Wenn eine
akademische Gründung Erfolg haben soll, dann kommt es durchaus auch darauf an,
wie das Umfeld in einem Bundesland ist. Gibt es eine „Gründungskultur? Sind die
finanziellen Rahmenbedingungen erträglich? Kann man Netzwerke nutzen? Gibt es
Kunden?
Für einzelne
Bundesländer kann man „Rollen“ definieren und mit Erfolgsfaktoren abgleichen.
Hier werden akademische Gründungschancen also fiktiv verglichen.
Gründungschancen pro Bundesland (eigene Darstellung) |
Es lassen
sich Annahmen über „typische“ Gründungen in Berlin, in einem durchschnittlichen
Bundesland oder in den erfolgreichen Bundesländern Bayern oder Baden
Württemberg treffen. Makro- und Geschäftsmodell- Ebene werden in diesem Modell
vermischt.
Der
Einfachheit halber bekommen Gründungen in einem angenommen Durchschnittsbundesland 3 Punkte bei allen Faktoren. Allerdings ist
Deutschland insgesamt ein überdurchschnittlich erfolgreiches Industrieland, so dass
hier 4 Punkte für das wirtschaftliche Umfeld vergeben werden.
Berlin ist nicht für eine geringe
Regelungsdichte oder für schlanke Verwaltungsabläufe bekannt (2 Punkte). Im
Vergleich zu anderen Bundesländern ist das Angebot an Venture Capital deutlich
unterdurchschnittlich. Zugegebenermaßen hat sich die Situation für
Internet-Start-Ups in den letzten Jahren deutlich verbessert!
Es gibt wenige
High Tech – Stiftungen. Im öffentlichen Bereich gibt es Fördermittel (2
Punkte). Das wirtschaftliche Umfeld in der Stadt ist bestenfalls
unterdurchschnittlich (2 Punkte). Die fachliche Reputation der Berliner Forschung
ist deutlich überdurchschnittlich (5 Punkte). Alle Hochschulen fördern
Gründungen, die TU Berlin ist 2011 als „EXIST-Gründungsuniversität“ prämiert
worden (5 Punkte). Unternehmensbeteiligungen durch Hochschulen sind möglich (3
Punkte).
In Berlin
fehlen Großunternehmen und fehlen Industrieansiedelungen überhaupt. Somit sind
die vorhandenen Netzwerke von der Qualität her unterdurchschnittlich (2
Punkte). Es steht zu vermuten, dass in Berlin im Regelfall eine Gründung mit
einem unterdurchschnittlichen Startkapital (2 Punkte) im
Dienstleistungssektor(2 Punkte) erfolgt.
In Bayern oder Baden Württemberg ist die Regelungsdichte nicht besser als im
Bundesschnitt (3 Punkte). Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist das Angebot
an Venture Capital überdurchschnittlich. Es gibt High Tech – Stiftungen. Im
öffentlichen Bereich gibt es Fördermittel (5 Punkte). Das wirtschaftliche
Umfeld ist deutlich überdurchschnittlich (5 Punkte). Die fachliche Reputation
der Forschung ist deutlich überdurchschnittlich (5 Punkte). Die Gründungsförderung
ist durchschnittlich (3Punkte). Unternehmensbeteiligungen durch die Inkubatoren
sind möglich (3 Punkte).
Bayern und
Baden Württemberg sind die wirtschaftlich stärksten Bundesländer. Die
vorhandenen Netzwerke sind von der Qualität her deutlich überdurchschnittlich
(5 Punkte). Es steht zu vermuten, dass eine Gründung mit einem
überdurchschnittlichen Startkapital (4 Punkte) im Industriesektor (4 Punkte)
erfolgt.
Im Ergebnis liegt Berlin erkennbar
unter dem Bundesschnitt. Bayern und Baden Württemberg liegen sehr deutlich über
dem Bundesschnitt. Die Probleme in Berlin betreffen die finanzielle
Ausstattung, die wirtschaftliche Ausrichtung der Stadt und die Verwaltung.
Verbesserungen in diesen Bereichen wirken sich mittelbar auf die Dynamik im
Gründungsgeschehen aus.
Und gerade deswegen! Weiterhin ist Berlin
Gründungshauptstadt! Coffee-Shops! Nagelstudios! Wenig Industrie-Gründungen! Wenige Industrie-nahe Dienstleistungen! Viele Internet-Start-Ups - wie schon um die Jahrtausendwende, mit damals platzender "Dotcom-Blase"! Die Stadt ist potent wie keine zweite in "good old Germanskaya"!
Das Erfolgsmodell von Bayern oder Baden Württemberg kann in Berlin nicht übernommen werden! "Arm aber sexy" ist für jeden Verantwortlichen bei MAN eine Provokation (Insiderinformation)! Trotzdem! Das "Berliner Wirtschaftsmodell" kommt langsam auf Touren!
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