DERSPIEGEL soll
zumindest einen großen Teil der Dokumente des Whistleblowers Snowdon tief im „hauseigenen“ Tresor
vorliegen haben. Die Zusammenarbeit mit dem Guardian (und der SZ) zahlt sich aus. Kolportiert wurde,
dass in diesem Material eine Handynummer
auftauchte. Und die soll der Bundeskanzlerin Angela Merkel gehören.
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"Patch Barracks - Sitz der NSA in Deutschland" (Quelle: Wikipedia / Autor: SP/3 Jihlavec / Lizenz: public domain) |
Seit Beginn
der NSA-Affäre hat die
Bundesregierung das Thema Spionage angelsächsischer Dienste (Five Eyes) in Deutschland offiziell immer heruntergespielt. Das
Thema sei „beendet“, „Deutsches Recht“ nicht gebrochen worden. Kommentatoren
deutscher Zeitungen nannten dieses Verhalten „devot“.
Ganz so
devot war die Regierung aber niemals gewesen. Frau Merkel sagte: „Wir sind nicht im Kalten Krieg!“. Das
war ein deutlicher Satz gewesen. Innenminister Friedrich flog nach Washington
und erreichte auf seine ganz eigene Art – allerdings erst einmal nichts. Der Fragekatalog der deutschen an die
amerikanische Regierung wurde unbefriedigend beantwortet. Und so überflog dann
irgendwann ein Hubschrauber des Verfassungsschutzes
langsam und im Tiefflug das Amerikanische
Konsulat in Frankfurt. Spätestens an jenem Tage hätten die USA wissen
müssen, dass sie zu weit gegangen waren.
Dass Putin ganz sicher ausspioniert
wird? Geschenkt!
Leider haben
die Enthüllungen der letzten Monate gezeigt, dass selbst engste Verbündete der
USA (bzw, der Angelsachsen) mit Vorsatz und gezielt ausgespäht werden. In
Brüssel wurden EU-Bureaus verwanzt. Telefonate
und E-Mails aller EU-Bürger werden
flächendeckend gescannt. Die Brasilianische
Präsidentin, der Mexikanische
Präsident und nun Bundeskanzlerin Merkel stellen konsterniert fest, dass
sie ganz persönlich ebenfalls ausgespäht werden und nicht nur der Russische
Präsident Putin.
Also wurde
am 24.10.2013 tatsächlich der Amerikanische
Botschafter offiziell einbestellt. Das hatte was. Und der Grüne
Bundestagsabgeordnete Ströbele (Mitglied der Parlamentarischen
Kontrollkommission der Geheimdienste PKG)
stellte fest, dass noch „keine
gerichtsfesten Beweise“ vorlägen! Ouch! Die USA begeben sich in die Welt
des Schmerzes, wie man auf deren Seite des Atlantiks halt so sagt. Herr
Ströbele verwies auch auf einen „Handy-Catcher“,
der („kolportiertermaßen“) in der Amerikanischen Botschaft am Pariser Platz
installiert sein soll).
Sollten in
den USA nicht ausschließlich eigenverliebte Machtbesoffene regieren, dann wird die notwendige Reaktion der USA
entscheidend für das zukünftige Verhalten seiner Alliierten sein. Verliert der
NSA-Chef seinen Posten?
Vielleicht
können amerikanische Regierungsbeamte einfach nicht lesen? Ansonsten hätte man
sich drüben doch fragen sollen, warum der halbstaatliche Konzern Deutsche Telekom technisch
sicherstellen will, dass Daten seiner Kunden das Bundesgebiet nicht verlassen
sollen. Somit dürften Briten und
Amerikaner dann doch daran gehindert werden, Deutsche Staatsbürger und
Firmen flächendeckend abzuhören.
Ja, die Europäer sind oft
zerstritten. Aber eine Art „EU-Cloud“ oder eine deutsche Cloud wird sicherlich
kommen. Und die europäische IT-Industrie wird eine Sonderkonjunktur erleben,
die der amerikanischen verwehrt bleiben wird. Standortpolitik a la NSA halt.
Kann die Zahl von 35 abgehörten Staats- oder Regierungschefs noch getoppt
werden?
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