Deutschland ist in vielerlei Hinsicht
einzigartig in der Welt. In Bayern tragen erwachsene Männer kurze Lederhosen.
In Berlin wird pro Jahr ein Kubikkilometer Hundekot erzeugt. Und Bremen sollen
die Frauen keine BHs tragen. Wirklich einmalig sind die
Finanzierungsmöglichkeiten, die den Deutschen „Staatskirchen“ zur Verfügung
stehen.
Die
protestantischen Kirchen in Skandinavien oder die katholische Kirche in
Italien, beide kennen eine vergleichbare Finanzierungsform wie die deutsche Kirchensteuer nicht.
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"Erzbischof Julian Barrio Barrio bei einem Besuch in Biberach/Riß am Jakobsweg" (Quelle: Wikipedia / Autor: de:User:The weaver / Lizenz: GNU Free Documentation License) |
Die weltweit
persiflierte deutsche Gründlichkeit treibt hier Stilblüten. Die allgemeine Kirchensteuer beträgt
roundabout 9% von der Einkommenssteuer
und wird vom Finanzamt eingezogen. Zudem gibt es das besondere Kirchengeld, das unter Umständen von Kirchenmitgliedern
erhoben wird, die nur über geringe Einkommen verfügen, und liegt bei ca. 1% des verfügbaren Einkommens. In
manchen Ortskirchen gibt es zudem die Ortskirchensteuer,
die in der Regel von den Kirchengemeinden erhoben werden. Beträge unter 100€ jährlich sind die Regel.
Interessanterweise
zahlen letztendlich weniger als 30% der
„Kirchen-mitglieder“ tatsächlich irgendeine Art von Kirchensteuer. Es ist
Allgemeingut: „Man muß sparen, wo man kann!“ In Deutschland vermeidet man
Kirchensteuern, indem man offiziell aus der Kirche austritt. Dies kann man
nicht einfach mit einem formlosen Schreiben erledigen. Man muß diesen Schritt
z. B. bei einem Amtsgericht exerzieren. Diese Hürde muß übersprungen werden.
Die Alterung der deutschen Bevölkerung
schreitet voran. Daher ist es absehbar, daß die Einnahmen aus den
Kirchensteuern bereits im kommenden Jahrzehnt alleine nicht mehr reichen
werden, um kirchliche Aufgaben finanzieren zu können. Das Beispiel des Bischoffs aus Limburg zeigt allerdings,
dass zumindest „Bischofsstühle“ noch tiefe
Taschen haben müssen, wenn mal einfach so mehr als 30.000.000€ für Renovierungsaufgaben ausgegeben werden können.
Es ist
dennoch und definitiv bereits heute Realität, dass Kirchengemeinden Verluste im
monetären Bereich machen. Daher werden letztendlich bereits seit den 60er
Jahren Anstrengungen unternommen, ein freiwilliges
Kirchengeld einzupreisen.
Diese Form
der Mittelgewinnung kann man definitiv als Fundraising
betrachten. Das Mittel wird von den Kirchen zunehmend flächendeckend
eingesetzt.
Dabei stehen
schlicht und simpel zwei Zielgruppen
zur Verfügung. Erstens werden die Kirchenmitglieder
adressiert, die offiziell aus der Kirche ausgetreten sind. Und zweitens werden Nicht-Kirchenmitglieder adressiert.
Aus Marketingsicht ist die Vorgehensweise
recht entspannt einfach. Kirchliche Anliegen genießen ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Adresslisten liegen zumindest auf
lokaler Ebene in den Kirchengemeinden vor. Schon einfachste Mailing- Aktionen versprechen daher
Erfolg.
Die Kirchen
setzen durchaus auch Fundraiser ein.
Dummerweise benötigen professionelle Fundraiser ein monatliches Einkommen,
welches wiederum dem „Duktus“ vieler Kirchen widerspricht, die lieber ehrenamtlich arbeiten lassen. So
mißachten Kirchen die Erfolgsmöglichkeiten guter alter Vertriebsarbeit auf das
sträflichste. In den USAsieht man das anders.
Für einen monatlich entlohnten
Fundraiser gibt es sicherlich keinen besseren Arbeitgeber als eine deutsche
Kirchengemeinde oder einen „Bischofsstuhl“!
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