Freitag, 30. November 2012

"EXIST" oder auch "Gründungszuschuss für Arbeitslose" - Beispiele für staatliche Fehlförderung



Wer eine Firma gründet, der geht ein existentielles Wagnis ein. Dieser Wagemut kann Tausenden Lohn und Brot verschaffen und verspricht dem Gründer Selbstverwirklichung und vielleicht Reichtum. 

Deutschland lebt seit Jahrhunderten davon, dass Menschen im deutschen, im westlichen oder gerade heute im schlicht globalen kapitalistischen Kulturraum Neuerungen voranbringen.

Die Finanzierung einer Gründung ist immer schwierig hinzubekommen. Welche Sicherheiten kann ein Gründer neben seiner Idee und seiner Arbeitskraft schon haben? Wagniskapital ist die perfekte Antwort! Und das gibt es tendenziell in den USA. Staatliche Zuschüsse gibt es in Deutschland. Das ist immerhin etwas.

Der Bund und die Bundesländer fördern Gründungen seit Jahrzehnten. Im Rahmen der Hartz-Gesetzgebungen wurde ein Gründungszuschuss für Arbeitslose eingeführt, um beschäftigungslosen Dynamikern eine Selbständigkeit mit einer Finanzierung zu ermöglichen. Über maximal 15 Monate wird gefördert. In den ersten sechs Monaten bekommt ein Gründer das volle Arbeitslosengeld plus 300€ für Sozialversicherungen. 

Datei:Jakarta slumlife54.JPG
("Jakarta Slum - so kann man eigentlich nicht gründen! Vielleicht steht hier aber ein genialer Kapitalist?" - Bildquelle: Wikipedia - Craetive Commons Lizenz (Jonathan McIntosh, 2004 ))
 Zitat Wikipedia: „Die Förderung von Existenzgründungen gehört zu den Instrumenten des Hartz-Konzepts; im Jahr 2005 wurden etwa 250.000 Arbeitslose bei der Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit unterstützt. Nach Schätzungen der Hamburger Arbeitsagentur scheiterten etwa 20 % bis 30 % dieser Existenzgründungen. Neueren Statistiken zufolge meldeten sich 93,2 % der Bezieher des Gründungszuschusses - zumindest in den ersten 6 Monaten nach Beginn der Förderung - nicht mehr arbeitslos.

Für die Existenzgründung aus der Wissenschaft heraus wurde das EXIST-Programm eingeführt. Hier gibt es z.B. das EXIST-Gründerstipendium. Gründer müssen nach fünf Monaten Ergebnisse vorweisen und nach zehn Monaten einen Busineskaja-Plan (BP) präsentieren. Alle relevanten Hochschulen haben mittlerweile eine Gründerberatung, die bei der BP-Erstellung hilft. Die Förderung für den Lebensunterhalt ist recht üppig. Über ein Jahr erhält ein Absolvent 2.000€ monatlich. Sachkosten werden mit bis zu 10.000€ gefördert. Nichts muss zurückgezahlt werden. Man ist bis zu fünf Jahre nach Studiumsende förderfähig!

Zitat Wikipedia: „Das Förderprogramm EXIST-Gründerstipendium ermöglicht die Erstellung eines Businessplans innerhalb eines Jahres ohne finanzielles Risiko für das Gründerteam. Seit September 2007 wurden ca. 500 Gründungsvorhaben unterstützt. Seit dem konnten rund 1.000 Studierende, Absolventen und Wissenschaftler ihre innovativen Geschäftsideen in technologieorientierte und wissensbasierte Unternehmensgründungen umsetzen.

Beide Ansätze verfolgen das Ziel, Menschen zur Gründung eines Unternehmens zu bewegen. Überlebende neue Unternehmen stellen neue Leute ein. Und gerade Gründungen im High-Tech-Bereich fördert jeder Staat, da kleine Äpfelchen, Poesiealben oder Mikroweichlinge sprießen sollen, die wie bei Apple, Facebook oder Microsoft 100.000-tausende Neueinstellungen und Milliardenumsätze garantieren sollen.

Das Problem jeder Neugründung liegt immer in der Finanzierung und in einer adäquaten Form der Marktdurchdringung. Neugründungen benötigen eine Finanzierung über minimal fünf Jahre. Vorher ist mit Gewinnen oder einem selbst tragenden Geschäft nicht zu rechnen.

Beide Ansätze sind leider völlig marktfremd. Nur Götter haben nach sechs Monaten oder einem Jahr eine funktionierende Firma aufgebaut.

