Süddeutsche Zeitung; Montag, 2. Juli 2012; Seite 38
Muss eine Zeitung alles drucken? Am Montag hat die
Süddeutsche Zeitung ein Interview mit Matthias Kleiner dem Präsidenten der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) abgedruckt, das man als Entlarvung
bezeichnen darf.
Die Europäische Union knirscht, ein britischer Premier zeigt
Fluchttendenzen, der Euro kriselt, Wirtschaftsprofessoren annoncieren den
Deutschen Weltuntergang und sowieso hat Deutschland 300.000.000.000 – 700.000.000.000€
an Bürgschaften zur Lösung dieser existentiellen Problematik geschultert.
Die Angst geht um
und der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft überlegt, für
Elfenbeintürme „die Mehrwertsteuer zu erhöhen“. Alternativ dazu kann er sich „als
Aufschlag auf den Strompreis“ auch „einen Wissens-Cent“ vorstellen! Dies kann
ja nur als gedankenlose Ergänzung zu den Kosten gemeint sein, die der Stromkunde
schon für die Energiewende wird tragen müssen!
Mehr aus eigenen Mitteln und Ressourcen machen? Selbstkritik?
Mehr Marketing? Nein! Gibt es ein Problem mit Plagiaten? Nein, nicht wirklich!
Das bürokratische und auf deutsche Art perfektionierte
Monster der ANTRÄGE AUF FORSCHUNGSFÖRDERUNG UND DRITTMITTEL ist laut Matthias
Klein „sehr sinnvoll. Für mich war das Antragschreiben immer Kerngeschäft
meiner Forschertätigkeit“. Da darf jeder Nachwuchswissenschaftler weinen oder dieser masochistischen Lust nacheifern!
„Für eine wirklich gute Grundausstattung brauchen wir (an den
Hochschulen) wohl fünf Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich. Die Exzellenzinitiative
wird mit 500 Millionen Euro jährlich finanziert, also nur einemZehntel davon“.
Wohlan!
Herr Klein kann sich auch vorstellen, „dazu etwa die Mehrwersteuer zu erhöhen.
Wir hatten einst den Kohlepfennig als Aufschlag auf den Strompreis. Warum
sollten wir heute in der Wissensgesellschaft nicht einen Bildungspfennig
einführen, genauer gesagt einen Wissenscent“.
Dieser Mann kann nur von Laien mit Stallgeruch beraten worden
sein. Hätten ihm Marketing- oder Vertriebsexperten zur Seite gestanden, so
hätten diese Ihm vor dieser Attitüde abgeraten. Und zwar aus soziologischen, volkswirtschaftlichen und
monetären Gründen.
Unser Finanzminister Herr Dr. Schäuble wird dieses Interview
hoffentlich niemals lesen. Es könnte ihm aufstoßen. Er könnte auch auf die Idee kommen, dass sich doch Beton vor Bildung lohnt!
2008 verteilte die DFG insgesamt ca. 2.000.000.000€ an Forschungsgeldern. Matthias Klein fordert plakativ ausgedrückt eine Verdopplung seiner Ressourcen und möchte solch einen Geldsegen wie eine Behörde verwalten.
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