Wir haben Herbst. Morgens ist es kalt. Ich liebe es, des Nachts acht Stunden schlafen zu können. Komme heute erst um 1/2 2 Uhr morgens ins Bett. So gelingt mir das nicht. Der Wecker schrillt um 6:30 scheppernd.
Immerhin werde ich nicht von Stöhnorgien meiner Obermieter geweckt. Ja, man stöhnt auch befriedigt zurück. Heute nicht.
Ich stehe mit drei Kubikmetern Schlafhormonen in meinem Blute auf. Ich schütte Milch auf Müsli. Dann schreibe ich mit großem Font drei Seiten. Um 10:00 Uhr habe ich einen Termin. Ich muss Kunst "einscannen", die mir "quasi nicht gehört". Die Last, sie drückt schwer in meinem Rucksack.
Ich bin müde. Jeder Flug nach Wanneickel könnte Entspannung bedeuten. Ich will das Haus verlassen. Ich bin dabei, mir diese eine Morgenzigarette anzuzünden. Mist, denn ...!
Draußen im Haustürschloss steckt ein vergessenes Schlüsselbund mit mindestens 30 - 40 Schlüsseln dran. Kleine Markierungen sind rosafarben, mit Buchstaben und Ziffern versehen unter Tesa appliziert.
Der Hausmeister? Da war doch Licht im Treppenhaus! Ne. Keiner da. Schlüsselbund im eigenen Briefkasten sicher gebunkert. Termindruck. Raus auf die Strasse. Ouups! Da hinten steht der Briefträger. "Hallo! Könnte es sein, dass Sie ... ?" Ja, also dem Manne helfen und Ditte rausgeben. "Mal kurz festhalten. Nur eine Minute. Bitteschön. Wusste nicht, wer. Schönes Wochenende!"
9:46 Uhr. Sputen. Ich gehe zur Birkenstraße. An der Ecke liegt linker Hand eine Frau lang ausgestreckt auf dem Bauch. Ihr Gesicht knautscht das Gehwegpflaster. Mein Gehirn hält diesen Anblick für eine Einbildung, die z. B. wegen Alkohol selbst Schuld sei. Mein Körper stoppt innerhalb eines Meters Wegstrecke. Mein Gehirn verweist auf den Termin und ist längst auf dem Weg zur Bahn. Mein Körper weiß es besser. Er kehrt um. "Hallo! Können Sie mich hören?"
Nun, sie lebt. Es geht ihr nicht gut. Erstmal auf den Rücken drehen. Die Beine hoch. Ich schaue auf die Uhr. Termin. Eine Frau kommt hinzu. Ich: "Haben Sie Ahnung? Ich ruf den Notarzt!" Skurriles Gespräch mit einem Berliner Beamten unter 112: "Gehen Sie mal hin und fragen Sie sie, ob sie Schmerzen hat." "Mann! Bin ich Arzt?"
Ca. acht Minuten später ist der Krankenwagen da. Nette Leute. "Kann ich gehen? Danke!"
...
Tageswerk beginnt. Nordische Botschaften irgendwann, aber zum erwünschten Abschluss des Tages. Eigentliches Highlight. Gerne zum Schluss mal eine verdiente Pause am 17ten Juni im Tiergarten. Dort endlich will ich mir meine verspätete Morgenzigarette anzünden!
...
Ich bin am Drehen einer zweiten Zigarette. Ich habe mir gleich Zwei wahrlich verdient. Es scheint die Sonne. Ich habe Kaffee rechts neben mir stehen. Die Streichholzschachtel liegt schon auf der Bank.
"Entschuldigen Sie, können Sie mir mal Feuer geben?" Steht da und belästigt mich übelst! Also: "Scheiss Kinderficker! Leck mich kreuzweise! Und wenn Du Dich nicht sofort verpisst , dann steh ich auf und baller Dir nen paar ... .Fick Dich kreuzweise!"
Ja! So sind irgendwelche Menschen in dieser Stadt. Tss, tss, tss ...
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