Freitag, 31. August 2012

Nachhaltiger Spaß beim Gründen von Firmen IV – Welches Bundesland soll‘s denn sein?


Wenn eine akademische Gründung Erfolg haben soll, dann kommt es durchaus auch darauf an, wie das Umfeld in einem Bundesland ist. Gibt es eine „Gründungskultur? Sind die finanziellen Rahmenbedingungen erträglich? Kann man Netzwerke nutzen? Gibt es Kunden?

Für einzelne Bundesländer kann man „Rollen“ definieren und mit Erfolgsfaktoren abgleichen. Hier werden akademische Gründungschancen also fiktiv verglichen.

Gründungschancen pro Bundesland (eigene Darstellung)
Es lassen sich Annahmen über „typische“ Gründungen in Berlin, in einem durchschnittlichen Bundesland oder in den erfolgreichen Bundesländern Bayern oder Baden Württemberg treffen. Makro- und Geschäftsmodell- Ebene werden in diesem Modell vermischt.

Der Einfachheit halber bekommen Gründungen in einem angenommen Durchschnittsbundesland 3 Punkte bei allen Faktoren. Allerdings ist Deutschland insgesamt ein überdurchschnittlich erfolgreiches Industrieland, so dass hier 4 Punkte für das wirtschaftliche Umfeld vergeben werden.

Berlin ist nicht für eine geringe Regelungsdichte oder für schlanke Verwaltungsabläufe bekannt (2 Punkte). Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist das Angebot an Venture Capital deutlich unterdurchschnittlich. Zugegebenermaßen hat sich die Situation für Internet-Start-Ups in den letzten Jahren deutlich verbessert!

Es gibt wenige High Tech – Stiftungen. Im öffentlichen Bereich gibt es Fördermittel (2 Punkte). Das wirtschaftliche Umfeld in der Stadt ist bestenfalls unterdurchschnittlich (2 Punkte). Die fachliche Reputation der Berliner Forschung ist deutlich überdurchschnittlich (5 Punkte). Alle Hochschulen fördern Gründungen, die TU Berlin ist 2011 als „EXIST-Gründungsuniversität“ prämiert worden (5 Punkte). Unternehmensbeteiligungen durch Hochschulen sind möglich (3 Punkte).

In Berlin fehlen Großunternehmen und fehlen Industrieansiedelungen überhaupt. Somit sind die vorhandenen Netzwerke von der Qualität her unterdurchschnittlich (2 Punkte). Es steht zu vermuten, dass in Berlin im Regelfall eine Gründung mit einem unterdurchschnittlichen Startkapital (2 Punkte) im Dienstleistungssektor(2 Punkte) erfolgt.

In Bayern oder Baden Württemberg ist die Regelungsdichte nicht besser als im Bundesschnitt (3 Punkte). Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist das Angebot an Venture Capital überdurchschnittlich. Es gibt High Tech – Stiftungen. Im öffentlichen Bereich gibt es Fördermittel (5 Punkte). Das wirtschaftliche Umfeld ist deutlich überdurchschnittlich (5 Punkte). Die fachliche Reputation der Forschung ist deutlich überdurchschnittlich (5 Punkte). Die Gründungsförderung ist durchschnittlich (3Punkte). Unternehmensbeteiligungen durch die Inkubatoren sind möglich (3 Punkte).

Bayern und Baden Württemberg sind die wirtschaftlich stärksten Bundesländer. Die vorhandenen Netzwerke sind von der Qualität her deutlich überdurchschnittlich (5 Punkte). Es steht zu vermuten, dass eine Gründung mit einem überdurchschnittlichen Startkapital (4 Punkte) im Industriesektor (4 Punkte) erfolgt.

Im Ergebnis liegt Berlin erkennbar unter dem Bundesschnitt. Bayern und Baden Württemberg liegen sehr deutlich über dem Bundesschnitt. Die Probleme in Berlin betreffen die finanzielle Ausstattung, die wirtschaftliche Ausrichtung der Stadt und die Verwaltung. Verbesserungen in diesen Bereichen wirken sich mittelbar auf die Dynamik im Gründungsgeschehen aus.

Und gerade deswegen! Weiterhin ist Berlin Gründungshauptstadt! Coffee-Shops! Nagelstudios! Wenig Industrie-Gründungen! Wenige Industrie-nahe Dienstleistungen! Viele Internet-Start-Ups - wie schon um die Jahrtausendwende, mit damals platzender "Dotcom-Blase"! Die Stadt ist potent wie keine zweite in "good old Germanskaya"! 

Das Erfolgsmodell von Bayern oder Baden Württemberg kann in Berlin nicht übernommen werden! "Arm aber sexy" ist für jeden Verantwortlichen bei MAN eine Provokation (Insiderinformation)! Trotzdem! Das "Berliner Wirtschaftsmodell" kommt langsam auf Touren!