Sonntag, 19. August 2012

Einladung zum Staatsbesuch – ein Wandertag in Berlin


Die Tage der offenen Tür der Bundesministerien in Berlin gleichen jedes Jahr wider einer Reise von Volksfest zu Volksfest. Die Atmosphäre ist freudig. Man kann Fragen stellen und wird nett und offen behandelt. Meistens.



Einladung zum Staatsbesuch - 2012
FOTO: Bundesregierung
Das Familienministerium war mein erstes Reiseziel. Antidiskriminierung, Gleichstellung, das Alter, Kinder und Jugendliche, Vorbilder. Die Themenpalette war umfangreich. Irgendwie fehlten mir aber Väter oder Männer, die nicht saufen, schlagen oder pädophil veranlagt sind.

Ich fragte mich nach irgendwelchen Informationen oder meinetwegen Positionspapieren zum Thema Vater durch. War dieses Jahr aber leider ausverkauft. „Wie? Sie haben nichts zum Thema Vater? Sie sind doch Familienministerium. Da gibt es doch auch Männer.“ Schon kam ein netter Mann meiner Ansprechpartnerin zu Hilfe. Er fragte, ob er mich wegführen solle. „Ne, das geht noch!“ war die Antwort der netten Frau.

Gut, mir war recht warm gewesen. Ich hatte eine Sonnenbrille auf der Nase. Aber dass meine Frage nach Vätern zu dieser Reaktion führte, das fand ich merkwürdig.

Danach ging es zum Arbeitsministerium. Zuwanderung ist dort ein wichtiges Thema. „Arbeitssuchende 50 +“ sind auch ein Thema.  Im Rahmen einer kleinen Plauderei erfuhr ich, dass in etlichen Branchen „50 +“ bereits beginnt, wenn man 40 Jahre alt wird. Dies sei eines der Problemfelder, denen in den letzten Jahren viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet worden wäre.

Na da wird der eine oder andere 40jährige vielleicht gar nicht so glücklich darüber sein, dass Zuwanderer den Facharbeitermangel beheben sollen und nicht er selbst.

Im Justizministerium wurde ich das erste Male strengstens kontrolliert. Es war wie auf dem Flughafen und die Kontrolleure sahen auch so aus. Irgendwie martialisch.

Alles in allem fand ich viele Themen unangenehm wie z.B. die Patientenverfügung. Während einer weiteren Plauderei hier erwähnte ich mein Erlebnis aus dem Familienministerium und fragte, wie es um die Väterrechte denn so bestellt sei.

Das habe sich gebessert. In den Familiengerichten und Jugendämtern herrsche aber noch der Geist der letzten 60 Jahre. Na dann!

Im Außenministerium ließ mein Kreislauf Warnsignale erlklingen. Hier wurde man unaufgeregter kontrolliert. Guido Westerwelle beantwortete im Foyer Besucherfragen zu verschiedenen Themen wie z.B. Griechenland, Euro oder auch Griechenland.

Seine Worte beschrieben die Gefährlichkeit der Situation recht klar und besonnen. Das hatte Hand und Fuß.

Im Gesundheitsministerium wurden meine Fragen am besten und nettesten beantwortet. Bereitwillig wurden Telefonnummern oder Referats-E-Mail-Adressen aufgeschrieben.

Im Forschungsministerium gab es kalte Bratwurst.

Im Bauministerium gab es sehr interessante Broschuren zum Thema Energiewende. Es ist doch spannend zu beobachten, wie die Regierung das Planungsrecht anpassen will und eventuell sogar die Bürger besser einbinden will, Stuttgart 21 lässt grüßen.

Im Wirtschaftsministerium ging mir die Luft aus. Förderprogramme interessierten mich plötzlich überhaupt nicht mehr.

Man kann sagen was man will, diese Tage der offenen Tür sind liebevoll gestaltet.

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