Dienstag, 6. August 2013

Washington Post goes Amazon

Gestern Nacht konnte man es schon bei BuzzFeed lesen. Die berühmte Washington Post geht für 250.000.000$ an den Gründer von Amazon, Jeff Bezos.

Zufälle und Überraschungen bestimmen das Leben. Vor einer Woche verkaufte Springer einen großen Teil seines Print-Geschäfts an den WAZ-Konzern. Das war ein echter Scoop! Heute nun folgt eine weitere Aufreger, diesmal auf dem amerikanischen Print-Markt! Jeff Bezos kauft die Washington Post.

Man kann das als Teil eines Paradigmenwechsels im Print-Geschäft verstehen, der den amerikanischen wie den deutschen Zeitungsmarkt gleichermaßen mit zunehmender Wucht zu erfassen scheint. Eigentlich aber nicht notwendigerweise.

Dennoch. In Deutschland haben die ehemaligen Besitzer der Süddeutschen Zeitung schon vor fünf Jahren ihre verlegerische Unfähigkeit bewiesen. Gruner + Jahr haben bereits 2012 die hochgelobte Financial Times Deutschland eingestellt und ihr Portfolio „gestrafft“. Die Frankfurter Rundschau zombiet nur noch als Markenname durch die Presselandschaft.

In Amerika verkaufte die New York Times gerade den Boston Globe für ein Zehntel des Preises, den sie selbst erst vor wenigen Jahren beim Kauf gezahlt hatte, um den Erlös von 80.000.000$ zukünftig in den Online-Bereich investieren zu können. Drüben geht es den gedruckten Zeitungen richtig schlecht! Drüben verlieren die Zeitungen mit jedem Dollar, den sie im Internet-Geschäft erwirtschaften, satte fünf Dollar beim Print.

So klar eine gemeinsame transatlantische Problematik daher erscheinen mag, so schlicht nicht vorhanden ist diese. 

Da wird ein wurmiger Kürbis drüben mit einer reifen Birne hierzulande verglichen! Die USA stehen von der Größe her im Vergleich zu Deutschland wie die EU im Vergleich zu Oregon. Oregon hat aber nicht die Bevölkerungsdichte von Deutschland und nicht die fruchtbare Konkurrenzsituation, die in Deutschland (teilweise) sogar in der Provinz zwischen Zeitungen herrscht. In Wyoming oder in Oregon können Zeitungen kein Markenimage aufbauen. In Deutschland ist das sehr wohl möglich. Und daher können echte Verleger hier auch heute noch satte 20% Umsatzrendite erwirtschaften!

Von 20% Umsatzrendite träumt die Deutsche Bank! Deutsche „Nicht-Verleger“ träumen von vergangenen Zeiten! Diese wissen schlicht, wie gut es ihnen im Vergleich zu ihren amerikanischen Kollegen immer ergangen ist. Sie haben Angst, dass ihr verlegerisches Wissen nicht ausreicht. Und sie fürchten das an die Wand gemalte amerikanische Menetekel oder sehen schaudernd auf die Geld verbrennende Vorgehensweise von The Guardian.

Das verbindet dann unnötigerweise doch innerhalb der transatlantischen Gemeinschaft.

Genau deswegen sollte Kai Diekmann ein dreiviertel Jahr in den USA (genauer gesagt in Kalifornien) verbringen. Wenn der Kürbis USA eh scheinbar alles vorgibt, dann kann die Birne Deutschland von dort doch nur lernen! So lautet die Theorie des verlegerischen Versagens.

Und somit erscheint heute eigentlich nichts mehr überraschend. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Kai in Kalifornien nicht nur irgendwelche Start-UP – Vertreter getroffen hat, die ihm gezeigt haben, wie man in Zukunft Zeitungen (per Roboter geschrieben) auf Winz – Displays veröffentlicht. Das wäre eher das Betrachten einer taktischen Ebene gewesen. Dafür ist Kai aber eigentlich der falsche Ansprechpartner.

Nein! Mit lustigem Nerd-Outfit hat Kai wahrscheinlich auch Leute getroffen, die Jeff kennen. Das wäre dann die strategische Ebene! Und da handelt Springer nun konsequent! Der Erlös aus dem Print wird in Online-Portale gesteckt! A‘ la Stepstone!

Das kann klappen. Zufällig ist das alles nicht. Weitere Überraschungen werden folgen. Aber? Plant Springer eigentlich mehr als es die Samwer – Brüder nicht schon längst erprobt besser durchgeführt haben?

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