Beliebtes Thema von
statistischen Auswertungen ist das Geschlecht einzelner Individuen. Hier sollte
man Distanz zu scheinbar allzu offensichtlichen Ergebnissen wahren.
90% der Insassen in deutschen Gefängnissen scheinen männlich
zu sein. Frauen sind in Führungsetagen kaum vertreten. Die meisten
Alleinerziehenden in Deutschland sind weiblich. Gründen Frauen Firmen, so ist
die Sterberate der Unternehmen scheinbar höher als bei männlichen Gründern.
Die Liste der Beispiele läßt sich beliebig erweitern.
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"Ausbruch aus der Geschlechterrolle - Eine Brigantin in Süditalien" (Quelle: Wikipedia / Lizenz: public domain) |
Dem Laien und vielen „Experten“ erscheinen die Ergebnisse
als so aussagekräftig, dass Männern
Gewaltbereitschaft und Frauen
Unfähigkeit vorgeworfen wird. Oder anders ausgedrückt: Männer haben ein Gewaltgen und die Gehirne von Frauen sind halt kleiner. Männer kümmern sich nicht um ihre Kinder. Frauen werden diskriminiert. Das mag alles so sein. Aus den Daten vieler
Studien lassen sich solche „Wahrheiten“ aber selten tatsächlich ableiten.
Das hat mindestens
zwei Gründe, die in der Methodik äußerst vieler Studien immer wieder zu
erkennen sind:
Die statistischen
Verfahren vieler Studien sind schlicht „defizitär“. Es „dominieren …
elementare statistische Auswertungsverfahren“ wie „einfache
Grundauszählungen“, „bivariate Analysen“, „Kreuztabulierungen“
oder „T-Test-Statistiken“([Q-026],
S. 92f; [Q-058], S. 46f).
Gerade bei der Faktorenanalyse
werden schlicht „multivariate
(größer-„N=2“-dimensionale) Analysetechniken“ nicht angewendet ([Q-026], S.
92f; [Q-058], S. 46f). Das führt zu wertlosen „Nicht –
Erkenntnissen“. Ein „Warum?“ kann so nicht beantwortet werden. Gerade multivariate
Verfahren erlauben es schon eher, statistisch prüfen zu können ob tatsächlich das Geschlecht
oder vielleicht die Körpergröße in Zentimetern, das Alter in Jahren oder die
schulische Ausbildung in Jahren tatsächlich einen Einfluß besitzen.
Im Bereich der Gründungsforschung
zeigt sich beispielsweise, dass auf der persönlichen
Ebene die Berufserfahrung oder
die Führungsverantwortung in Jahren von Gründern einen klaren Einfluß
auf die Erfolgsaussichten einer Gründung haben.
Auf der Makroebene
ist es entscheidend, in welchem Metier
gegründet wird. Industrie – nahe Gründungen
haben eine recht hohe Überlebenswahrscheinlichkeit. Coffee – Shops oder Nagelstudios
haben diese statistisch gesehen eher nicht.
Haben weibliche oder
männliche Gründer die gleiche Berufserfahrung, so lassen sich bei der
Gründung von Nagelstudios keine
geschlechtsspezifischen Unterschiede mehr erkennen.
Diese statistische
Bösartigkeit, dass es unter vergleichbaren Bedingungen gerade keine
Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, ist für uns Menschen schwer zu
akzeptieren. Man sollte sich aber darauf einlassen, um herausarbeiten zu
können, was tatsächlich die Ursache dafür ist, warum Frauen Alleinerziehende
sind, Männer im Knast landen oder das Einkommen von Frauen „im Durchschnitt“
geringer ist.
Vorurteile hat der Mensch
schon ohne „statistische Belege“ in rauen Mengen.
In höchstem Maße unangenehm ist es allerdings, dass wissenschaftliche Studien in sehr vielen Wissenschaftsfeldern "Nichtergebnisse" produzieren. Hier ein Link zum Thema Neurowissenschaften.
In höchstem Maße unangenehm ist es allerdings, dass wissenschaftliche Studien in sehr vielen Wissenschaftsfeldern "Nichtergebnisse" produzieren. Hier ein Link zum Thema Neurowissenschaften.
Quellen:
[Q-026] – Brüderl, J.: „Determinanten der Überlebenschancen
neugegründeter Kleinbetriebe”; 1991; http://doku.iab.de/mittab/1991/
1991_1_mittab_bruederl_preisendoerfer_baumann.pdf
[Q-058] – Metzger, Georg: “High-Tech-Gründungen in
Deutschland - Zum Mythos des jungen High-Tech-Gründers”; 2010; ftp://ftp.zew.de/pub/zew-docs/gutachten/hightechgruendungen10.pdf
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