„Berlin-Bashing“ gehört in
Deutschland zur Kultur dazu. Süddeutsche, Frankfurter oder Hamburger Postillen
lieben es, von Zeit zu Zeit über die Berliner „Knallchargen“ herzuziehen.
Gerne wurde
und wird berichtet, dass in Berlin vor
Jahren 60% und heute 40% der Bevölkerung von Renten oder staatlichen Leistungen
leben müssen. Das Verhöhnen von Armut fällt so manchem Pfeffersack nur allzu
leicht.
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("Niemand soll hier starten!" Creative Commons-Lizenz - Quelle: www.airliners.net) |
Es lohnt sich, solche Betrachtungen zu Berlin positiv, mit rosaroter Brille zu beantworten. Berlin hat Stärken und Schwächen. Der Wissenschaftsstandort Berlin hat Stärken und Schwächen vorzuweisen. Dies gilt prinzipiell für jedes Bundesland. Als Industriestandort ist Berlin momentan tatsächlich kein Leuchtturm.
Aber es gilt
festzuhalten, dass im Bundesland Berlin eine „umfangreiche Hochschullandschaft
… und eine bundesweit einmalige Dichte an außeruniversitären
Forschungseinrichtungen“ besteht ([Q-087], S. 215).
2007 hatte Berlin
einen „Anteil der FuE-Ausgaben am BIP
(GERD) von 3,4%“ und lag damit hinter Baden-Württemberg auf Position 2
aller Bundesländer. Während aber im Bundesschnitt 70% und in Baden-Württemberg
80% der FuE-Aufwendungen von der Wirtschaft erbracht werden, liegt deren Anteil
in Berlin bei 40% (TSB: „FuE
in Berlin“, 2009).
Genau dieser
Schwäche der Berliner Wirtschaft könnte mit Gründungen im industriellen Sektor
am besten begegnet werden. Tatsächlich siedeln sich Firmen wie CCC (Competence Call Center) an der
Spree, Groupon am Hausvogteiplatz
und Zalando in Prenzlauer Berg an.
Anders als
zur Jahrtausendwende bilden aber bei den Myriaden an Internet-Start Ups mittlerweile
Geschäftsmodelle die Grundlage der
Vorgehensweise, die Märkte professionell erschließen sollen.
Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der
Bevölkerung liegt für Berlin weiterhin im Bundesschnitt im unteren Drittel. Die
Kaufkraft der Berliner beträgt daher
auch nur ca. 80% des deutschen Schnitts. Die Löhne und Gehälter in
Berlin sind niedrig, die Arbeitslosenquote
liegt bei 12% und ist damit deutschlandweit „Spitze“ ([Q-088]).
Diese
durchaus negativen Zahlen bedeuten in der Analyse aber auch, dass für einen
Gründer die Personal- und
Sachmittelkosten in Berlin deutlich niedriger liegen als in anderen
Regionen.
Die Bevölkerung Berlins wächst kräftiger als selbst
optimistische Prognosen der letzten zehn Jahre vermutet haben. Das kann
durchaus daran liegen, dass Berlin ein sehr gutes kulturelles Angebot aufweist ([Q-088]). Die Stadt bietet innerhalb und
außerhalb viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung.
Da Gründer
den Ort ihrer Ausbildung für eine Gründung präferieren, wenn ein „Wohlfühlfaktor“ erfüllt wird, bietet
Berlin beste Rahmenbedingungen.
Berlin hat
Wirtschaftsbereiche, die ein enormes Zukunftspotential aufweisen und von den
Stakeholdern der Region erkannt wurden. Es wird nicht nur die
„Kreativwirtschaft“ adressiert sondern ebenfalls die Gesundheitswirtschaft, die
Logistikbranche (Lachnummer und große Hoffnung Flughafen BBI) und verschiedenste Technologiebereiche. Berlin liegt beim Saldo von Gewerbeneu- und
abmeldungen an zweiter Stelle in BRDistan.
Das Potential der Stadt ist sehr groß
und es lassen sich genügend harte und weiche Faktoren finden, um eine
Existenzgründung in Berlin anzugehen.
Quellen:
[Q-087] –
BMBF: “Bundesbericht Forschung und Innovation 2010“; BMBF
[Q-088] – IHK
Berlin: “berliner Wirtschaft in Zahlen - Ausgabe 2009“; IHK Berlin
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