Die Akademie der Künste in Berlin
hat momentan den „Monat der Stipendiaten“. In diesem Rahmen war an diesem Sonntag eine kleine Perle zu besichtigen. Tilman Hecker gab Einblick in
seine Regiearbeit zur Aufführung der Mozart – Oper „La Finta Giardiniera“ am Opernhaus Wuppertal. Wie führt man eine
technologische Innovation ein und wie füllt man sie mit Sinn?
Die Aufführung hat keineswegs zu
überwältigend positiven Theaterkritiken geführt. Dies war jedoch nicht zu
erwarten gewesen. Das Stück gilt nicht als eines von Mozarts besten. Es gehört
nicht zu seinen „big five“.
Was den Kritikern ein wenig
entging, war, dass Tilman Hecker den Einsatz von Videoprojektionen verfeinert
hat. Eine Inszenierung wird live ohne Tonaufnahme aufgezeichnet. Ab einem bestimmten
Zeitpunkt wird das bisher Gefilmte dann während der Aufführung auf den
Bühnenhintergrund projiziert und interagiert dann mit dem weiteren Geschehen
auf der Bühne.
Diese Technik hatte Tilman Hecker
erstmals bei seiner Arbeit zu „Narcissus und Echo“ in Salzburg eingesetzt. Der
erste Teil des Stücks wurde gefilmt. Auf der Bühne war nur Narcissus zu sehen. Zuschauer
und Kamera sahen das Bild, dass auch Echo sah. Mit dem Ende der tödlichen Liebe
von Echo zu Narcissus – sie erstarrt zu Stein - startete die Videoprojektion.
Narcissus sieht nun das (Video)bild
seines verführerischen Selbst, in das sich Echo verliebt hatte, verliebt sich
in sich selbst und – stirbt letztendlich ebenfalls. Ende.
In Wuppertal wurde diese Methode
erweitert. Die Aufführung wurde auch hier aufgezeichnet. Ab einem bestimmten
Zeitpunkt startete dann die erste Projektion.
Hier wurden aber bis zu drei Videoebenen eingesetzt. Wie das Bild in
einem Bild in einem Bild, das eine Kamera von einem Fernseher aufnimmt, wurde dies
jeweils auf die Rückwand der Bühne projiziert.
Während einer Aufführung bedeutet
dieser Technologieeinsatz, dass – wenn alles abgestimmt abläuft - ein vor einer halben Stunde gefilmter
Schauspieler über die Videoprojektion live mit der realen Aufführung, mit sich
selbst oder anderen Ebenen oder Schauspielern interagieren kann. Gesungen wird übrigens
nur vom Schauspieler auf der Bühne.
Es ist nachvollziehbar schwierig, diese
Inszenierungsebenen zu choreographieren. Eine Szene im dritten Akt muss mit
einer gefilmten Szene im zweiten und einer davor gefilmten Szene im ersten Akt
zusammenpassen.
Es wäre Hybris, wollte man den
Aufwand einer solchen Regiearbeit beschreiben! Tilman Hecker hat während des
Vortrags in der Akademie der Künste seinen Werkzeugkasten knapp umrissen.
Softwarepakete zur Zeitplanung gehören dazu, Videotechnik und erneut - software, kleine Spielzeugbühnen mit
Pappfiguren. Der Rest ist Opernfans wohlbekannt. Der Probebühne folgen nach
Wochen der Vorarbeit die Generalprobe, eine Uraufführung und die möglichst
täglichen Aufführungen.
Eine Perle bleibt eine Perle.
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