Stammtischmanieren haben wir alle von
Zeit zu Zeit. In Jedem steckt ein kleiner Demagoge. „Wahrheit“ lässt sich besser durch
Mathematik ermitteln.
Dafür bieten
sich mehrere Wege an. Technisches Wissen
basiert auf theoretischer Analyse. Die Gesetze der Mathematik oder Logik sind
anwendbar. Technische Formeln haben „nicht“ den „Rang von Gesetzen“, verfügen
aber über „einen hohen Grad der Allgemeingültigkeit“ ([Q-069], S. 13). Heuristische Modelle und
statistische Verfahren, die auf einer großen Menge von Aussagen, Erklärungen
oder schlicht Daten angewendet werden, können hier zur Prüfung eingesetzt werden.
Formales Wissen wird tendenziell in Wenn-Dann-Klauseln beschrieben. Es gilt
z.B. für bestimmte gesellschaftliche Gruppen.
Validierbarkeit von "Wahrheit und Wissen" |
Praktisches Wissen ist vages Wissen. Es handelt sich
dabei um persönliche Erfahrungen, Daumenregeln oder z.B. um „Vom-Hörensagen“-Erklärungen.
Eine umfangreiche Ratgeber-Literatur stellt
dieses Wissen kostenpflichtig zur Verfügung.
Ein und
dieselbe Frage lässt sich wiederum syntaktisch,
logisch oder semantisch verstehen. Auf der syntaktischen
Ebene ist es in Deutschland im Regelfall ausreichend, die deutsche Sprache
zu beherrschen.
Auf logischer Ebene ist es ratsam, Fragen
so zu formulieren, dass der „Antwortraum“ ordinal, skaliert oder numerisch
ist (Wie viele? Wie groß? Ja/Nein? etc.). Dann können Antworten statistisch
bearbeitet werden.
Die semantische Sichtebene betrachtet die
Objekte (eines Modells) und deren Beziehungen und blickt auf den Inhalt der
Antworten.
Antworten können fallspezifisch einen
aktuellen Fall behandeln. Sie können Gebietswissen über den aktuellen
Problembereich liefern. Und sie können globales Wissen über Theorien,
Techniken, Formalismen oder z.B. praktische Erklärungen abbilden.
Die
Beziehung zwischen Frage und Antwort empfiehlt, Befragte (oder Datenmengen, die
durch Befragungen entstehen) danach auszuwählen, inwieweit diese inhaltlich
(semantisch) überhaupt in der Lage sind, Antworten zu geben ([Q-040], [Q-041], [Q-064]).
Mögliche
Aussagen oder mögliche Ausprägungen von Ereignissen bilden einen „Ergebnisraum“
([Q-062], S. 467). Das Alter eines Firmengründers kann
z.B. mit „57“ angegeben werden. Die Ereignisse sind unterschiedlich verteilt. Firmengründer
mit 90 Jahren gibt es seltener als Firmengründer mit 40. Es besteht eine
unterschiedliche Wahrscheinlichkeit. Wichtig ist, dass die Befragtengruppe ausreichend
groß ist. Sie bildet die Stichprobe über der „Grundgesamtheit“
und sollte die „Normalverteilung“ anstreben ([Q-062], S. 475).
Es bieten
sich mindestens zwei Möglichkeiten an, um Aussagen und Datenmengen der
Stichproben prüfen zu können. Zum einen kann man statistisch feststellen, ob
sich bestimmte Daten der
Befragtengruppe von anderen Gruppen oder der Grundgesamtheit unterscheiden. Ist
das Alter von Gründern, deren Firmen nach fünf Jahren noch existieren, höher?
Zudem kann
man heuristische Modelle erstellen,
um das Zusammenspiel von Faktoren zu prüfen. Hier sollten mehr als zwei
Ereignisse eingebunden werden, um die relevanten Faktoren bestimmen zu können (multivariate
Verfahren). Hat das Geschlecht, das Berufsalter oder die Branchenerfahrung Einfluss
auf die Überlebensfähigkeit einer Gründung nach fünf Jahren?
Mit einer
solchen Vorgehensweise kann man einfach nur vor sich hin existierende Ereignisse (oder Kennzahlen) von relevanten Einflussfaktoren
unterscheiden ([Q-062], S.
476f).
So lässt sich „Wahrheit“ also für den Alltagsgebrauch praktikabel ermitteln,
wenn man Determinanten findet, die es erlauben, z. B. den Begriff „Mittelmaß“
statistisch und heuristisch auszuwerten. Allerdings liegt eine Ursache der Bankenkrise darin, dass die dort verwendeten praktikablen Modelle einer Wahrheit doch nicht nahe genug kamen.
Quellen:
[Q-040] – Gilbert
G. N.: “Providing advice through dialogue”; 1990; Proceedings of ECAI ’90
Stockholm
[Q-041] – Gilbert
G. N.: “Question and answer types”; 1987; Research and Development in Expert
systems IV
[Q-062] – Reinhardt, Fritz: “dtv-Atlas zur Mathematik”; 1978;
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
[Q-064] – Richter, Michael M.: “Prinzipien der künstlichen Intelligenz”;
1989; Teubner Verlag
[Q-069] – Schnupp, P.: “Expertensystempraktikum”; 1987;
Springer-Verlag Berlin Heidelberg
New YorkQ-069
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