv Anleihen am Markt aufkaufen, um Banken so quasi zu "zwingen", endlich Kredite an Firmen zu vergeben.

Das Wirtschaftswachstum ist in Europa nämlich mittlerweile bei Nullwachstum angekommen. Auch Deutschland hatte 2012 und 2013 fast kein Wachstum mehr. 2014 gab es nur im ersten Quartal ein tatsächlich relevantes Plus. Man kann anmerken, dass Firmen aus scheinbar unbekannten Gründen nicht investieren, obwohl Geld so billig ist wie nie. 

Hier kommt nun die Deflation ins Spiel. Deflation ist zunächst das Gegenteil von Inflation: die Preise fallen. Das ist gut für jeden, der oder die Kapital hat und nun all die schönen Güter dieses Planeten aufkaufen kann bzw. könnte. 

Für Firmen ist das schlecht. Firmen investieren nicht vom Sparbuch aus. Sie kalkulieren eine Investitionsentscheidung, indem sie vereinfacht ausgedrückt berechnen, was ein neues Produkt erwirtschaften kann und wie man das mit einem Investitions-Kredit finanzieren kann. Eine Kreditaufnahme bedeutet, dass man einen Kredit über eine Laufzeit von xx Jahren tilgen und Zinsen zahlen muss. Sinken bei einer Deflation die Preise, so erhöht sich für eine Firma als Kreditnehmer das Ausfallrisiko ... In einer Deflation kann man Kredite schwerlich "planen".

Für Staaten kann das auch schlecht sein. Zumindest dann, wenn eine Deflation mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung einhergeht, was wiederum wahrscheinlich ist. 

"Eine Deflation für die Euro-Zone kann schneller kommen, als einem lieb sein würde!"
Man kann sich aus einer Deflation nämlich nicht heraussparen. Äah, versuchen kann man alles ...

In der deutschen Presse wird am Beispiel Griechenland gerne in großen Lettern abgedruckt, dass die Griechen heute viel mehr Schulden hätten als vor den Rettungspaketen mit 240 Milliarden €uro.  

Relevant ist, dass das Bruttoinlandprodukt in Griechenland um ca. 25% gesunken ist, die Preise dort fallen und DAHER bei allen Sparanstrengungen das Verhältnis zwischen Staatsschulden und Wirtschaftsleistung dramatisch ansteigt! Am Beispiel Griechenland bedeutet ein Sinken der Wirtschaftsleistung um 25% einen Anstieg der Schuldenquote von 33%! Das ist eine wahrlich nicht "wegsparbare" Zahl. 

Die Verschuldung Griechenlands lag 2008 bei 109% des BIPs und mußte alleine wegen diesem mathematischen Effekt bis 2013 auf ca. 145% ansteigen. Da aber Griechenland seine Staatsausgaben nur allmählich anpassen konnte, ist der Schuldenstand auf über 175% im Vergleich mit dem gesunkenen BIP angewachsen.

Und also auch deswegen kann eine Deflation depressiv machen. 

Es gibt ein anderes Erklärungsmuster, warum z. B. auch in Deutschland trotz der Geldschwemme nicht investiert wird. Die Steuer- und Abgabenlast ist gerade hier besonders hoch. Sowieso ist in den letzten Jahrzehnten der Anteil der Unternehmen am allgemeinen Steueraufkommen gesunken. Bedeutet: Die Konsumenten können nicht konsumieren, da sie kein Geld haben. Also investieren die Firmen nicht. Das nennt man Nachfrageseite.

Wird schon werden ... immerhin hat Schäuble die "schwarze Null".


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