Das obige Zitat hinsichtlich des Gründungszuschusses enthält dem entsprechend einen Witz. Bei einer Laufzeit des Arbeitslosengeldes von sechs Monaten ist es eh wahrscheinlich, dass „sich 93,2 % der Bezieher des Gründungszuschusses“ in diesen sechs Monaten nicht mehr arbeitslos melden. Der Gründungszuschuss ist auch deswegen zu einem Kann-Werkzeug der Arbeitsagenturen umgewandelt worden. Die Einsparungen dürften bei ca. 1.000.000.000€ pro Jahr liegen. Immerhin hatten aber in den 2000-er Jahren bis zu 250.000 Menschen jährlich die Gründungshilfe beantragt! Und deren Überlebensrate lag im Durchschnitt aller Gründer.

Leider wurde sehr häufig mehr als nur ein selbständiger Subunternehmer im Bereich der Postzustelldienste subventioniert, welcher danach dauerhaft aber ohne Zuschuss Pakete für kolportierte 2,50€ pro Stunde ausliefern darf!

Das EXIST-Programm wiederum lebt fröhlich weiter. Pro Jahr werden in Deutschland ca. 250.000 Firmen oder Gewerbe gegründet. Gerade ein knappes Hundert an zu vernachlässigenden Gründungen wird durch EXIST gefördert. 

"Jülich" und alle Bundesländer und sehr viele Universitäten beschäftigen Angestellte, welche die wenigen Anträge auf Förderung, die pro Jahr eingehen, in Vollzeit bearbeiten. Hier herrscht eine Verschwendung öffentlicher Gelder vor. Da werden in einzelnen Bundesländern mehr Angestellte pro Jahr bezahlt, als Gründungsanträge überhaupt bearbeitet werden. Golfspielen ist dann bei den gezahlten Gehältern ein schönes Hobby!

Der eigentliche Witz hier ist darüber hinaus noch viel schöner. Diese Vollzeitangestellten werden nicht nach dem Ziel eingestellt, Gründer auf ihren möglichen Markt vorzubereiten. Nö!

Praktiker sind verpönt. Für vielleicht gerade mal einen kleinen möglichen Antrag von Naturwissenschaftlern pro Jahr wird ein Naturwissenschaftler möglichst mit Dr.-Titel eingestellt, der zwar keinerlei Marketing- oder Vertriebserfahrungen aufweisen muß, aber beim Projektsteuerer Jülich seinen akademischen Titel als Referenz anbringen soll. So werden ganz prinzipiell in der Deutschen Wissenschaftslandschaft Anträge gestellt. Von Laien mit Stallgeruch.  

Das muss an jedem möglichen Markt vorbei gehen.

Das Hauptproblem jeder Firmengründung liegt in ihrem „Grundmodell der Finanzierung“ begründet. Die hier betrachteten Formen einer Gründerförderung betrachten schlicht das „low budget model“. Beide Finanzierungsformen unterstützen daher letztendlich eine sogenannte „Selbstfinanzierung“ ohne Kapital für Investitionen.

Der notwendige Zeitrahmen von mindestens fünf Jahren für eine erfolgreiche Gründung wird hier nicht eingehalten!

Allerdings konnten Arbeitslose, die sich für Staubsaugerhersteller oder Finanzdienstleister selbständig gemacht hatten, durchaus für ein paar Monate mit dem Gründungszuschuss über Dumpingpreise für die eigene Zukunft eine Grundlage schaffen.

Viele Verkaufsprofis, die ich kenne, haben durch eine solche Konkurrenz Geld verloren. Die Auftraggeber dieser subventionierten Dumper haben allerdings letztendlich in den meisten Fällen ebenfalls ihren eigenen Gewinn geschmälert. Man kann Schafe nicht zu Bergziegen machen. Man kann aber Kunden vergraulen.

Biologen, die wissen, wo es Naturhonig in Mexiko gibt, können diesen durchaus erfolgreich und EXIST – gefördert importieren. Wer ein neues Frakturierungsverfahren für Kernplasmaloidenlanzen entwickeln und anpreisen möchte, kann das allerdings nicht zu EXIST – Bedingungen tun. Impossible!

Das Land Berlin hält für Gründer überhaupt oder aus den Hochschulen heraus grundsätzlich mittlerweile blasenfreie, bessere Wege bereit!

Wer Social Media macht, der wird heute in Berlin von Geld überflutet! Da herrscht ein Förderdschungel vor, den nicht einmal die beste aller besten Tageszeitungen aus Berlin selbst überblicken kann! Geld ist satt da!

Wer die relevanten Ingenieursfächer erlernt hat, der hat obendrein den Vorteil der „günstigen Professionalität“ dieser Stadt weiterhin auf seiner Seite. Die Fördermöglichkeiten durch die öffentlichen Banken sind enorm. Profis im anwaltlichen Bereich sind z.B. im Markenrecht recht günstig anzuheuern!

Und Bio-Honig kann man tatsächlich aus Mexiko importieren.

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