Montag, 7. Oktober 2013

Blutspenden – Sex, Sklaven und Schlampen



Moabiter Plaudereien; 02.10.2013

Heute war ein wichtiger Tag in meinem Leben. Ich erlebte mein erstes Jubiläum als aktiver Blutspender bei der Charité.

Zugegeben! Ich bin erst seit zwei, drei Jahren Blutspender. Vorher habe ich mich nicht getraut. Ich mag halt Spritzen nicht. Mir scheinen die Kanülen in letzter Zeit tatsächlich dicker geworden zu sein. Wahrscheinlich füttern die Kliniken Neuspender an, indem sie anfänglich Kinder-Kanülen verwenden. Das Teilchen, das heute in meinem linken Arm steckte, sah einem U-Bahn-Wagon nicht unähnlich. Würde jemals ein Zahnarzt versuchen, mich mit einem derart vorhandenen Spritzbesteck zu betäuben, ich wäre durchaus zu einem Mord fähig. 

File:Dennewitzstraße Berlin 1905.jpg
"1905: Einfahrt einer U-Bahn in eine Haus-Vene in Berlin!"
(Quelle: Wikipedia / Autor: Waldemar Titzenthaler/ Lizenz: the man is dead!)
Der Akt des Blutspendens führt bei mir unweigerlich zu einem Zustand des High-Seins. Ich habe danach schon Termine vergessen, bin zur falschen Zeit zur Arbeit gegangen, habe Begebnisse vergessen oder schlicht stierend vor mich hingelallt. Meine Wahrnehmung der Wirklichkeit ändert sich. Erst die unweigerlich kommende Nacht und der folgende tiefe Schlaf rebooten mein Gehirn. 

Wie dem auch sei! Heute hatte ich mein erstes Jubiläum: ich habe offiziell zehnmal Blut gespendet! Irritierenderweise besteht die Charité darauf, dass man erst nach dem elften Male das Jubiläum erreicht!

Aber! Meiner Erinnerung zufolge kam der Chefarzt persönlich an meiner Liege vorbei. Er bot mir eine Ehrenprofessur an, oder aber beim nächsten Jubiläumstermin für mich zu tanzen. Die Wahl fällt mir schwer.

Beim Rausstolpern erblickte ich einen Stand mit Info-Flyern. „SEX ‚n’ tipps – Worauf es … ankommt“. Das wüsste ich auch gerne mal. Oh! Es geht um das Schlechte, was man sich einfangen kann! Klar sollte man das wissen, aber nicht als Bettlektüre auf den Nachtschrank legen.

Draußen vor der Tür standen die Tagelöhner des Wachschutzes. Die haben immer den gleichen Slogan: "Ich könnte auch anders"! 

Wohl deswegen mußte ich an Sklaven denken. Ich schob mein Radel einigermaßen schlangenlinienfrei in Richtung "Hamburger Bahnhof". Ja, ja! Die Antike mit ihren Sklaven. Heute heißt das "Leistungsgesellschaft"! Ja, ja! Der Senat im alten Rom hatte wohl mal so ca. 500 Mitglieder, denen das halbe Römische Reich gehörte! Heute gehören den oberen 500 Reichen in Deutschland wohl auch die Hälfte von Allem! Ich gedachte der gescheiterten Akademiker, die ich so kenne, und fast hätte ich Sympathie für den Mindestlohn "Der Linken" empfunden! Meine Gedanken hatten in selbiger Sekunde noch den "Fall" des deutschen Studenten umworben, der in London bei einer Bank tot vom Stuhle fiel. Da erblickte ich "meine" Sitzbank für die kommenden Deziminuten. Meine Erschöpfung fand einen Ruhepol.

Wie ich den Weg nach Hause gefunden habe, kann ich nicht sagen. Irgendwann schlenderte ich durch den Kleinen Tiergarten. Eine Migrantin, die ich persönlich glatt für eine Transe gehalten hatte, zeigte einer Frau mit Kopftuch den Finger und grüßte diese: „Du deutsche Schlampe!“ Ich war also bald daheim.

Und dann stellte mir die Telekom endlich das Telefon ab! Recht herzlich verbleibe ich mit Grüßen an Herrn Bernd Hoffmann aus Recklinghausen! Geht doch! 


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