Samstag, 30. Juni 2012

Friedrich der Große war schon da


Heute fand im Konzerthaus am Gendarmenmarkt die FESTSITZUNG ZUM LEIBNIZTAG der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) statt. Wie kann man eine so wunderbare Veranstaltung nur so schlecht bewerben? Als Tip an die BBAW:  Werben sie in Zukunft mit dem Tenor: "Kommt vorbei!" Dann kommen vielleicht auch Leute!

Es machte nämlich wirklich Spaß in diesem halbbesetzten Saal! Es machte Spaß, den Ansprachen und Reden zuzuhören. Es machte Spaß, sich der Bestuhlung im Großen Saal des Konzerthauses mit Schmerzen zu widmen. Es machte Spaß, sich die großen Lüster und die Ornamentik des Raumes anzuschauen, die Büste von Beethoven zu bewundern. Es machte Spaß, den wunderbaren Tönen des Instrumental-Trios !!! Lakasax mit Bewunderung zu lauschen!

Ein wenig Fremdstolz war angebracht. Die Lebenswege der Ausgezeichneten sind anspruchsvoll!

John C. Polanyi ist 1929 in Berlin geboren worden und verließ „ohne dass er gefragt worden wäre(aus dem Englischen) 1933 mit seinen Eltern die Stadt und unser Land, um dem Nazi-Terror zu entgehen. Der Mann ist Nobelpreisträger und seit heute Besitzer der Helmholtz-Medaille der BBAW. Eine höhere Auszeichnung vergibt die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften nicht. John C. Polanyi wirkt vom Auftreten eher wie 38 als wie 83 Jahre Leben. Er zeigt mit seinem Werdegang, wie exzellent britische Bildung einen Menschen mit Charme rüsten kann!

Frau Friede Springer ist eine wunderbare Mäzenin. Ihr Engagement ehrt sie zutiefst. Man kann eigene Unterstützung auch weniger ehrenwerten Institutionen mit weniger Engagement und Inhalt zukommen lassen. Und es sind die kleinen Dinge im Auftreten, die Größe zeigen.

Bernd Schölkopf offenbarte in seinem Vortrag den Charme der „Statistik“, der „Inferenz“ und der quantitativen Erhebung. Informatiker scheinen dafür prädestiniert zu sein.

Die Aufnahme von fünf neuen Mitgliedern der Akademie war der Moment als Friedrich der Große grüßte. Sein Zwiegespräch mit dem Präsidenten der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften im Jahre 1752 war wirklich launisch, witzig und wahrscheinlich ein wenig authentisch!

Es macht den Ernst der Lage deutlich, wenn auch heute in einzelnen Vorträgen die Angst vor der Krise in Europa spürbar wurde.

Dienstag, 26. Juni 2012

n.b.k. – slowing down


Im Rahmen der Ausstellung THE FUTURE ARCHIVE und der wunderbaren begleitenden Diskussionsabende war heute das „Center for Advanced Visual Studies“ (CAVS) des MIT das Thema des Abends.

Prof. Bernd Kracke (HfG Offenbach) und Prof. Antoni Muntadas waren beide fast gleichzeitig Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre Fellows am CAVS. Zwei ihrer Videokunstwerke aus der Zeit wurden gebeamt.

Computer- oder Videokunst am MIT war damals technologisch 10 Jahre vor dem deutschen technologischen Stand; also so wie heute auch. Die Kunst war roh. Videobilder, Farbverfremdungen, ein wenig Blue Screen, Texte, Musik und Geräusche. Mehr war nicht.

Die Themen, um die es ging, waren damals die gleichen wie heute: Kommerz, Moral, Krieg, der Markt. Das wird sich wohl niemals ändern.

Es muss wehmütige Gefühle auslösen, wenn man seine eigene Jugend auf Tape erblickt.

Samstag, 23. Juni 2012

Wissenschaftsmarketing und Realität! In Deutschland!


Die professionelle Erklärung und Verbreitung von Erkenntnissen, Fragen oder Antworten auf Fragen findet in Deutschland „in der Wissenschaft“ auf laienhafte Weise statt. Schreckhafte und gleichzeitig ein klein wenig arrogante „Wissenschaftler“ laien vor sich hin. Warum ist das so?

