Freitag, 3. August 2012

Europa wird überleben - Deutschland aber auch


In den letzten Wochen konnte man in einigen Postillen der Deutschen Hochkultur Artikel und Kommentare lesen, die das Fehlen eines Europäischen Volkes oder das Fehlen einer Europäischen Meinungsbildung beklagt haben. Diese Meinungsäußerungen halten vieles für „zweifelhaft“, was in Europa möglich ist. Einen besonders schönen Traum der gesteigerten Wortgeilheit gab es dazu gerade in der Süddeutsche Zeitung (SZ), dem Kampfblatt des Salatdressings!

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Die Geschichte des irgendwie nicht greifbaren Westens zeigt, dass in Europa ewige Konkurrenz herrscht. Der Wettbewerb und der Austausch zwischen den Nationen sind ewiger Bestandteil der Europäischen Kultur. Hier ist nichts statisch.

Lassen wir uns einfach überraschen! Europäisches Leben ist dynamisch. Die weidlich beschriebenen Erfolge durch die Sozialgesetzgebung der Regierung Schröder / Fischer sind vor 10 Jahren exerziert worden. Die Lage damals war für Deutschland nicht gerade schön. Die Massenarbeitslosigkeit erreichte die 5.000.000-Marke! Nach Schröder ist wenig passiert. Deutschland erfreut sich heute seiner angeblichen Sonnenlage und verbleibt doch schlicht gönnerhaft sitzend und schimpfend: "Ich bin aber Klassenbester!" Das Land mit den wenigsten Kindern oder Neugeborenen blickt allerdings auf alle anderen Länder wie ein selbstgerechter Greis herab!

Nun sind seit einigen Jahren die Briten, Iren, Griechen, Italiener und auch die Spanier in einer sehr viel schwierigeren Situation sehr energisch am Handeln.

Laut SPIEGEL ONLINE vom 03.08.2012 verspricht Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy: „Bis zum Jahr 2014 sollen insgesamt 102 Milliarden Euro eingespart werden, das geht aus am Freitag in Madrid vorgelegten neuen Haushaltsplänen hervor“.

Laut CIA World Factbook wiederum beträgt das GDP von Spanien (in Kaufkraftparitäten) "1.432 Billionen US-$ (2011)". Das GDP von Deutschland beträgt laut CIA im gleichen Jahr "3.139 Billionen US-$".

Wollte oder müßte also Deutschland vergleichsweise so sparen, wie es Spanien angekündigt hat, so wären im Vergleich dazu über 220 Milliarden € bis 2014 einzusparen. 

Laut Wikipedia betrug die Höhe des Bundeshaushalts der BRD im Jahr 2010 319, 5 Milliarden €. Verteilt man 220 der imaginären Einspar-Milliarden für Deutschland auf drei Jahre, so kommt man auf über 70 Milliarden Einsparvolumen in Euro pro Jahr!

Gefühlte 90% des Bundeshaushalts flossen laut Wikipedia in 2010 in Deutschland in die Einzelpläne des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (mit über 143 Milliarden €) und in die Zinszahlungen für die Bundesschuld (mit über 38.85 Milliarden €). Wäre Deutschland so sparsam, wie Spanien es ankündigt, so könnte es seine Zinsverpflichtungen nicht mehr erfüllen. Alternativ dazu könnten aber auch die Renten halbiert, das Elterngeld gestrichen oder unsere Schulen geschlossen werden. Welche Krankenversicherung würde in Deutschland noch Leistungen finanzieren können?

Die Kraftanstrengungen, die gerade Spanien (und the UK, Irland, Island, Portugal, Griechenland oder Italien) unternimmt (oder unternehmen) sind extrem und übersteigen die Belastungen, denen sich Deutschland unter Schröder unterwerfen mußte um ein Mehrfaches!

Daraus ergeben sich durchaus Schlußfolgerungen, wenn man einkalkuliert, dass auch Engländer, Irländer, Isländer, Portugiesen, Griechen oder Italiener lernfähig sind und erfolgreich ihr Leben meistern wollen und werden.

Deutschland hat nach 1947 keinerlei Zeiten mit so dramatischen Sparanstrengungen und Veränderungen erlebt, wie sie der Bevölkerung in den Südstaaten der EU nunmehr seit Jahren zugemutet werden.

Es ist zweifelhaft, ob alle Nationen ein derart brutales Spar- und Erneuerungsprogramm schaffen können! Neben extremen Sparanstrengungen müssen logischerweise Perspektiven geschaffen werden! Durch Freiräume und Bildungsmöglichkeiten können anstrengende Möglichkeiten und die Aussicht auf eine anstrebenswerte Zukunft geschaffen werden. Immerhin ist eine derartige Vorgehensweise in den BRIC-Staaten doch überaus erfolgreich. Die PIIGS-Staaten werden das unterschiedlich gut hinbekommen!

Die Anstrengungen der Südländer werden erst in ca. zehn Jahren die volle Reife der „Früchte ihrer Anstrengungen“ zeigen! "Wer sät wird ernten", aber nicht sofort.

Welche Anpassungen werden die Deutschen in zehn Jahren ihrerseits durchführen müssen, wenn der Süden nach all den eigenen Anstrengungen, nach all der Armut die Demütigungen durch Deutschland bis dahin nicht vergessen haben wird?

Deutschland hat in den letzten vier Jahren zu viel im persönlichen, privaten Bereich und in der Politik und in der Wirtschaft gezweifelt, um damit mutwillig einstürzen zu lassen, was immerhin jahrzehntelange Arbeit der Generationen davor aufgebaut hatten. Es wird uns auf die Füße fallen! Waisheit statt Weisheit!

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