Donnerstag, 31. Oktober 2013

NSA – Ouchism a la USA



Man kann nur hoffen, dass die Snowdon-Enthüllungen momentan ihren Höhepunkt erreicht haben. Andernfalls wird es zunehmend schmerzhaft für Nicht-Angelsachsen in Europa. Hans Leyendecker, Urgestein des Netzwerks Recherche gibt einen deutlichen Hinweis auf den SCS.

DERSPIEGEL soll zumindest einen großen Teil der Dokumente des Whistleblowers Snowdon tief im „hauseigenen“ Tresor vorliegen haben. Die Zusammenarbeit mit dem Guardian (und der SZ) zahlt sich aus. Kolportiert wurde, dass in diesem Material eine Handynummer auftauchte. Und die soll der Bundeskanzlerin Angela Merkel gehören. 

File:Patch Barracks (Kurmärker Kaserne) Vaihingen 1957.jpg
"Patch Barracks - Sitz der NSA in Deutschland" (Quelle: Wikipedia / Autor: SP/3 Jihlavec / Lizenz: public domain)
Seit Beginn der NSA-Affäre hat die Bundesregierung das Thema Spionage angelsächsischer Dienste (Five Eyes) in Deutschland offiziell immer heruntergespielt. Das Thema sei „beendet“, „Deutsches Recht“ nicht gebrochen worden. Kommentatoren deutscher Zeitungen nannten dieses Verhalten „devot“.

Ganz so devot war die Regierung aber niemals gewesen. Frau Merkel sagte: „Wir sind nicht im Kalten Krieg!“. Das war ein deutlicher Satz gewesen. Innenminister Friedrich flog nach Washington und erreichte auf seine ganz eigene Art – allerdings erst einmal nichts. Der Fragekatalog der deutschen an die amerikanische Regierung wurde unbefriedigend beantwortet. Und so überflog dann irgendwann ein Hubschrauber des Verfassungsschutzes langsam und im Tiefflug das Amerikanische Konsulat in Frankfurt. Spätestens an jenem Tage hätten die USA wissen müssen, dass sie zu weit gegangen waren.

Dass Putin ganz sicher ausspioniert wird? Geschenkt!

Leider haben die Enthüllungen der letzten Monate gezeigt, dass selbst engste Verbündete der USA (bzw, der Angelsachsen) mit Vorsatz und gezielt ausgespäht werden. In Brüssel wurden EU-Bureaus verwanzt. Telefonate und E-Mails aller EU-Bürger werden flächendeckend gescannt. Die Brasilianische Präsidentin, der Mexikanische Präsident und nun Bundeskanzlerin Merkel stellen konsterniert fest, dass sie ganz persönlich ebenfalls ausgespäht werden und nicht nur der Russische Präsident Putin.

Also wurde am 24.10.2013 tatsächlich der Amerikanische Botschafter offiziell einbestellt. Das hatte was. Und der Grüne Bundestagsabgeordnete Ströbele (Mitglied der Parlamentarischen Kontrollkommission der Geheimdienste PKG) stellte fest, dass noch „keine gerichtsfesten Beweise“ vorlägen! Ouch! Die USA begeben sich in die Welt des Schmerzes, wie man auf deren Seite des Atlantiks halt so sagt. Herr Ströbele verwies auch auf einen „Handy-Catcher“, der („kolportiertermaßen“) in der Amerikanischen Botschaft am Pariser Platz installiert sein soll).

Sollten in den USA nicht ausschließlich eigenverliebte Machtbesoffene regieren, dann wird die notwendige Reaktion der USA entscheidend für das zukünftige Verhalten seiner Alliierten sein. Verliert der NSA-Chef seinen Posten?

Vielleicht können amerikanische Regierungsbeamte einfach nicht lesen? Ansonsten hätte man sich drüben doch fragen sollen, warum der halbstaatliche Konzern Deutsche Telekom technisch sicherstellen will, dass Daten seiner Kunden das Bundesgebiet nicht verlassen sollen. Somit dürften Briten und Amerikaner dann doch daran gehindert werden, Deutsche Staatsbürger und Firmen flächendeckend abzuhören.

Ja, die Europäer sind oft zerstritten. Aber eine Art „EU-Cloud“ oder eine deutsche Cloud wird sicherlich kommen. Und die europäische IT-Industrie wird eine Sonderkonjunktur erleben, die der amerikanischen verwehrt bleiben wird. Standortpolitik a la NSA halt. Kann die Zahl von 35 abgehörten Staats- oder Regierungschefs noch getoppt werden?

Montag, 28. Oktober 2013

Stiftung! Gib mir Geld! – Stiftungsmarketing macht Spaß



Stiftungen haben quasi per Satzung eh das Ziel Gutes zu tun. Soziale Einrichtungen sollten hier das Gute in monetärer Form herauskitzeln.