Wenn wissenschaftliche Einrichtungen in Deutschland Profis für die Gestaltung einer Ausstellung benötigen, Profis für die textuelle Beschreibung von Glück oder Profis für die Benennung von Eigeninteressen suchen, was machen selbige dann? Gehen sie mit den Methoden vor, die sie ihren Studenten beibringen? Mitnichten! Sie suchen sich Laien aus ihren eigenen Reihen aus! Der Stallgeruch soll es richten! 

File:Bauernhof.jpg
"Ein Bild für interdisziplinären 'Stallgeruch'" (Quelle: Wikipedia - GNU Free Documentation License, Attribution-Share Alike 3.0 Unported by Florian K)
Wenn Biologische Einrichtungen Events als „wichtig“ erkannt haben, dann kann ja nur ein Dr. der Biologie (evtl. mit Zusatzausbildung) Experte für die Ausrichtung von Veranstaltungen sein! Wenn eine Biodiversitäts-Einrichtung Ausstellungen macht, dann kann nur ein Dr. der Biodiversität Experte sein!

Entsprechend lässt sich dieses Vorgehen sinnlos (leider quantitativ meßbar und leider kein Witz!) für alle möglichen Forschungseinrichtungen, Stellenangebote und Stallgerüche aufzeigen!

In der freien Wirtschaft müsste im Vergleich also ein Doktor des Kraftfahrzeugbaus Vorstandsvorsitzender bei Volkswagen sein. Im Springer-Konzern wäre der Chef ein Doktor der Publizistik und unsere Bundeskanzlerin müsste eine Doktorin der Politikwissenschaften sein. Wie üblich ist dies waise aber nicht weise. 

Unser Alt-Kanzler Helmut Schmidt hat auch dieses Phänomen gemeint, als er sagte: "Schlau bin ich selber!" Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass kein Bundeskanzler bisher ausgebildeter Dr. der Politologie war! 

Denn im Kern geht es darum, ob mensch etwas kann! Weiß eine Frau, wie man Ausstellungen macht, weiß ein Mann, wie man prägnante, ausdrucksstarke Texte schreibt? Weiß ein Politiker, wie man Themen setzt und Politik durchsetzt? Dies alles sind Professionen, die man nicht von Laien erledigen lassen kann! Es geht um Arbeitsteilung unter Profis.

Das Angst - Phänomen vor dem Können von Profis ist dann wiederum ein Grund dafür, warum „Interdisziplinarität“ für die Wissenschaft gefordert wird: „Schaut über euren Tellerrand!“ Sie tun es aber nicht! Die Angst vor der Professionalität anderer, die dem eigenen, geschützten Bereich der Wissenschaft viel von seiner ängstlichen Überheblichkeit nehmen würde, wird sichtbar! 

Gedankenlos und absichtsvoll sind sich die unterschiedlichen Disziplinen untereinander nicht geheuer. Ein Sozialwissenschaftler, der in Empirie ausgebildet ist, versteht nicht, dass ein Informatiker darin ebenfalls ausgebildet sein kann. Und ein Jemand von der Universität der Künste ist für einen Naturwissenschaftler kein Wissenschaftler, ein gelernter Event-Manager ist suspekt.

Wie bekommen solche suspekt Menschen ohne Stallgeruch eigentlich eine transmediale oder die MoMa oder beste Wissenschaftsliteratur hin?

Ein Professor der Uni Potsdam hat mir persönlich mal lächelnd mitgeteilt, dass man auf Jahre bei einzelnen Instituten verschissen habe, wenn man deren internen Sprachgebrauch nicht beherrsche! Deshalb ist ja die Uni Potsdam im „Closed Shop“ EXIST auch so hoch angesehen, liefert aber keinerlei statistisch wahrnehmbare Ergebnisse im Wissens- und Technologietransfer (WTT), die über ein Grundrauschen hinausragen.

Ist doch auch blöd, wenn man 500.000€ einfach so für Technologie-Scouts ausgeben kann! Ohne, dass eine wirkliche Erfolgskontrolle (Evaluierung) jemals stattfinden wird.

Oder ist z.B. die Charité eine wissenschaftliche Einrichtung? Das soll sie selbst bestimmen. (Ich bin dort jedenfalls wunderbar und einfach professionell behandelt worden!) Unfähig zur Kommunikation ist sie allemal! Was soll man davon halten, wenn Werbetafeln im Eingangsbereich Aktivitäten der kleinen Charité von vor 14 Tagen bewerben? Was soll man davon halten, wenn hier Vorträge für das Publikum gehalten werden, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat? Wer da als Gast vorbei kommt, der muss telepathische Fähigkeiten oder Visionen haben!

