Bei den gestrigen „berliner
wirtschaftsgesprächen“ war das Thema „Jungunternehmen
als Innovationstreiber“ an der Reihe.
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Quelle: BMWI |
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Antreiber der „Gründungshauptstadt Berlin“ waren anwesend. Die IBB stellte ihre
Fördermittelangebote vor.
Dann trat
Prof. Dr. Andreas Knie ans Pult oder in den Ring und stellte launisch und
aufgedreht fest, dass es mit Berlin als Gründungszentrum nicht weit her sein
kann und Deutschland eh von Industrien des 19ten Jahrhunderts lebe.
Ca.500.000
Gewerbe würden pro Jahr in Deutschland angemeldet. Davon seien 15.000 im
Bereich Hightech angesiedelt. 50 seien HighTech-SpinOffs aus der Forschung. „Deutschland liegt weit hinten!“Er
stellte drei Thesen in den Raum, warum dem so sei:
● In
Deutschland müsse man als Gründer mit Leib und Seele gründen. Es gelte das
Prinzip „Sekt oder Selters“. Wolle
man nebenbei gründen, bekomme man auch von der IBB keine Liquidität
● An
Hochschulen und Forschungseinrichtungen unterbinde die „Reputationsordnung“ jeden Gründungselan. Nur die Anzahl der
Veröffentlichungen ermögliche eine wissenschaftliche Karriere. Gründungen seien
da hinderlich.
● Selbst an
der als „Gründungsuniversität“ ausgezeichneten
TU Berlin werde selbst Basiswissen hinsichtlich Unternehmensführung nicht
vermittelt.
Den ersten
beiden Thesen ist beizupflichten. Ein Gründen en passant ist in Deutschland nicht
vorgesehen. Zudem verhindern die hohe Steuer- und Abgabenlast sowie die gewollt
zugelassenen Möglichkeiten zur Vermögensbildung, dass man freie finanzielle
Mittel nach eigenem Gutdünken einsetzen kann.
Hochschulen
und Forschungseinrichtungen in Deutschland sind Verwaltungseinrichtungen. Hier werden Behördenstrukturen ausgiebig mit Leben
gefüllt.
Die dritte
These ist anzuzweifeln. Das Wissen, das man benötigt, um erfolgreich aus
Forschungseinrichtungen heraus gründen zu können, kann man an jeder Universität
lernen. Es wird auch beworben dies zu tun.
Problematisch
ist eher, dass die Grundaussage des
Vortrages unangemessen ist. Die deutsche Wirtschaft hat in den letzten 20
Jahren einen radikalen Wandel
erlebt. Die eher kleinen „hidden
champions“ sind die Träger des wirtschaftlichen Erfolges!
Die Zahl von
15.000 Gründungen im HighTech-Bereich deutet bereits an, dass in Deutschland
und Europa nicht weniger gegründet wird als in den USA.
Das
Hauptproblem liegt leider darin, dass in Deutschland und Europa das System der
Gründungsfinanzierung durch staatliche oder halbstaatliche Einrichtungen wie
der IBB dem amerikanischen System mit
Venture Capital-Gebern deutlich unterlegen ist.
Die Thesen von Prof. Knie zielen
nicht auf die 500.000 oder 15.000 Gründungen im Jahr sondern auf die 50 ab.
Thema verfehlt. Zumindest bei den murrenden Teilnehmern der Tagung.
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