Montag, 27. Mai 2013

IFAF – Institut für angewandte Forschung Berlin e.V.



Mit dem IFAF haben sich in Berlin vier staatliche Fachhochschulen zusammengeschlossen, um eine Marktnische bei der Vergabe staatlicher Forschungsgelder erfolgreich zu besetzen. 

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"Eine gelungene und verwirrende  Graphik" (Quelle: Wikipedia; Autor: Andreas 06, based on File:Systeme_educatif_Allemand.png;
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Mit der Bologna-Reform wurde die Hochschullandschaft in Deutschland ab 1999 kräftig umgestaltet. Fachhochschulen gerieten gegenüber den Universitäten dabei tendenziell ins Hintertreffen.

Ursprünglich boten Fachhochschulen in Deutschland gegenüber den Hochschulen mindestens zwei (auf Arbeitgeberseite auch wahrgenommene) Vorteile. Das Studium dort war sehr praxisnah. Und die Studienzeiten waren kurz.

Anders war die Situation an den Hochschulen und Universitäten. Die Lehre war (und ist) „theorielastig“ und sogenannte „Bummelstudenten“ waren ein häufig anzutreffendes Symptom einer überlangen Studiendauer.

In Deutschland wurde der Bologna-Prozess gerade dazu genutzt, um im Bereich der Universitäten die wahrgenommenen Probleme angehen zu können. Die Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen mit Regelstudienzeit hat dort zu deutlich kürzeren Ausbildungszeiten geführt.

Zudem gilt heute die Vorgabe, dass sich Universitäten und Fachhochschulen zu einem wahrnehmbaren Teil über Drittmitteln finanzieren sollen. Forschungs- und Ausbildungsleistungen werden nicht in Toto aus dem Gesamthaushalt der Einrichtungen finanziert, sondern für einzelne Forschungsprojekte bei Geldgebern wie der EU, dem BMBF, dem BMWi oder der DFG beantragt. Hier müssen Fachhochschulen ins Hintertreffen geraten, weil sie klar größere Schwierigkeiten haben, Leistungskriterien zu erfüllen. Den Fachhochschulen droht somit, dass sie keine praxisnahen Projekte mit der Industrie für ihre Studenten finanzieren können.

Dies mag auch daran liegen, dass es so extrem wenige Exzellenzinitiativen für Fachhochschulen gibt und dort kein Promotionsrecht existiert. Viele Fachhochschulen haben sich mittlerweile in „Applied Universities“ umbenannt. Es ist unbewiesen, dass solch eine Marketingaktion Erfolg verspricht.

Mit dem Verein IFAF haben sich vier Berliner Fachhochschulen eine Plattform geschaffen, um gezielt mehr Fördergelder akquirieren zu können. IFAF zielt dabei auf die Einbeziehung von KMUs in Forschungsprojekte ab. 

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"Wenn soviele Unternehmen sterben, dann müssen KMUs gefördert werden!" (Quelle: Wikipedia; Autor(en): St.Krekeler, Wikifreund
Lizenz: GNU Free Documentation License, Version 1.2 or any later version published by the Free Software Foundation)
Wenn so viele Unternehmen sterben, dann braucht jedes Land Nachwuchs an neuen Firmen! Also KMUs.

Es wird von der EU, dem BMBF oder dem BMWi sehr häufig gefordert, KMUs in Forschungsprojekte einzubeziehen! Warum? Nun! Warum werden aus so vielen kleinen Garagenfirmen in den USA so viele, so große Global Player? Die Einzelstaaten und die EU wollen ihre KMUs zu großen Äpfeln und großen Mikroweichlingen machen.

Die Kennzahlen von IFAF sind durchaus erhellend.

Die Projektlaufzeit soll jeweils zwei Jahre betragen. Die Projektsumme soll bei 100.000€ pro Annum liegen. KMUs müssen nur 10% Eigenanteil bezogen auf die Projektsumme einbringen.

Die Projektbeantragung soll nur ein ½ Jahr benötigen. Beim 3. Transfertreff an der TU Berlin nannte Prof. Knaut (von der HTW-Berlin) zudem folgende Zahlen: Stand heute seien 30 Projekte mit 71 Unternehmen und 158 beteiligten Studenten initiiert worden. 87 Professoren und 68 Wissenschaftliche Mitarbeiter seinen bisher involviert gewesen.

Wenn man innehält und die Zahlen durchrechnet, so erkennt man, dass sich bei den einzelnen Projekten die Professoren um die KMUs geprügelt haben müssen.

Vielleicht fehlt dem Verein nur das, was in Deutschland fast allen Universitäten, Hochschulen und Applied Universities fehlt: der Vertrieb!

Beispiel gebend ist es definitiv, dass der Vorsitzende des Kuratoriums niemand anderes ist als  Werner Gegenbauer (Ehrenpräsident der IHK Berlin). Das ist im Berliner Rahmen Top!

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