Sind deutsche Wissenschaftler professionelle Romulaner, die irgendetwas erobern oder erklären wollen? Nein! Sie wollen nicht zum Zuge kommen, solange ihre Laienhaftigkeit mittels „Exzellenz-Mitteln“ belohnt wird. 

So kostet also Vieles unnützes Geld! Wir stecken alle in einer schwierigen Phase der EU und des Euro-Raumes! BILDUNG STATT BETON wird es in den nächsten Jahren nicht mehr geben! Auf "Wissenschaft und Forschung" wird im Rahmen der Eurokrise alles hereinbrechen, was auf den normalsterblichen Bürger hereinbrechen wird! Man betrachte die fast zaghaften aber wahrnehmbaren Zielsetzungen in den Vorgaben der EU-Kommission für den Finanzrahmen der EU ab 2014! 

Sollte ich in meinem Leben erneut eine Herz-OP benötigen, dann möchte ich das natürlich erneut in der Charité erledigt wissen!

Freitag, 22. Juni 2012

Stadtspaziergang – Lobbyisten in Berlin (einmal ums Eck)


In Berlin gibt es jede Woche hunderte geführter Touren entlang der Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wohlan, starten Sie am Charitéplatz 1 Ihre eigene Tour.

Gehen Sie nach rechts, folgen Sie Schumann- und Unterbaumstraße bis zur Rheinhardtstraße. In die biegen Sie scharf links ein, folgen ihr bis zum Karlplatz, wenden sich nach links. Nun folgen Sie der Luisenstraße und biegen sofort scharf links in die Schumannstraße ein. Schon sind Sie wieder am Ausgangspunkt. Sie sind 350 Meter gewandert und haben etliche Firmen und Institutionen gesehen. Es dauert keine 10 Minuten.

GASPOOL: „Zweck des Unternehmens ist der Betrieb des Marktgebietes GASPOOL in Deutschland. Das Marktgebiet umfasst rund 350 nachgelagerte Erdgastransportnetze“.

Keolis Deutschland:  „In Deutschland ist Keolis seit 1999 aktiv und betreibt unter dem Markennamen „eurobahn“ vom Standort Bielefeld modernen Schienenpersonennahverkehr“.

IFOK: „Wir sind Experten für die Herausforderungen der modernen Gesellschaft: Energie, Umwelt, Nachhaltigkeit, Wissenschaft, Bildung, Beschäftigung, Corporate Responsibility und Diversität“.

BMW Stiftung Herbert Quandt: „Mit ihrer Arbeit verfolgt die BMW Stiftung das Ziel, Impulse für die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu geben“.

PJ-Berliner Büro für Kommunikation: „Wir verstehen uns als Berater und Dienstleister für sensible kommunikative Situationen und Zielsetzungen Ihres Unternehmens“.

Mfm-Menschen für Medien: „Wir beraten Unternehmen, Verbände sowie Mitglieder der Bundesregierung, von Landesregierungen und Fraktionen parteiübergreifend“.



NEULAND-Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung: „Kein anderer Bereich der Landwirtschaft wurde so stark industrialisiert wie der Geflügelbereich“.


Deekeling Arndt Advisors: „Deutschlands Entscheider fordern grundsätzliche Veränderungen im Wirtschaftssystem. Doch sie zweifeln an der eigenen Reformfähigkeit. Besonders ausgeprägt: das gegenseitige Misstrauen von Wirtschaft und Politik“. (it‘ them! it's darth vader!)


FTI Consulting: „Strategische Kommunikationsberatung in den Bereichen Finanzkommunikation, Investor Relations, Unternehmens-, Veränderungs- und Krisenkommunikation, Litigation PR, Issues Management, Public Affairs“.

Slow Food Deutschland e. V.: „Förderer von Slow Food sind kleine und mittlere Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Institutionen, die sich der Philosophie von Slow Food in ihrer täglichen Arbeit verbunden fühlen“.
 
 

Netzwerkbüro Tabakprävention (Aktionsbündnis Nichtrauchen): „Das Aktionsbündnis Nichtrauchen ist ein Zusammenschluss von elf großen nicht-staatlichen Gesundheitsorganisationen, die ihre politischen Aktivitäten im Bereich "Förderung des Nichtrauchens/Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens" bündeln“.

