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"Die Pnyx mit Rednertribüne, in klassischer Zeit Ort der attischen Volksversammlung" (Quelle: Wikipedia: GNU Free Documentation Licence; erstellt von GNUFDL) |
Deutschland ist
hier ein wunderbares Paradebeispiel.
Man spricht im Hinblick auf die deutsche Verfasstheit gerne von einem „Verbändestaat“.
Interessengruppen werden gewollt und aktiv in den Prozess der politischen
Willensbildung mit einbezogen. Ein Wirtschaftsministerium
im Bund oder den Ländern fragt gezielt nach, was z. B. der „Verband der Stahlbarone“ zu einer
geplanten Gesetzesnovelle einbringen möchte. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
fragt auch beim BUND nach, lässt Greenpeace zu Wort kommen, wenn ein „Gesetz zum Schutze von Gipfelunken“ erarbeitet
wird.
Man kann das eingangs angeführte „Phänomen“ vor diesem Hintergrund als Kritik an der real
existierenden Demokratie in einzelnen Staaten interpretieren. Man kann es als
Gegenbewegung zu einer hyper – repräsentativen Demokratie verstehen. Man kann
aber auch schlicht herausstellen, dass der Begriff „Demokratie“ vom Begriff
„Demos“ (das Volk) abgeleitet ist. Das Volk und die Bürger nehmen schlicht ihr
angestammtes Recht wahr.
Die Grundanliegen,
die bei Menschen zu Engagement führen, sind
mannigfaltig und haben oft einen moralischen Hintergrund. Es geht um
Umweltschutz, die Menschenrechte, die kleinen Kinder in Afrika oder um
Frauenrechte, Rechte von Senioren, Rechte von Kindern, von Geschiedenen, von
Alleinerziehenden, von Steuerzahlern, von Verbrauchern, von
Flughafenbetroffenen oder auch um meine ganz persönlichen Rechte und Wünsche.
Wesentlich für das verstärkte bürgerliche Engagement waren
die Bildungsreformen der 60er und
70er Jahre, die letztendlich den Zugang zu Wissen
für Alle über Bildung ermöglichten.
Das Internet und
die neuen sozialen Medien bieten
zusätzlich fast kostenfrei die Voraussetzung dafür, Informationen finden und bereitzustellen
und darüber hinaus jede Form von Organisation abbilden zu können.
Es bleibt
aber festzuhalten, was in den USA schon 1960 galt: „The flaw in the pluralist heaven is that
the heavenly chorus sings with a strong upper class accent“! Oder
auf Neudeutsch: “Hartz IV – Empfängern fehlen
die Grund- voraussetzungen für jegliche Form von Interessenvertretung”! Wer
seine Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann, der kann seinen Computer nicht
mehr anschalten.
Wenn man die USA mit Deutschland vergleicht, kann man natürlich
immer Unterschiede erkennen. In den USA
sollen Rentner schlagkräftig sein,
Arbeitslosenverbände aber eher nicht. In Deutschland
soll es keine relevanten Rentnerverbände geben aber sehr wohl
Interessenverbände für Arbeitslose.
Eine solche Betrachtung lenkt schlicht vom Wesen der Politik und deren Ergebnis ab!
Rentner sind in
beiden Ländern immer wichtige Wählergruppen gewesen. Sie werden es bleiben.
Deshalb gibt es Medicare in den USA
und die Deutsche Rentenversicherung
in Deutschland.
Arbeitslose sind
in keinem Land gerne gesehen. Die USA waren da immer recht regide. In
Deutschland haben die Schröderschen Reformen ihre erfolgreiche Wirkung gezeigt.
Hier kommen diese Grundüberlegungen zu ihrem Kern. Es mag
zwar sein, dass irgendjemand auf diesem Planeten in einer postmaterialistischen
Situation leben kann. In Deutschland
sind das z. B. die vielen Erben von Millionenvermögen. Ansonsten gilt weiter
die Regel: „Wer
zahlt schafft an“!
Wer also seine
Anliegen als Krankenschwester, Vater, Mutter oder Steuerzahler anbringen
möchte, beachte die alte Clintonsche Regel: „It’s the economy, stupid“!
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