Donnerstag, 10. Mai 2012

Die verflixte Suche nach dem Erfolgsfaktor


Firmengründungen oder Start Ups im Bereich der Hochtechnologie zeugen von Dynamik und Kraft entwickelter Volkswirtschaften. Die USA beispielsweise sind bereits seit Jahrzehnten auf der Erfolgsspur. Dort werden scheinbar regelmäßig Unternehmen gegründet, die binnen kurzer Zeit an den Börsen Milliarden Dollar wert sind. 

Sehr viele Staaten sind darum bemüht, das Geheimnis zu lüften: Was führt dazu, dass eine Gründung gelingt, eine andere aber nicht? Die Beantwortung der Frage ist überraschend schwierig. 

Um die Schwierigkeiten einschätzen zu können, betrachte man ein völlig anderes Themengebiet. Wie sieht es um die Zahngesundheit der Deutschen aus? Leider gibt es in Deutschland kein „Bundeszentralzahnregister“. Auf Landesebene lassen sich ebenfalls keine derartigen Datensammlungen finden. Man kommt um eine Befragung nicht herum. 

Wen befragt man? Der einzelne Bürger kann ziemlich genau mitteilen, wann und wie oft er putzt. Benutzt er eine elektrische Zahnbürste? Wie oft Zahnseide? Wie sieht es mit einer Mundspülung aus? Den Zustand seiner Zähne oder des Zahnfleisches kann er hingegen nur ungenau beschreiben. Ein Zahnarzt, möglichst sein Zahnarzt, kann das sehr wohl. Letzterer kann Anzahl und Art der Plomben bestimmen. Er kann Verfärbungen einordnen und passende Beschreibungen seiner Beobachtungen vermerken. Der Zahnarzt wiederum kann nicht beurteilen, wie oft jemand seine Zähne putzt. 

Wie viele befragt man? Momentan leben ca. 82.000.000 Bürger in Deutschland. Wollte man alle befragen, es käme einer Volksbefragung gleich. Das wäre teuer. Man muss eine repräsentative Auswahl wählen. Das Statistische Bundesamt gibt ziemlich genau Auskunft über den Aufbau der Bevölkerung – von Zeit zu Zeit werden dort tatsächlich Volksbefragungen durchgeführt. Somit kann man ermitteln, wie viele Frauen, Junge oder Alte im Land leben und wo diese wohnen. Ein knappes Fünftel wohnt in Nordrhein – Westfalen. Meinungsforscher begnügen sich bei Trenderhebungen in den Bundesländern oft mit 2.000 Befragten. Dies entspricht dann z.B. einem Befragten auf tausend oder zweitausend Bürger. Diese Befragten müssen dann anhand der Vorgaben des Bundesamtes ausgewählt werden.

Wie befragt man? Die Fragen sollten so gestellt werden, dass man mit den Antworten mathematisch und statistisch arbeiten kann. Die Antworten sollen eine Rangfolge abbilden, Mengenverhältnisse abbilden oder am besten numerisch sein. Welches ist Ihr höchster Bildungsabschluss? Putzen Sie morgens, abends, mittags oder zwischendurch Ihre Zähne? Dann kann man beantworten, wie oft das Putzen zu welcher Tageszeit stattfindet oder wie viele Jahre jemand in der Schule war.

Wie bearbeitet man die Daten? Nach der Befragung der Bürger und ihrer Zahnärzte und nach dem Abspeichern der Daten von z.B. 8.000 Teilnehmern ergeben sich für unterschiedliche Befragtengruppen unterschiedliche Schadensbilder. Ältere dürften wahrscheinlich mehr Plomben oder gar Kronen aufweisen als Jüngere. Es ergeben sich aber zwangsläufig auch Abweichungen vom Durchschnittsbild. Viele Ältere haben deutlich bessere Zähne oder weniger Parodontose als andere. 

An dieser Stelle werden heuristische Modelle eingesetzt. Man stellt Vermutungen auf, wie das „Putzen am Morgen“, der „Einsatz von Fluortabletten“ oder  das „Verwenden von Zahnseide“ die Zahngesundheit beeinflusst. Dieses Putzen, dieser Einsatz oder dieses Verwenden sind mögliche Einflussfaktoren. Um es abzukürzen: mit solchen multivariaten Verfahren kann ermittelt werden, welcher Einflussfaktor tatsächlich relevant ist. Genauer gesagt: welcher Einflussfaktor wahrscheinlich relevant ist. Ist es die Zahnbürste, die Fluortablette oder sind es beide?

In aller Einfachheit: Es müssen die Richtigen befragt werden. Es müssen ausreichend Viele repräsentativ verteilt befragt werden. Es müssen die richtigen Fragen gestellt werden, damit die Antworten möglichst numerisch erfasst werden können. Die Daten müssen statistisch bearbeitet werden. Letztendlich kann man somit Erfolgsfaktoren bestimmen, die tatsächlich wahrscheinlich Einfluss nehmen.

Das prinzipielle Vorgehen bleibt gleich, wenn man den Erfolgsfaktoren von Firmengründungen auf die Spur kommen möchte. In Deutschland gibt es ca. 3.000.000 Unternehmen. Bei Gewerbeanmeldungen werden nur wenige Daten erfasst, ein „Bundesfirmenregister“ gibt es nicht. Ein Problem stellt sich zusätzlich: Man mag Friseure mit Friseuren vergleichen können, aber was ist eine Firmengründung im Bereich „Hochtechnologie“. An diesen Problemen scheitern etliche Studien, die Gründungen untersuchen wollen. Ob Datenmaterial repräsentativ sein kann, wenn nur 16 Gründer befragt werden, das mag man verneinen.

Allerdings bietet sich eine kostenpflichtige Alternative an. In Deutschland gibt es Dienstleister, die sehr wohl Daten zu Firmen erheben. Dieses Datenmaterial ist deutlich umfangreicher als das der Gewerbeämter. Erstere erfassen - je nach Dienstleister -  deutlich mehr Daten oder auch die Bonität einer Firma. 

Studien, die auf Basis von solch reichhaltigem Datenmaterial erstellt wurden, geben mindestens zwei Antworten. Auf das Geschlecht kommt es nicht an. Je mehr Jahre an Branchenerfahrung ein Gründer aufweisen kann desto besser.

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