Auf diesen 350 Metern Fußmarsch haben Sie die Möglichkeit fast 45 Einrichtungen zu finden, die eigene oder fremde Interessen politisch vertreten lassen wollen. 

(Die kursiv gedruckten Zitate entstammen den Internet-Sites der Einrichtungen)

Deutscher Verfassungsstaat und europäische Staatsschuldenkriese


Der renommierte und einflussreiche ehemalige Verfassungsrichter Prof. Dr. Udo Di Fabio hat heute eine bemerkenswerte Stellungnahme in der FAZ auf Seite neun veröffentlicht. „Das europäische Schuldendilemma als Mentalitätskrise“. Unbedingt lesenswert!

Manchmal wünscht man sich, man wäre Staats- oder Verfassungsrechtler. Di Fabio spannt einen weiten Bogen. Hoffentlich hat er mehr als nur ein Buch über 800 Jahre der Geschichte der Schuldenkrisen gelesen.

Zunächst gibt Di Fabio einen Einblick in das Grundverständnis der Verfassung unseres Landes. Deutschland ist auf Bundesebene seit dem Zweiten Weltkrieg gewollt als strikt repräsentative Demokratie ausgeformt worden. „(W)as passiert, wenn Parlamente selbst regieren (und nicht etwa einen Monarchen kontrollieren) oder mit einer Regierung politisch gleichsinnig verbunden sind? Dann müssen sie sich selbst disziplinieren “ Dies gilt für alle nationalen Parlamente in Deutschland, wie in Frankreich, wie in the UK oder wie in Griechenland.

Am besten wäre es natürlich, wenn die Bürger mit dem Stimmzettel … auf Haushaltsdisziplin dringen würden.“ Ist dies in einer strikt repräsentativen Demokratie nicht möglich, „(s)o bleibt denn vor allem das Recht als Grenzraum“ der Politik. Dies erklärt die starke Rolle des Bundesverfassungsgerichtes (BVG) in Deutschland und lässt auf mehr Bürgerbeteiligung bauen.

Di Fabio erläutert im Folgenden die Konstruktion der Währungsunion und beschreibt das von Anfang an bekannte Grundproblem der Union. „(F)ür Länder wie Portugal oder Griechenland änderte sich eine Menge. Diese Länder verfügten plötzlich über eine Währung, die in ihrem Wert die Wirtschaftskraft ihres Landes übertraf“. Sie hatten ähnlich niedrige Zinsen auf Staatsanleihen zu zahlen wie etwa Deutschland. Dieses Gottesgeschenk haben sie nicht etwa genutzt, um ihre Haushalte oder Wirtschaftsstrukturen zu sanieren, sondern sie haben "Manna" verteilt.

Unterschiedliche Zinslasten für Staatsanleihen waren in der Währungsunion als Diziplinierungsmittel gewünscht und hatten immer Tradition. Eine gemeinsame Wirtschaftsregierung kann nicht helfen, sehr wohl hilft es, „wenn sich jeder an die Spielregeln hält“.

Solange kein Europäisches Volk existiert, wird auch kein EU-Parlament über den nationalen Parlamenten stehen. Der "politische Primärraum" obliegt den nationalen Parlamenten.

Damit wird auf einen Schlag klar, dass die europäische Staatsschuldenkrise nicht irgendeine Krise der Europäischen Union ist, sondern ihr Schicksal als politisches Projekt tatsächlich auf dem Spiel steht“. 

Die Bundeskanzlerin erreicht ihre letzte rote Linie. Es ist zweifelhaft, ob ohne Volksentscheid auch nur der ESM ratifiziert werden darf. Haben Verfassungsrichter in Amt und Würden den Mut, dieses Projekt aufzuhalten?

Donnerstag, 21. Juni 2012

Lobbyismus – Lehrstück Rot/Grün


Einen wunderbaren Klassiker zum Thema Lobbyismus unter der Regierung Schröder haben Cerstin Gammelin und Götz Hamann verfasst: „Die Strippenzieher“, erschienen im Econ-Verlag.

In Berlin kann man sich Lobbyismus erwandern. Legt man in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung ein Quadrat über die Mitte der Stadt, dessen obere, linke Ecke vom Charitéplatz und dessen untere, rechte Ecke vom Hausvogteiplatz gebildet werden, dann bilden alle Straßen dort die Wanderwege, die zur Erkenntnis führen.

