Donnerstag, 6. September 2012

Frage, Antwort und nutzbares Wissen



Stammtischmanieren haben wir alle von Zeit zu Zeit. In Jedem steckt ein kleiner Demagoge. „Wahrheit“ lässt sich besser durch Mathematik ermitteln.

Dafür bieten sich mehrere Wege an. Technisches Wissen basiert auf theoretischer Analyse. Die Gesetze der Mathematik oder Logik sind anwendbar. Technische Formeln haben „nicht“ den „Rang von Gesetzen“, verfügen aber über „einen hohen Grad der Allgemeingültigkeit([Q-069], S. 13). Heuristische Modelle und statistische Verfahren, die auf einer großen Menge von Aussagen, Erklärungen oder schlicht Daten angewendet werden, können hier zur Prüfung eingesetzt werden.

Formales Wissen wird tendenziell  in Wenn-Dann-Klauseln beschrieben. Es gilt z.B. für bestimmte gesellschaftliche Gruppen.

Validierbarkeit von "Wahrheit und Wissen"

Praktisches Wissen ist vages Wissen. Es handelt sich dabei um persönliche Erfahrungen, Daumenregeln oder z.B. um „Vom-Hörensagen“-Erklärungen. Eine umfangreiche Ratgeber-Literatur  stellt dieses Wissen kostenpflichtig zur Verfügung.

Ein und dieselbe Frage lässt sich wiederum syntaktisch, logisch oder semantisch verstehen. Auf der syntaktischen Ebene ist es in Deutschland im Regelfall ausreichend, die deutsche Sprache zu beherrschen.

Auf logischer Ebene ist es ratsam, Fragen so zu formulieren, dass der „Antwortraum“ ordinal, skaliert oder numerisch ist (Wie viele? Wie groß? Ja/Nein? etc.). Dann können Antworten statistisch bearbeitet werden.  

Die semantische Sichtebene betrachtet die Objekte (eines Modells) und deren Beziehungen und blickt auf den Inhalt der Antworten.

Antworten können fallspezifisch einen aktuellen Fall behandeln. Sie können Gebietswissen über den aktuellen Problembereich liefern. Und sie können globales Wissen über Theorien, Techniken, Formalismen oder z.B. praktische Erklärungen abbilden.  

Die Beziehung zwischen Frage und Antwort empfiehlt, Befragte (oder Datenmengen, die durch Befragungen entstehen) danach auszuwählen, inwieweit diese inhaltlich (semantisch) überhaupt in der Lage sind, Antworten zu geben ([Q-040], [Q-041], [Q-064]).

Mögliche Aussagen oder mögliche Ausprägungen von Ereignissen bilden einen „Ergebnisraum([Q-062], S. 467). Das Alter eines Firmengründers kann z.B. mit „57“ angegeben werden. Die Ereignisse sind unterschiedlich verteilt. Firmengründer mit 90 Jahren gibt es seltener als Firmengründer mit 40. Es besteht eine unterschiedliche Wahrscheinlichkeit. Wichtig ist, dass die Befragtengruppe ausreichend groß ist. Sie bildet die Stichprobe über der „Grundgesamtheit“ und sollte die „Normalverteilung“ anstreben ([Q-062], S. 475).

Es bieten sich mindestens zwei Möglichkeiten an, um Aussagen und Datenmengen der Stichproben prüfen zu können. Zum einen kann man statistisch feststellen, ob sich bestimmte Daten der Befragtengruppe von anderen Gruppen oder der Grundgesamtheit unterscheiden. Ist das Alter von Gründern, deren Firmen nach fünf Jahren noch existieren, höher?  

Zudem kann man heuristische Modelle erstellen, um das Zusammenspiel von Faktoren zu prüfen. Hier sollten mehr als zwei Ereignisse eingebunden werden, um die relevanten Faktoren bestimmen zu können (multivariate Verfahren). Hat das Geschlecht, das Berufsalter oder die Branchenerfahrung Einfluss auf die Überlebensfähigkeit einer Gründung nach fünf Jahren?

Mit einer solchen Vorgehensweise kann man einfach nur vor sich hin existierende Ereignisse (oder Kennzahlen) von relevanten Einflussfaktoren unterscheiden ([Q-062], S. 476f).

So lässt sich „Wahrheit“ also für den Alltagsgebrauch praktikabel ermitteln, wenn man Determinanten findet, die es erlauben, z. B. den Begriff „Mittelmaß“ statistisch und heuristisch auszuwerten. Allerdings liegt eine Ursache der Bankenkrise darin, dass die dort verwendeten praktikablen Modelle einer Wahrheit doch nicht nahe genug kamen.

Quellen:
[Q-040] – Gilbert G. N.: “Providing advice through dialogue”; 1990; Proceedings of ECAI ’90 Stockholm

[Q-041] – Gilbert G. N.: “Question and answer types”; 1987; Research and Development in Expert systems IV

[Q-062] – Reinhardt, Fritz: “dtv-Atlas zur Mathematik”; 1978; Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

[Q-064] – Richter, Michael M.: “Prinzipien der künstlichen Intelligenz”; 1989; Teubner Verlag

[Q-069] – Schnupp, P.: “Expertensystempraktikum”; 1987; Springer-Verlag Berlin Heidelberg
New YorkQ-069

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