In Deutschland leiden bis zu 2
Millionen Menschen unter Herzrhythmusstörungen. Erprobte minimal-invasive Behandlungsmethoden
bieten heute in sehr vielen Fällen die Möglichkeit der vollständigen Heilung.
Jan Heinrich*, 45 Jahre alt, ist Musiker am Deutschen
Theater in Berlin. Der schlanke, fast zwei Meter große Mann schüttelt seine
lang gewachsenen Haare. „Ich weiß noch genau, wie alles anfing. Ich kam nach
hause und im Treppenhaus bekam ich keine Luft mehr. Mir wurde schwindelig und
ich schwitzte. In der Wohnung habe ich dann bestimmt eine halbe Stunde lang
zitternd auf meiner Couch gelegen. Ich wusste überhaupt nicht, was los war.
Irgendwann hörte es dann endlich auf!“
Nachdem bei ihm in den folgenden Monaten dieser Zustand
mehrfach aufgetreten war, ging der Musiker zu seinem Hausarzt. Die Untersuchung
ergab zunächst keinen Befund. „In dem darauffolgende halben Jahr kam das immer
wieder. Ich schwitzte, bekam schlecht Luft und hatte richtig Angst. Ich bin
dann wieder und wieder zu meinem Arzt, der mich dann an einen Kardiologen
überwiesen hat. Und der konnte dann endlich die Diagnose stellen.
Herzrhythmusstörung. Vorhofflimmern.“
So wie dem Musiker ergeht es vielen Menschen in Deutschland.
Circa 2 Millionen Erwachsene leiden unter Herzrhythmusstörungen. Die Symptome
sind zunächst nicht klar zuzuordnen.
Einigen Menschen wird beim Laufen schlecht, andere erleiden
wiederkehrend Schweißausbrüche und bekommen Angst. Bei anderen wiederum
fängt das Herz einfach an zu rasen.
Frau Marita Seit*, Allgemeinmedizinerin aus Berlin Moabit,
meint: „Der Patient berichtet von Herzrasen oder Atemnot. Wenn man sein Herz
abhört, ist aber akut häufig nichts festzustellen. Ein an sich kerngesunder Mensch
sitzt vor mir.“ Die Störung tritt häufig anfallsweise auf. So droht manchen
Patienten ein langer Leidensweg, bis das Problem erkannt ist. Häufig werden
psychische Ursachen vermutet. Dies ist
ein Grund, warum Patienten, die psychiatrisch wegen Ängsten behandelt werden, oft
auch kardiologisch untersucht werden, um körperliche Ursachen auszuschließen.
Jan Heinrich* musste erst einmal lernen, mit der neuen
Situation umzugehen. „Die Diagnose hat mir im höchsten Maße Angst gemacht.
‚HERZRHYTHMUSSTÖRUNG‘. Das klang einfach lebensbedrohlich für mich. Ich bekam
dann sofort Beta-Blocker als Medikament verschrieben, aber ich fühlte mich gar
nicht gut. Ich dachte erstmalig in meinem Leben ans Sterben.“
Quelle Wikipedia |
Es gibt verschiedene Formen von Herzrhythmusstörungen. Grundsätzlich kann man feststellen, dass die
Weiterleitung der elektrischen Signale im Herzen gestört ist. Medikamente
können hier in vielen Fällen
helfen. Dr. Pecker*, niedergelassener
Kardiologe aus Berlin Charlottenburg, kann dies einschränkend bestätigen:
“Natürlich sind Antiarrhythmetika notwendige Bestandteile der Behandlung. Bei
manchen meiner Patienten wirken Sie aber nur begrenzt. Patienten leiden sehr
stark, wenn es trotz Medikamentation zu einem
Anfall kommt. Zudem gibt es
je nach Dosierung Nebenwirkungen. Ich verschreibe einem jungen Mann nur
äußerst ungerne eine medikamentöse Kastration.“
Das tägliche Leben
wird schwierig
Nach einem Jahr ohne Herzanfall hatte Herr Heinrich mitten
bei den Proben zu einer Uraufführung
erneut eine Attacke. „Das hat mich
wirklich getroffen. Ich habe nur noch auf mein Herz gehört. Regelmäßig hatte
ich zum Schluss wöchentlich Vorhofflimmern. Die Medikamente halfen nicht
richtig. Ich fing an, mein tägliches Leben nach meinem Herzen auszurichten.“
Damit steht er nicht allein. Ein erfahrener Hochseekapitän
auf der Route Hamburg-Singapur-China steuert einen Hafen nur an, wenn eine
Flasche eiskalten stillen Wassers stets auf der Brücke griffbereit ist. Eine
langjährige Bundestagsabgeordnete hat Panik vor jeder Rede, da Sie einen Anfall
fürchtet. Patienten haben völlig
berechtigte Ängste. Was passiert, wenn eine Herzattacke während einer
Autobahnfahrt oder während des Gespräches mit einem Vorgesetzten auftritt? Da
einige Patienten Herzrhythmusstörungen beim Bücken bekommen, binden sich
diese Ihre Schuhe nur noch aufrecht
sitzend.
