Annonce; FAZ; 5. Juli 2012
ifo-Chef Sinn rechnet ab: „Wir,
Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wirtschaftswissenschaftler der
deutschsprachigen Länder, sehen den Schritt in die Bankenunion, die eine kollektive
Haftung für die Schulden der Banken des Eurosystems bedeutet, mit großer Sorge.“ Man könnte sich übergeben.
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Vielleicht sollte man es mal anders versuchen! Die Vorherrschaft
des Westens ist seit 1941 vorbei! Was ist überhaupt der Westen? Etwas, was
mensch vom Morgenland aus sehen kann? Oder nur Angelsachsien? Oder USA, NATO,
EU plus Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland? Seit wann liegt eigentlich Deutschland im Westen?
Diese Fragestellungen sind für eine prinzipielle Betrachtung des "Pursuit of happyness" unwichtig! Es geht nicht um das Glück des Westens, es geht um ewige
wirtschaftliche Grundmechaniken. Der eine ist reich, der andere eifert ihm nach und
übertrifft ihn irgendwann. Dieses Beispiel der Konkurrenz greift wiederum der
nächste Eifrige auf. Und das Prinzip des Wettbewerbs ist immer die Grundlage des Erfolgs unseres Kontinents gewesen! Hier lernt jeder Staat vom anderen und macht es dann besser! Ein bleiener "Sargdeckel Superstaat EU" existiert nicht! Lob sei dafür auch den Engländern!
Der „imaginäre Westen“ hat es irgendwie so vor 500 Jahren(s.u.) geschafft, sich vom Rest der Welt wirtschaftlich abzukoppeln und hat diese dann mit Imperialismus bestraft. Ansonsten hat danach z.B. Deutschland
das Grundprinzip der Konkurrenz aufgegriffen und versucht, the UK einzuholen, nach dem Zweiten Weltkrieg haben dann Deutschland
und Japan versucht, die USA einzuholen. Usw. und sofort.
China hat dieses Prinzip auf die Spitze getrieben. Das Land ist von seiner Bevölkerung her 16- bis 20-mal so groß wie Deutschland oder the UK. Sein Nationaleinkommen wird das der USA oder der Europäische Union (EU) wahrscheinlich ab 2015 übertreffen! Zumindest dann, wenn man die Kaufkrafteinheiten (PPP-purchasing power parity) betrachtet.
Die USA und the UK sind industriell seit Jahrzehnten auf dem industriellen
Abstieg. Deutschland hat seinerseits 30 Jahre Massenarbeitslosigkeit hinter sich. Die neuen
Schwergewichte sind GIGANTISCH! Schaut man im „CIA World Factbook“ nach, so sieht man: es
ist nicht nur China, es sind nicht nur die BRICs.
Reagan und Thatcher versuchten die wirtschaftliche Kraft
ihrer Völker wiederzubeleben! The UK war bis dahin ein quasi-verstaatliches Land, die USA sahen ihre Machtbasis bedroht. The „Big Bang“ in London und "Reagonomics" in den USA waren die Folge. Und das, was man schon 1987 im Film „Wall Street“ sehen konnte, das
explodierte 2008 in der Blase der Banken! Und seitdem ist Krise!
Deutschland selbst hatte nach einer kurzen Phase der "geistigen, moralischen Wende" ab 1982 den "Kanzler der Wiedervereinigung" mit seiner bleiernen Politik. Erst unter Schröder wurde der Reformstau angepackt. Kohl hatte aber immerhin erfolgreich versucht, Angelsachsien nicht nachzueifern. Deutschland hat weiterhin auf Industrie gesetzt. Das Grundprinzip der Konkurrenz war für Deutschland schmerzhaft und wurde teilweise als unfair betrachtet. Nach dem Motto: "Die Chinesen verdienen kolportiertermaßen zuwenig Geld und japanische Arbeiterinnen haben zu grazile Fingerchen".
Parrallel hierzu haben alle „westlichen Länder“ eine
jahrhundertelange Tradition verschuldeter Staatswesen. Dies galt zumindest für stets drohende Kriegszeiten.
Wie konnten sich Staaten nun in Friedenszeiten so stark verschulden? Es ist heute schlicht müßig, sich diese Frage zu stellen. Wähler, Politiker und Meinungsführer haben mitgemacht! Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Welt schlicht neu, boomend und aufgeteilt!
Namentlich nicht zu nennende Parteimitglieder von Regierungsfraktionen
äußerten allerdings schon vor 20 Jahren, das der Bundestag nur noch ein bis zwei
Legislaturperioden habe, um die Verschuldungsspirale zu stoppen. Danach seien
adäquat ausgerichtete Haushalte nicht mehr hinzubekommen.
