Berlin Brandenburgische
Akademie der Wissenschaften (BBAW); 03.65.2013
Das Jahresthema 2013
/ 14 der Berlin Brandenburgischen Akademie der Künste (BBAW) lautet
„Zukunftsort: EUROPA“. Als Einstieg diente die gestrige Fachkonferenz „Der Europäische Forschungsraum – Wie kann Berlin / Brandenburg die Umsetzung gestalten?“.
Die BBAW wird in den kommenden Monaten auf gekonnte Weise
das Thema mit Literatur und Vortragsabenden fassen.
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Nun sind EU-Kommission,
Rat und die EU-Staaten schon immer recht rege gewesen, wenn es darum ging, Initiativen und Pläne für Europa
anzukündigen und Zukunft auf Papier zu beschließen. „Lissabon“ steht heute für die
Verträge zur Neuausrichtung der EU. Es gab aber bereits im Jahr 2000 die Lissabon – Initiative, die nicht weniger
zum Ziel hatte, als: „make Europe, by 2010, the most competitive and the most dynamic knowledge-based economy in the world“. Dass das
geklappt hat, wird wohl niemand behaupten wollen.
Betrachtet man den weltweiten
Rahmen, dann fällt auf, dass Staaten mit hohen F&E-Ausgaben tendenziell
ein höheres BIP pro Einwohner haben. Europa steht im weltweiten Vergleich
momentan nicht völlig schlecht da. Das gilt aber nicht für alle Einzelstaaten
und die Perspektiven sehen eher düster aus.
Nimmt man die USA als Vorbild, so sieht sogar Deutschland schlecht aus. Die Bundesrepublik liegt innerhalb
der EU in der Spitzengruppe. Aber selbst die Regionen und Bundesländer mit
den höchsten Forschungsaufwendungen hierzulande (Bayern oder Baden-Württemberg)
erreichen gerade den Median aller
US-Bundesstaaten. EU-Staaten wie Portugal, Spanien, Griechenland oder auch
Estland als Schlußlicht geben prozentual eindeutig viel weniger Geld für
F&E aus als Deutschland oder Schweden und immer weniger als Japan, die USA
und bald auch China. Diese EU-Staaten senken den Schnitt Europas deutlich.
Der Anteil der EU
an den weltweiten F+E-Ausgaben ist von 28,7% im Jahr 1995 auf mittlerweile
22,3% gesunken. Der Anteil Chinas
stieg im gleichen Zeitraum um 8%-Punkte.
Noch beeindruckender sind die Erfolge Chinas oder z.B. Südkoreas
bei den Patentanmeldungen. In
manchen Jahren lagen die jährlichen
Steigerungsraten dort bei 50%! Jährlich! 50%!
Nun also soll der „Europäische
Forschungsraum (EFR)“ es richten. Der ist nun tatsächlich im
Lissabonvertrag gefasst worden. (Wen es interessiert: die Artikel 179,
182(5) und 4(3) AEUV geben den
Rechtsrahmen vor.)
Es soll auf traditionell europäische Weise geklotzt werden. Über das Rahmenprogramm Forschung und Innovation
sind bis 2020 immerhin 80 Milliarden € für die Mitgliedstaaten
eingeplant worden. Drei Schwerpunkte
werden benannt: Wissenschaftsexzellenz,
die führende Rolle der Industrie und
gesellschaftliche Herausforderungen.
Grundsätzlich ergibt sich ein stets vorhandenes europäisches Problem. Die großen, potenten
EU-Staaten haben ihre eigenen wettbewerbsfähigen Wissenschaftssysteme. The United Kingdom hat Cambridge und
Oxford, Frankreich hat seine
Elite-Enas und Deutschland hat seine
eigene Exzellenzinitiative (sic!)! Daher sieht Artikel 4(3) AEUV vor, dass der Europäische
Forschungsraum und die nationalen Förderprogramme harmonieren sollen.
Für kleine
Mitgliedsstaaten ist die europäische Forschungsförderung extrem
interessant und existentiell wichtig. Hier kann man den Charakter der EU als Transferunion gut erkennen und bejahen. Aber auch Deutschland
bekommt Gelder. Die TU Berlin soll
mittlerweile 24% ihrer Drittmittel
über die EU einwerben.
Im Endeffekt werden 27
nationale Wissenschaftssysteme auf einzigartig europäische Weise mit dem
EFR eine EU-europäische ganz eigene Art der Harmonie suchen.
Die Ziele und
Grundprinzipien des EFR sind im Prinzip die von EFRE und ESF. Die Förderung
des Wettbewerbs, der länderübergreifenden Zusammenarbeit, die
Förderung der Mobilität durch einen offenen
Arbeitsmarkt für Forscher und der Austausch
von Erkenntnissen sollen und werden von der Kommission angestrebt werden
Das Programm erscheint im Detail noch diffus zu sein. Die
Skepsis kam in der Veranstaltung auch zum Ausdruck! Aber bereits 2014 soll der
EFR laut Beschlußlage des Europäischen Rates existieren. Grins.
Zwei Dinge förderten die Vorträge auch zu Tage. Die Kommission ist in der gegenwärtigen krisenhaften Lage durch die Dauerkritik aus den Mitgliedsstaaten angeknockt. Und Herr Matthias Kleiner macht sogar noch Karriere.
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