Schon Gammelin und Hamann beschrieben etliche Kaffeehäuser, Salons, Clubs und Firmenadressen, die in Berlins Mitte zu finden sind. Eine gewisse äußere Bescheidenheit herrscht vor; eher London als Paris. Die Nähe zum Kanzleramt und zum Bundestag zieht sie alle an.

Wunderbar beschrieben werden die Strippenzieher der „Initiative Soziale Marktwirtschaft“. Geld erleichtert so einiges.

Ebenso wunderbar wird das Zustandekommen der „Energiemarktreform“, der Energiewende unter Schröder, beschrieben. Ein Oligopol der großen Energiekonzerne war unter Schröder genauso gewollt, wie vorher unter Kohl und nachher unter Merkel.


Ein lesenswertes Buch, das zudem auch ein wenig mit dem Politikbetrieb in Brüssel versöhnt. Damals hieß der Energiekommissar der Kommission noch nicht Öttinger.

Dienstag, 19. Juni 2012

Berliner Sichtweise gegenüber Brüssel


Der Journalist Thomas Leif hat während seines heutigen Vortrages in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) einen flüchtigen, nebensätzlichen Hinweis darauf gegeben, wie deutsche Politiker den Politikbetrieb in Brüssel wahrnehmen.

Es ist nur zu deutlich, der Präsident der Europäischen Kommission José Manuel Durão Barroso ist in Zeiten der nicht enden wollenden Euro-Krise kein Fels in der Brandung. Er bietet keine Lösungen an, er führt nicht.

Und Berlin und die deutsche Regierung versuchen ihrerseits nicht, Herrn Barroso oder die Kommission im Rahmen einer weiteren Integration zu stärken. Es wird eher die Schaffung neuer Institutionen erwogen, die „Brüssel“ außen vor lassen. Warum ist das so?

Thomas Leiff berichtete heute davon, dass in Berlin mittlerweile ein „Hass auf Brüssel“ wahrnehmbar sei. „Lobbyismus in Brüssel ist integraler Bestandteil der Politik“ und hat aus Berliner Sicht ursächlich zur Finanzkrise und auch zur Eurokrise beigetragen. Brüssel genießt in Berlin zur Zeit kein allzu großes Vertrauen.

Exzellenz-Initiative und Politik


Unter Schröder und unter Merkel hat die deutsche Politik den Hochschulen zwei Herzenswünsche erfüllt. Es gibt mehr Geld. Und einige Universitäten bzw. Professoren und Dekane dürfen sich jetzt „auf Weltniveau“ fühlen.

Die im Rahmen der Exzellenz-Initiative ausgezeichneten Universitäten können sich mit ihren Clustern und Graduiertenschulen zu Recht freuen. Interessanterweise denken einige bereits heute daran, dass die Gelder nicht ewig fließen werden. Um dem vorzubeugen, werden bereits Argumentationslinien aufgebaut.

Die Exzellenz-Initiative ist aus Sicht der Politik allerdings ein Geschäft. Es wird eine Gegenleistung erwartet. Die geförderten Hochschulen sollten also zwei Aspekte nicht vernachlässigen. Erstens gibt es ein weltweit anerkanntes Kriterium für die Qualität von Forschung, welches unter dem Namen Nobelpreis jedem Politiker bekannt ist. Zweitens ist der Titel „Elite-Uni“ schön, ein vorderer Platz beim Shanghai-Ranking als dem weltweiten Hochschulranking ist aber deutlich besser.

Deutsche Hochschulen mögen diese Qualitätsvergleiche nicht so gerne. Sie verweisen lieber auf „Impact-Faktoren“, hinter denen sich alles Mögliche verbergen kann. Kein Politiker wird mit Impact-Faktoren den Erfolg seiner Hochschulpolitik beweisen können. Wenn keine Nobelpreise gewonnen werden, dann wird eine gewisse Ernüchterung eintreten. Die Politik wird eine solche Ernüchterung nicht honorieren.

Wissenschaftliche Politikberatung wird die Lösung nicht sein



Thomas Leif, Journalist und Honorarprofessor für Politikwissenschaften, hielt heute Abend einen kenntnisreichen und vor Faktenreichtum explodierenden Vortrag in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW).

Thomas Leiff beschrieb drei „Politikstile“ im Umgang mit Lobbyismus und verwies auf zwei Antipoden.
  
Rot/Grün steht für eine „ganze Dekade“ der intensiven Einbeziehung von Rechtsanwaltskanzleien und Beratungsfirmen in den Prozess der Gesetzgebung. Rürup- und Hartz-Kommission gelten hier als zwei klassische Beispiele. Sie bescherten Deutschland ein neues Rentensystem und einen Niedriglohnsektor.