Allerdings wurde regelmäßig von FAZ und der Süddeutschen Zeitung kolportiert, dass Staaten aus
Sonderbedingungen heraus nicht pleite gehen könnten. Heute hat Deutschland eine Staatsverschuldung von über 80% des Nationaleinkommens und ca. 20% des Vermögens der oberen Reichenklasse!
Bleiben wir daher entspannt! Dieser heutige Zustand ist "nicht einfach so eingetreten"! Der
Westen sitzt in einer selbst fabrizierten Schuldenfalle und verliert seine industrielle Führerschaft bereits seit Jahrzehnten! Und das Wunder-Deutschland,
von dem heute jeder schreibt, hat gerade Mal drei gute Jahre in den letzten 30
erlebt! Vorher war es für 20 Jahre der "Kranke Mann Europas".
The UK als erster Wettbewerber innerhalb der EU und die USA haben
zwar gezeigt, welch enormen volkswirtschaftlichen Reichtum man aufbauen kann,
wenn man eine hysterische Finanzindustrie zulässt.
Das taugt aber nicht für
Länder, die hierin keinerlei Tradition haben – wie z.B. Spanien – und dann sofort
Blasen produzieren. Und es taugt nicht einmal für the UK selbst! Das kann man
auch irgendwie daran erkennen, dass the UK sich zwar noch ein oder zwei Flugzeugträger
leisten kann, einer von beiden aber bald nach Stapellauf (vielleicht an
Brasilien) verscherbelt werden wird und der andere ohne Flugzeuge auskommen
muss!
Grundsätzlich gilt aber für Deutschland, für the UK und die USA, dass die Schulden des Staates nur 1/5-tel des Vermögens der Reichen ausmachen! Dieses Grundprinzip gilt für alle "westlichen Staaten".
Tja, und genau in dieser Krise kommen waise Professoren mit dummen
Vorschlägen a la Sinn! Es ist eine brandgefährliche Welt für Europa! Cameron wird british
und die Sinn-Kohorten werden „deutschsprachig“! Aber das Vermögen "des neuen Adels" wollen beide nicht angreifen! Eher vielleicht einen weiteren Niedriglohnsektor einführen!
Die Situation für Europa ist aber keinesfalls ausweglos. Denn
auch nach 2025 wird nur die Europäische Union in der Lage sein, sich mit China
und den USA auseinanderzusetzen! The UK alleine wird das nicht schaffen,
Italien nicht, Frankreich nicht und Deutschland schon gar nicht. Wir alleine
sind toll aber nicht toll genug!
Europa muß einfach nur auf Forschung, Intelligenz, Industrie
und Wirtschaftsförderung prinzipiell setzen und einfach wirtschaftsfreundlich
handeln. Dann kann es seinen Sozialstaat behalten. Das Grundprinzip der
Konkurrenz werden wir nicht aufheben können.
Und das Verschuldungsproblem relativiert sich dann, wenn man
die Vermögenswerte der Europäer als Vergleichsgröße nimmt und nicht das
jähliche BIP! Bei Privatpersonen ist das einsichtig. Man hat 100.000€ auf der
Bank und einen Kredit (also Schulden) über 12.000€ für das neue Auto
aufgenommen und ein Jahreseinkommen von netto 20.000€! DA interessiert den
Kreditgeber der Vermögenswert! Also wäre z.B. eine Vermögensabgabe zu
diskutieren und eine Möglichkeit, um Revolutionen vorzubeugen. Warum muß
Familie Porsche-Piech "steuerfrei" Volkswagen übernehmen dürfen?
Die Arbeitslosenzahlen im Süden der Europäische Union werden
unser aller Schicksal sein! Deutsche Bürger oder Politiker, die das dahinter
steckende Elend ignorieren oder gar mit Hähme kommentieren, sollten bedenken,
dass sowas registriert wird. Unsere Nachbarn können Nachbarn bleiben oder zu
"Feinden" werden.
Sollte die Europäische Union untergehen, so wird Deutschland
allerdings weiterhin in Europas geographischer Mitte liegen. Realität bleibt
Realität. Wenn es in einem Mietshaus in der zweiten Etage brennt, kann man nicht
sagen, dass es in der vierten Etage sicher ist! Ein bisserl Vermögensabgabe und
Revolution werden uns wohl ereilen.
Hintergrundquelle: "PaulKennedy: Aufstieg und Fall der großen Mächte"; S.Fischer Taschenbuch Verlag; 2003