Mittwoch, 5. Juni 2013

Kollekten und Standwerbung zur Finanzierung gemeinnütziger Organisationen



Wenn in einschlägigen Stellenbörsen Fundraiser gesucht werden, dann sind damit heutzutage allzu oft schlicht Promoter gemeint.

Promoter kennt jeder Bürger aus Supermärkten, Einkaufzentren oder Fußgängerzonen. Es werden Zeitungsabonnements, Telefonverträge oder auch der Straßenfeger für Obdachlose angeboten. Das Geschäft ist hart. „Professionelle Promoter“ arbeiten häufig als freie Handelsvertreter. Die monatlichen Einkommen liegen bei ein paar (besser einem Paar) hundert €uro. Wer in diesem Geschäft erfolgreich ist, der kann dann auch an Tote verkaufen. 

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b1/Buenos_Aires_-_Retiro_-_Calle_Florida.jpg/640px-Buenos_Aires_-_Retiro_-_Calle_Florida.jpg
(In Buenos Aires: "Español: Vista hacia el sur de la Calle Florida, entre Córdoba y Paraguay"-ohne deutschen Fundraiser;
Quelle: Wikipedia; Autor:
Galio 01:53, 4 January 2008 (UTC); Lizenz: GNU Free Documentation License, Version 1.2)
Man kann das als Direktmarketing verstehen. Drücker stellen dann die nächst „höhere“ Form des Direktvertriebes dar.

Laut Fundraiserhandbuch ([1]- Seite 353) ist „die persönliche Direktansprache die erfolgreichste Möglichkeit, neue Spenderinnen und Spender für eine Organisation zu gewinnen“. Das ist eine moralisch gesehen höchst unerfolgreiche Aussage und bar jeder Logik, wenn man Ahnung vom Direktmarketing hat.

Sei’s drum. Der Straßenverkauf (oder netter ausgedrückt „die Kollekte“) kann verschiedene Zwecke erfüllen. Die Organisation und deren Anliegen werden visualisiert und in Erinnerung gerufen. Man kann Adressen und die in Deutschland benötigten Einverständniserklärungen (einmal nicht ankreuzen genügt) akquirieren und man kann Einnahmen generieren, also Geldspenden einwerben.

Die NGO-Promoter sind im Normalfall Freiwillige, die für’n Appel und ein Ei arbeiten, oder aber natürlich die eingangs erwähnten, geworbenen „Fundraiser“. Eine Schulung findet meist vor Ort am Objekt statt. Wer das mitmacht und durchhält, wird dann bundesweit von Ort zu Ort „verschifft“ und lernt Deutschland aus Sicht der Fußgängerzonen und Billigabsteigen kennen. Ein Highlight ist dann eine Werbemaßnahme am Potsdamer Platz oder wäre eine in Buenos Aires. Was tut man nicht alles für die gute Sache.

Vor Ort muß beim Ordnungsamt eine „Sondernutzungsgenehmigung“ eingeholt werden. Gemeinnützige Organisationen können die gebührenfrei erhalten. Straßenmusiker erhalten die ihrige im Vergleich dazu selten kostenfrei.

Beim Marketing sind Zielgruppen das A und O. Welche Menschen(gruppen) sollen angesprochen werden? Wo finde ich die? Promoter für die Wochenzeitung „Die Zeit“ oder für die „Süddeutsche“ oder die „FAZ“ stehen daher gerne vor Bibliotheken oder vor Universitäten. Dort sollen wohl "Bildungsbürger" anzutreffen sein.

Man mache sich nichts vor. Im Straßenverkauf sind Menschenmassen gefragt. Die „Berliner Morgenpost“ platziert ihre Promoter mit kleinen Pappständen in die Laufwege der 50.000 Besucher, die bei Heimspielen von Hertha das Olympiastadion oder bei den Eisbären die O2-Arena stürmen.

NGOs agieren nicht anders, da das Metier aus Vertriebssicht schlicht das gleiche ist.

Wer sich als Student auf einen solchen „Fundraiserjob“ bewirbt, kann viel Menschenkenntnis erwerben, sollte sich aber hinterher nicht als Fundraiser fühlen.

Wer unter Dopaminmangel leidet, für den könnte der Job definitiv etwas sein. Das ist natürlich keine wissenschaftlich-medizinisch begründete Aussage. Aber, wer mal am Tag 10.000 menschliche Gesichter hat auf sich zukommen sehen, von denen er 10.000 angelächelt hat, der weiß danach, warum Botenstoffe Menschen glücklich machen können.
Quellen:
[1]                  „Fundraising“ – Handbuch für Grundlagen, Strategien und Methoden; Herqausgeber: Fundraising-Akademie;
                        Gabler Verlag 2008

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