Freitag, 25. Mai 2012

Die Vielfalt der Arten – Biodiversität für Dummys


Museum für Naturkunde, Berlin, 24.05.2012

Gestern fand im Museum für Naturkunde (MfN) ein wunderbarer Vortrags- und Diskussionsabend statt, der sich mit Auswegen aus einer der großen biologischen Krisen unseres Planeten beschäftigte. Wie kann man eigentlich eine Katastrophe aufhalten? Pflanzen- und Tierarten sterben in atemberaubendem Tempo aus. 

Im Rahmen der „Woche der Biodiversität“ veranstaltete das MfN diesen Abend. „Biodiversität“ ist übrigens der Ausdruck der Wissenden für den Ausdruck „Vielfalt der Arten“ der Unwissenden. 

Das Thema des Abends war „Der Wert der Arten – alles in Heller und Pfennig?“ Die Runde der Vortragenden war hochkarätig besetzt. Der Generaldirektor des MfN Prof. Dr. Johannes Vogel war begrüßender und sehr engagierter Teilnehmer. „Willkommen im Haus des Lebens und der Zukunft!

Prof. Dr. Tockner (Direktor eines Leibniz-Instituts), Dr. Plieninger ( Leiter einer Arbeitsgruppe bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften) und Prof. Dr. Hansjürgens (Helmholtzzentrum für Umweltfragen). Alle vier Redner beschrieben eindrücklich die Lage, in der sich unser Planet befindet.

 „In den Gewässern“ wie an Land sterben Arten aus. Nur „Parasiten stehen nicht auf der Roten Liste.“ Nur der „Zugang zur Natur löst Emotionen aus“, die dem Artensterben Einhalt gebieten können. „Die Leistung von Ökosystemen hat keinen Preis.“ Daher müssten „Ökosystemdienstleistung in Geldwerte“ gefasst und verkauft werden können, um insbesondere „Entscheidungsträger“ einbinden zu können.

Diesem Tenor gab als fünfte Rednerin Frau Prof. Dr. Kirsten Meyer (Institut für Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin) einen weisen „Spin“! Ohne „Ästhetik“ seien gerade die Entscheidungsträger nicht auf allen Ebenen erreichbar!

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, wie angemessen die Gruppe der Vortragenden ausgewählt worden war! Hier kamen Vertreter verschiedenster Fachrichtungen zusammen. Gerade Frau Prof. Meyer führte die Diskutanten mit ihren wohl durchdachten Anmerkungen und Fragestellungen zu immer neuen Widerworten, Überlegungen und Betrachtungen. 

Es ist eine unangenehme Angewohnheit des Museums für Naturkunde, Vortragsabende dieser Qualität immer nur vor einem Publikum von vielleicht 40 Personen stattfinden zu lassen. Daher besuchen viel zu häufig nur Eingeweihte, vorinformierte Forscher und leidenschaftliche Bürger die Veranstaltungen.

Auch gestern kamen aber gerade aus diesem Publikum begründeter Widerspruch! Es wurden nüchterne, emotionslose Fragen gestellt. Wenn die Überforderung der Landwirtschaft so fortgeschritten ist, warum liefern unsere Bauern solche Mengen an Lebensmitteln? Und warum sind die Böden nicht zerstört? Wenn man die Menschen nur dazu „kriegen muss, sich zu bewegen“, warum sind wir dann letztendlich doch alle „Teil des Systems?

Das Museum für Naturkund in Berlin hat als Gebäude schon bessere Zeiten erlebt. Eine Klimaanlage gibt es im großen Ausstellungsraum nicht! Zu ihren Lebzeiten hätten sich die drei Meter zur Linken stehenden Dinosaurier auch wegen der Luftfeuchtigkeit am gestrigen Abend sehr wohlgefühlt. Tot sind sie allemal. 

Es stellt sich die Frage, ob dieser wunderbare Abend nicht doch drei Schwächen hatte!?!

War er nicht Eurozentrisch? Was kümmern die anderen 6.5 Milliarden Menschen unsere Ansichten, nachdem wir Europäer unseren Kontinent schon seit langem von allem Lebendigen befreit haben, was nicht „in Heller und Pfennig“ zu fassen war?

Ist die Beschwörung des „Anthropozän“ – der Mensch herrscht allein über die Naturgewalten – nicht ein wenig voreilig? Jeder kleine Tornado könnte das Berliner Regierungsviertel lahmlegen! Angeblich besiegte Krankheiten sprechen auf modernste Medikamente nicht mehr an! Die Gesetze der Physik und die Wechselbeziehungen zwischen „Jäger und Beute“ gelten auch für uns.

Und ist das monetäre - die Ökonomie -  aus philosophischer Sicht nicht schon an dem Tag Teil unseres Wesens geworden, als wir „Mein und Dein“ unterscheiden konnten?

Jeder Professor sollte wissen, dass die gestrige Abendveranstaltung ein Schmeißen von Perlen war! Ohne Gäste gibt es kein Gehör. Public Affairs sieht anders aus!

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