Mittwoch, 6. Februar 2013

Bürgerinitiativen I – eine bewährte Form von Graswurzel - Lobbyismus



Seit Jahrzehnten protestieren Bürger gegen Entscheidungen „des Staates“ und artikulieren eigene Interessen. Bürgerinitiativen sind hierfür eine erprobte Organisationsform.

Ja! Bürgerinitiativen gibt es in Deutschland seit Jahrzehnten. Allerdings gibt es nur wenige Bürgerinitiativen, die seit Jahrzehnten bestehen. Das Gründungsthema ist oft zeitlich fixiert. Man kann nur solange gegen ein Atomkraftwerk demonstrieren, solange selbiges in der Planung oder im Bau befindlich ist oder bis es abgeschaltet ist. 

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"Bürgerinitiativen erfinden jedes Rad neu!" (Quelle: wikimedia.org; gemeinfreie Lizenz; Urheber: Albertyanks Albert Jankowski)
Also wird Erfahrungswissen von Bürgerinitiativen eher nicht von Generation zu Generation weitergegeben oder gar verfeinert. Neu gegründete Initiativen sehen sich leider stets mit ähnlichen Phänomenen konfrontiert wie ihr Vorgänger. Aus der Sicht der Sozialwissenschaften sieht das etwa folgendermaßen aus:

Identifikation: Wie findet man Mitglieder, die sich mit den Zielen einer Bürgerinitiative identifizieren wollen? Potentielle Mitglieder können über ihre bisherigen Überzeugungen und Wünsche ermittelt werden.

Konkurrenz: Mitglieder haben meist eine politische Grundhaltung. Sie sind konservativ, eher links, eher grün oder schlicht christlich eingestellt. Somit stehen sie entsprechenden Parteien und deren Zielen nahe.

Fluktuation: Das Thema von Bürgerinitiativen ist meist partikular. Es entfaltet prinzipiell nur eine geringe Bindungskraft. Alte Mitglieder gehen, neue Mitglieder stoßen hinzu. Das hemmt die Schlagkraft.

Heterogenität: Die Kernthemen von Bürgerinitiativen mögen partikulär sein, sie werden von ihren Verfechtern aber oft als hoch moralisch empfunden. Es geht um Wahrheit! Moralische Forderungen sind aber anfällig für eine heftige, ins Persönliche gehende Streitkultur und locken unterschiedlichste Zeitgenossen mit deutlichem Sendungsbewusstsein an. Die eine oder andere Bürgerinitiative benötigt also eigentlich Mediatoren!

Fazit:  Im Ergebnis haben Bürgerinitiativen bundesweit mit mangelnder Professionalität und Schlagkraft zu kämpfen.

Wie könnte man dem begegnen? Man geht das ganze mit modernen Marketing- und Projektmanagement- Methoden an und vergisst die Soziologie des Verkaufens nicht.

Identifikation: Wenn man potentielle Mitglieder über ihre bisherigen Überzeugungen und Wünsche ermitteln möchte, so steht eine kleine Zielgruppenanalyse an. Was tun, was lesen meine umworbenen Mitglieder? Wie und wo kann ich sie ansprechen?

Konkurrenz: Wenn ich meine Mitglieder binden möchte, dann sollte ich sie als Kunden ansehen und entsprechend einbinden. SM – Marketingmethoden sind hier zunehmend das Mittel der Wahl.

Fluktuation: SM – Marketing ist auch ideal, um Mitglieder zu halten.

Heterogenität: Mediatoren können tatsächlich helfen. Eine geeignete Organisationsform hilft ebenfalls. Die Gründung eins Vereins ist notwendig um eine minimale hierarchische Struktur aufzubauen. Zudem sollte man „Posten“ (nicht wirklich) oder Aufgaben (schon eher) verteilen, um dem Grundbedürfnis des Menschen nach Anerkennung nachzugeben. Oder! Man gebe einem Menschen eine Aufgabe und er wird sie erfüllen!

Der beste Ratschlag für Bürgerinitiativen ist immer der, über den Tellerrand zu schauen.

In Deutschland gibt es nämlich ebenfalls seit Jahrzehnten Fördervereine, die höchst professionell arbeiten. Diese Vereine vertreten ebenfalls Partikularinteressen und kennen die aufgeführten Phänomene des menschlichen Zusammenlebens. Die Ergebnisse der Arbeit dieser Vereine können sich sehen lassen.

In Berlin z. B. wäre die eine oder die andere Schule, der eine oder der andere Kindergarten längst in sich zusammengebröselt, wenn sich nicht begleitende Fördervereine etabliert hätten. 

Zugegebenermaßen halten auch viele Fördervereine SM - Marketing für eine gesteigerte Form des Sado Maso.

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