Sein Kardiologe legte Jan Heinrich* letztendlich eine
operative Therapie nahe, die Ablation. „Natürlich fühlte ich mich beim Gedanken
an eine Herz-OP unwohl. Leider schlugen die Medikamente nicht an. Es musste
etwas geschehen. Und das Verfahren verspricht Gesundheit.“ Nach einer
umfangreichen Voruntersuchung mit EKG, Ultraschall und Blutbild wurde er dann
an die Rhythmussprechstunde der Charité überwiesen. Ein OP-Termin stand noch am
gleichen Tag fest. Das Problem sollte durch das Veröden unnötiger Nervenbahnen
des Herzens behoben werden.
Oberarzt Thomas Vogtmann von der Kardiologischen Station 133
der Charité hebt die Vorteile der Ablation hervor. „Die Methode verspricht
wirkliche Heilung.“ Patienten müssen sonst fallweise bei Attacken ins
Krankenhaus, um Anfälle medikamentös stoppen zu können. Viele Patienten
erlernen Techniken, um zumindest manchmal eine Attacke selbst beenden zu
können. „Ich kenne den Fall einer alten Dame, die bei einem Anfall im
Handstand Yoga-Übungen machte, um der Herzrhythmusstörung entgegenzuwirken.“
Die Ablation
Bei vielen Arten von Herzrhythmusstörungen, ist im Herzen
Nervengewebe gewachsen, das überflüssig ist und die Störung auslöst. Diese Bahnen können durchtrennt werden. Über kleine
Hautschnitte links und rechts in der Leistengegend werden Katheter entlang der
Hauptadern bis zum Herzen geführt. Der eine Katheter dient der Untersuchung.
Mit niedrig dosierten elektrischen Impulsen, wird versucht, die Störung
auszulösen und die Quelle örtlich genau zu bestimmen. Der technische Aufwand
ist enorm. An sieben Bildschirmen verfolgen die Ärzte während der Behandlung
Röntgenbilder und können zwei- und dreidimensionale Herzbilder sehen.
Sobald die Störungsquelle millimetergenau bestimmt ist, wird
über den zweiten Katheter genau an dieser Stelle durch Hitze oder Kälte das
störende Nervengewebe durchtrennt.
rfolgsaussichten und Risiken sind je
nach Ausprägung der Erkrankung verteilt und können vom behandelnden Operateur
bestimmt werden. Die Heilungsrate liegt zwischen 50 und 95%. Die Häufigkeit von
schweren Problemen wie einem Schlaganfall oder einer Herzschädigung bei bis zu
5%.
Bei Jan Heinrich*
führte die Operation zum Wunschergebnis. „Nach der Operation, die sechs
Stunden gedauert hat, musste ich noch einen halben Tag mit Druckverbänden
liegen. In den nachfolgenden Wochen stolperte das Herz manchmal. Das
Vorhofflimmern ist jetzt seit einem Jahr ohne Medikamente nicht mehr
aufgetreten.“
Kardiologe Dr.
Pecker*bestätigt die guten Erfolgsraten der Ablation: „Da, wo die Methode
heute anwendbar ist, ist der Erfolgsfaktor so enorm, dass Sie die Behandlung
der Wahl ist.“
Die alte Dame hat Ihre
Herzrhythmusstörungen ebenfalls abladieren lassen. Da Sie körperlich nicht
mehr so kräftig ist, hat ihr Mann ihr vor kurzem ein Drehgestell gebaut. Er
sichert Sie an den Fußgelenken und stellt sie auf den Kopf. Kopfstand und Yoga machen Ihr Spaß.
* Alle Namen wurden geändert!
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