Mittwoch, 5. September 2012

500.000, 15.000 oder 50 - Welches Schweinderl hätten's denn gern?


 Bei den gestrigen „berliner wirtschaftsgesprächen“ war das Thema „Jungunternehmen als Innovationstreiber“ an der Reihe.


Logo Initiative Gründerland Deutschland
Quelle: BMWI
Alle Antreiber der „Gründungshauptstadt Berlin“ waren anwesend. Die IBB stellte ihre Fördermittelangebote vor.

Dann trat Prof. Dr. Andreas Knie ans Pult oder in den Ring und stellte launisch und aufgedreht fest, dass es mit Berlin als Gründungszentrum nicht weit her sein kann und Deutschland eh von Industrien des 19ten Jahrhunderts lebe.

Ca.500.000 Gewerbe würden pro Jahr in Deutschland angemeldet. Davon seien 15.000 im Bereich Hightech angesiedelt. 50 seien HighTech-SpinOffs aus der Forschung. „Deutschland liegt weit hinten!“Er stellte drei Thesen in den Raum, warum dem so sei:

● In Deutschland müsse man als Gründer mit Leib und Seele gründen. Es gelte das Prinzip „Sekt oder Selters“. Wolle man nebenbei gründen, bekomme man auch von der IBB keine Liquidität

● An Hochschulen und Forschungseinrichtungen unterbinde die „Reputationsordnung“ jeden Gründungselan. Nur die Anzahl der Veröffentlichungen ermögliche eine wissenschaftliche Karriere. Gründungen seien da hinderlich.

● Selbst an der als „Gründungsuniversität“ ausgezeichneten TU Berlin werde selbst Basiswissen hinsichtlich Unternehmensführung nicht vermittelt.

Den ersten beiden Thesen ist beizupflichten. Ein Gründen en passant ist in Deutschland nicht vorgesehen. Zudem verhindern die hohe Steuer- und Abgabenlast sowie die gewollt zugelassenen Möglichkeiten zur Vermögensbildung, dass man freie finanzielle Mittel nach eigenem Gutdünken einsetzen kann.

Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland sind Verwaltungseinrichtungen. Hier werden Behördenstrukturen ausgiebig mit Leben gefüllt.

Die dritte These ist anzuzweifeln. Das Wissen, das man benötigt, um erfolgreich aus Forschungseinrichtungen heraus gründen zu können, kann man an jeder Universität lernen. Es wird auch beworben dies zu tun.

Problematisch ist eher, dass die Grundaussage des Vortrages unangemessen ist. Die deutsche Wirtschaft hat in den letzten 20 Jahren einen radikalen Wandel erlebt. Die eher kleinen „hidden champions“ sind die Träger des wirtschaftlichen Erfolges!

Die Zahl von 15.000 Gründungen im HighTech-Bereich deutet bereits an, dass in Deutschland und Europa nicht weniger gegründet wird als in den USA.

Das Hauptproblem liegt leider darin, dass in Deutschland und Europa das System der Gründungsfinanzierung durch staatliche oder halbstaatliche Einrichtungen wie der IBB dem amerikanischen System mit Venture Capital-Gebern deutlich unterlegen ist.

Die Thesen von Prof. Knie zielen nicht auf die 500.000 oder 15.000 Gründungen im Jahr sondern auf die 50 ab. Thema verfehlt. Zumindest bei den murrenden Teilnehmern der Tagung.

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