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen (BDS) ist die allererste Adresse, an die sich ein Fundraiser wenden sollte. Aus vertrieblicher Sicht kann man hier das Markenimage der eigenen Organisation am besten mit dem Image einer anzusprechenden Stiftung abgleichen.

Mittlerweile gibt es in Deutschland weit mehr als 10.000 Stiftungen. Man muß also klar vorselektieren. Schon 2004 hatte der BDS ermittelt, welche Schwerpunkte Stiftungen setzen und wie hoch die jährlichen Geldausschüttungen damals waren.


Stiftungs-schwerpunkt
Soziale Zwecke
Wissensch. / Forschung
Bildung / Erziehung
Kunst / Kultur
Umwelt
Andere gemeinnütz. Zwecke
Privatnützig. Zwecke
Anzahl Stiftungen:
ca. 7.000
ca. 3.500
ca. 3.000
ca. 3.000
ca. 1.500
> ca. 6.000


Klassen der Gesamt-ausgaben in €uro
Gesamtausgaben in Millionen €uro pro Schwerpunkt und Klasse
bis 5.000€
231,9
61
96,7
78,3
16,9
79,8
32,5
bis 10.000€
112,1
43,5
59,5
56,8
14,9
45
12,2
bis 25.000€
177,2
82,1
79,6
85
18,6
82,8
25,6
bis 50.000€
163
76,3
53
83,7
32,7
81,5
11,8
bis 100.000€
135,7
55,1
49,5
71,3
24,6
67,2
11,6
bis 250.000€
150,4
61,2
47,4
66,6
20,6
68,1
8,7
bis 500.000€
69,2
40,5
24,4
28,1
13,5
23,4
4
< 1.000.000€
53,6
29,8
20,2
30,4
10,9
23,2
6,9
< 2.500.000€
60,6
28
17,1
26,1
5,3
22,3
2,5
< 5.000.000€
39,1
15,9
9,7
8,8
2,4
10,1
1
< 10.000.000€
27,2
12,7
11,8
3,9
1,6
5,8
4
< 25.000.000€
21,1
7,8
6,4
7,4
1,9
13,6
2,7
< 50.000.000€
10,1
3
3
2,7
0,4
5,8
0
< 100.000.000€
8,5
2,9
2,2
0,1
0,1
5,1
0
< 250.000.000€
1,3
0,7
0,1
0
0
0,6
1,3
> 250.000.000€
0,8
0,3
0,4
0
0
0,6
0
Datenquelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen 2004 und Eigenrecherche

Da das Stiftungskapital der meisten Stiftungen eher gering ist, fallen die jährlichen Ausschüttungen heute im Zeichen der Finanzkrise teilweise sogar noch deutlich geringer aus. Das Kapital wirft zu wenig an Zinsen ab.

Das berühmte MinMax-Prinzip muß man beachten! Minimaler Aufwand darf immer maximalen Ertrag bringen. Daher stellen sich simple Fragen. Welche Fördersumme benötigt der Fundraiser denn für ein Projekt? Sobald man ein Bundle von möglichen Stiftungen für eine Akquise gefunden hat: Wie hoch sind die Einzelausschüttungen der erspähten Stiftung pro Projekt im Schnitt? Wo rentiert sich das Baggern demnach überhaupt?

Wenn eine Stiftung also zwar bis zu 50.000.000€ pro Jahr vergibt, aber nur 400.000€ für Umweltschutzanliegen, dann sollte dort kein Fundraiser Zeit investieren, der den Schutz von Rotbauchunken in Wanneeickel-Süd finanzieren möchte. Wenn eine Stiftung 10.000.000€ an zehn Projekte im Bereich Bildung vergibt, dann werden dort hochklassige Projekte mit vielen Beteiligten unterstützt, die ein professionelles Projektmanagement erfordern!

Nun! Eine knappe halbe Milliarde€ alleine für soziale Zwecke, gestückelt in Einzelausschüttungen bis zu 25.000€ sollten Anreiz genug sein, sich auf diese Marktsegment zu konzentrieren!

Ein dankbares „Immerhin“! Die Mittelakquise über Stiftungen ist ein vertrieblicher Akt und kann Spaß und Erfolg bringen. Während die Welt der Fördermittelakquise eine bürokratische ist, bildet Stiftungsmarketing schlicht im Bereich der Menschenkenntnis und läßt Sektkorken knallen.

Immobilienblase in Berlin? Nein! – bei 40.000 Zuzüglern pro Jahr niemals!



Die Bundesbank warnt vor Überteuerung! In den Trend-Städten Frankfurt, München, Hamburg etc. seien die Kaufpreise für Wohnungen um 20% überteuert! Droht in Deutschland eine Immobilienblase?

Preise sind prinzipiell Marktpreise. Nachdem der deutsche Staat im Bund und in den Ländern in den 90er Jahren „festgestellt“ hatte, dass ein „Sozialer Wohnungsbau“ nicht weiter nötig wäre, wurde selbiger eingestellt und wurden danach obendrein städtische Wohnungsbaugenossenschaften zwecks Entschuldung der Kommunen verkauft!

Berlin ist natürlich immer ein Sonderfall! Es ist sicherlich das einzige Bundesland, welches die Wiedervereinigung „intern“ erleben durfte. Berlin hat das Sterben der Industrie, die angeblich nur den Osten betraf, auch im Westteil miterlebt. Es gab Zeiten nach der Wende, in denen gerade knapp die Hälfte der Berliner ihr Einkommen real durch eigene Arbeit erwirtschaften konnte.

File:U.S. Home Ownership and Subprime Origination Share.png
(Quelle: Wikipedia / Autor: Farcaster  / Lizenz: GNU Free Documentation License)
Wer 1989 in Berlin die Öffnung der Mauer erleben durfte und vielleicht die Ruinen der Stadt als Freiraum erobern wollte, der „mietete“ sich in Kastenneubauten oder Altbauten ein, deren Außenfassaden damals den allseits vorhandenen Farbstich „Kack-schwarz-braun“ hatten. Künstler wie „Käthe B“ televisierten ihr Leben damals in leeren Geschäftsräumen am Hackeschen Markt. Die Stadt war billig und sehr viele Leute alsbald arbeitslos. Party war angesagt. „Mieten“ konnte damals bedeuten, daß man eine leer stehende Wohnung „in Besitz nahm“ und sich nachfolgend bei der WBM meldete.

Heute 25 Jahre nach dem Mauerfall sind Löhne und Gehälter in Berlin im Schnitt immer noch niedriger als in Westdeutschland. Die Arbeitslosigkeit ist weiterhin hoch. Selbst den MeckPoms geht es da auf den ersten Blick besser!

Aber die Stadt boomt real existierend, und aus besten Gründen. Pro Jahr wächst die Stadt momentan um 40.000 Einwohner netto. Im Vergleich: London hatte in besten Boom-Zeiten nach Thatcher und von dem Poodle unter George Bush II gerade mal 100.000 netto pro Jahr Zuzügler. Und London hat so um die 11.000.000 Einwohner vs. ca. 3.800.000 inoffiziell in Berlin.

Es ist nicht zu leugnen, Callcenter beschäftigen hierzubundeslande Zigtausende zu Billigstlöhnen. Gerade aber die jahrzehntelange Förderung der Wissenschaft in der Stadt trägt Früchte. Eine Start UP-Szene ist entstanden, die Zuzügler und Erfolgsgeschichten  präsentiert. Der Tourismus boomt! „The Party“-Stadt Berlin! Wo auf diesem Planeten wurden Clubs wie der Tresor, der Bunker, Das E-Werk, Berghain oder KitKatKlub oder Kumpelnest 2000 eröffnet? Und die Region Berlin-Brandenburg ist DIE Region weltweit im Turbinenbau! Berlin hat einen lebendigen Zeitungsmarkt mit „DER TAGESSPIEGEL“, der mittlerweile an vierter Stelle bundesweit liegt. Nur Berlin Partner trübt weiterhin das Bild!

Heute ist Berlin eine Stadt, die nicht mehr so katastrophal regiert wird wie unter dem Vorgänger von Wowereit. Erfolg und Dynamik in dieser Stadt wurden und werden weiterhin nicht aus den Senatsverwaltungen sondern ausschließlich von den Bürgern selbst hier vor Ort exerziert! Berlin macht (volkswirtschaftlich /) betriebswirtschaftlich alles Bottom-Up! Der Staat ist in dieser Stadt ein schlicht weiterhin bestehendes Hindernis, das dennoch für eine Mietpreisbremse sorgen sollte! Die Berliner Durchmischung ist ansonsten gefährdet!

Berlin war berühmt für seine Baulücken, die es dem Krieg oder SPD- / sozialistischen Baufantasien verdankte. Vorbei damit. Es wird gebaut, was der Boden hergibt. Und es wird teuer gebaut und vermietet. Und die Wohnungen sind schnell belegt. In Berlin ist keine Blase möglich oder absehbar. Zieht nach München! Dort gibt es höhere Löhne.

Da kann man also nur hoffen, dass die Start Up – Szene der Stadt möglichst schnell und möglichst viele gut bezahlte Jobs und ein paar Millionäre hervorbringt.

Fördermittel als Finanzierungsmittel – Sissyphos läßt grüßen



Wer als Fundraiser glaubt, er habe zu viel Spaß im Leben, der sollte als Finanzierungsquelle Fördermittel der EU oder auf Bundes- bzw. Landesebene beantragen.

Die bekanntesten Finanzierungsmittel der Europäischen Union sind EFRE und ESF. Im Bund und in den Ländern sind im Regelfalle einzelne Ministerien zuständig. Wer eine Wehrsportgruppe zur Volksertüchtigung gefördert bekommen möchte, sollte sich eventuell z. B. an das Bundesministerium der Verteidigung oder das des Inneren wenden. Letzteres ist für die Sportförderung zuständig. 

File:European union erdf map de.png
"Förderregionen in der EU" (Quelle: Wikipedia  / Autor: San Jose / Lizenz: GNU Free Documentation License)
Grundsätzlich fördert der Staat nichtstaatliche Aufgaben, an deren Erfüllung ein gesamtstaatliches Interesse besteht. Dementsprechend werden Wirtschaft und Forschung aber auch soziale Anliegen unterstützt.

Die Beantragung von Fördermitteln bedeutet, dass man sich auf das grausige Feld der Bürokratie vorwagt, in die Landschaft des Zuwendungsrechts. Schlagartig muß man die Regeln der Haushaltsordnung des Bundes (BHO), der Länder (LHO) oder auch das kommunale Haushaltsgrundsätzegesetz (HGrG) beachten.

Will man bei dieser Art des Fundraising Erfolg haben, so muß man gezielt nach „passenden“ Fördermittelprogrammen suchen und die dort verlangten Verwaltungsvorschriften und Zielsetzungen studieren. Man beachte die Allgemeinen Nebenbestimmungen für Zuwendungen (ANBest).

Grundsätzlich werden zwei Arten von Zuwendungen gewährt: Projektförderung und die Förderung von Institutionen. Da das Haushaltsrecht verlangt, dass Sinn und Zweck einer Maßnahme oder einer Förderung benannt sein müssen, werden in der Masse Projekte unterstützt. Zudem erlauben die meisten Fördermittelprogramme keine Vollfinanzierung. Insbesondere die EU-Verwaltungsvorschriften erlauben nur eine Teilfinanzierung. Der Antragsteller muß seinen Eigenanteil im Detail in €uro darlegen und nachfolgend belegen.

DER Grundsatz für jeden Fördermittelantrag lautet: „Die formalen Anforderungen SIND einzuhalten!“ Wenn ein Fördermittelprogramm vorsieht, daß ein Projekt nicht länger als fünf Jahre dauern darf, so gilt das einzuhalten. Wenn die Antragssteller „Künstler“ sein sollen, so müssen Künstler den Antrag stellen. Wenn EU-Programme die Beteiligung von mindestens fünf Partnern aus drei europäischen Ländern verlangen, so kommt man daran nicht vorbei.

Als Laie oder Anfänger wird man an diesen Hürden leider scheitern müssen! Aber es gibt Hilfe, Tricks und Tipps. Erfolgreiche Verkäufer im Fundraising sind eh zuallererst Profis im Aufbau von zwischenmenschlichen Beziehungen und benötigen immer Hilfe zur Bewältigung der kleinen Hindernisse, die das Leben so wunderbar machen.

● In Behörden, Ministerien (oder bei Projektförderern) arbeiten engagierte Mitarbeiter. Die darf man anrufen, einen Termin vereinbaren und sein Anliegen vorbringen. „Da wird Ihnen geholfen!“ So bekommt man Tipps.

● Suchen Sie den Kontakt zu Projektförderern auf ihrem Gebiet. Die machen im Regelfalle auch kostenpflichtige Schulungen.

● Welcher „Mitarbeitertyp“ kann Fördermittelanträge überhaupt „erfolgreich ausformulieren“? Nun, der Mann oder die Frau MUSS ein Detailfresser ein Aktenfresser sein. Er muß aus der Verwaltung einer Organisation kommen. Ein eher kommunikativ ausgerichteter Fundraiser scheitert schnell an dieser Aufgabe des „Schreibens“. Hier gilt es hausintern zusammenzuarbeiten!

● Einrichtungen wie HUMANA generieren ihre Einnahmen, indem sie Mitarbeiter einstellen, die systematisch alle Ebenen der Staatlichen Organisation in Europa auf passende Fördermittelprogramme durchforsten und nachfolgend „passende“ Anträge einreichen.

● Bei vielen Fördermittelprogrammen liegt die statistische Erfolgsaussicht bei 10%! Allerdings bewerben sich auch Hinz und Kunz.

Letztendlich ist Vertrieb immer das Gleiche. Beziehungen knüpfen, Fragen stellen, sich an Formalismen halten. Und erfolgreich buhlen.