Anders gehen Merkel, Seehofer oder Kurt Beck heute mit Lobbyisten um. „Vertrauen und Nähe“ sind entscheidend, nicht aber Beratung oder Thesenpapiere.

Mythos Politikberatung: Zwischen Schatten-Management und Lobbyeinfluss.“ Der Titel der Veranstaltung beschreibt treffend den nicht auflösbaren Widerspruch, der sich durch die Argumentation von Thomas Leiff zieht. Einerseits ist Lobbyismus sehr erfolgreich. Dutzende Gesetzesvorhaben sind intensivst von Lobbyisten verändert worden. Andererseits soll Lobbyismus „auf Treibsand“ gebaut sein.

Diesen Widerspruch konnte Leif mit seinen drei Vorschlägen zur Rettung der politischen Beratung nicht auflösen.

Es erübrigt sich, einer „wissenschaftlichen Politikberatung“ das Wort zu reden. Leiff stellt es selbst fest. „Wissenschaftler sind unfähig“ zur Kommunikation. Ihre Kenntnisse über die Politik sind dürftig und entstammen wahrscheinlich aus der Braunschweiger Zeitung, dem SPIEGEL oder aus der Feder von Arnulf Baring. Wissenschaftler in Deutschland pflegen eine gelebte, nicht zu rechtfertigende Arroganz. Sie werden die Welt nicht retten.

Montag, 18. Juni 2012

Was ist Sponsoring?


Das wüsste die eine oder andere NonProfit-Organisation wahrscheinlich auch gerne. Und selbige wüsste auch gerne, wie man das macht! Wie bekommt man Spenden?

Sie haben z.B. eine Stiftung gegründet, die sich dem Hunger in der Welt widmet, das Atomkraftzeitalter beenden will oder Nachhaltigkeit im Verbrauch von Ressourcen anmahnen will.

Typisches Vorgehensmodell Sponsoring! (Eigene Darstellung)


Oder Sie haben einen Verein gegründet, der das Obere Odertal schützen oder den Berliner Untergrund für alle zugänglich machen will.

Also entstehen Ihnen Kosten! Sie sind aber kein Unternehmen, Sie haben nichts zu verkaufen! Und Sie haben ein hehres Ziel, welches der Allgemeinheit nützt!

Und dafür ist es legitim, um Geschenke zu bitten! Sie machen etwas Wunderbares und brauchen „Finanz- und Sachmittel, Rechte und Informationen, Arbeits- und Dienstleistungen“.

Und das bekommen Sie von Privatleuten oder Unternehmen. Im Zoologischen Garten steht z.B. eine Bank mit Gravur des Spendernamens. Oder ihr Tag der offenen Tür hat ein paar Werbeflyer Ihres Sponsors. Oder Ihr Sponsor ist ein Spender und bekommt eine Spendenquittung!

Quelle: "Fundraising - Handbuch für ... " Gabler Verlag; 2008

Sonntag, 17. Juni 2012

Strategien der Gründungsfinanzierung


Bei der Finanzierung einer Gründung wird prinzipiell zwischen Eigenkapital und Fremdkapital unterschieden. Die Anzahl möglicher Finanzierungsinstrumente ist groß und für Gründer schwer bis nicht zu überblicken. Auch dies empfiehlt, professionelle Berater und die durch diese entstehenden Kosten in den Gründungsprozess einzubeziehen.

Fremdkapital wird als Kreditfinanzierung zur Verfügung gestellt und bietet einem Kapitalgeber Gläubigerrechte. Der Kapitalgeber – also z.B. eine Bank – erwartet, dass sein Kapital verzinst und getilgt wird. Diese Kosten werden für den Kapitalnehmer – also die zu gründende Firma – entsprechend seiner Bonität bestimmt. 

MODELLE UND STRATEGIEN DER GRÜNDUNGSFINANZIERUNG (in Erweiterung zu 1))

Gründer im Technologiebereich können aus Kapitalgeber-Sicht „keine Sicherheiten“ bieten.  „Die niedrige (prognostizierte) Umsatzproduktivität … geht einher mit einer schlechten Bonitätseinstufung, d.h. einer ungünstigen Bewertung der Kreditwürdigkeit durch eine externe Kreditauskunftei. Als Resultat wird der empfohlene Höchstkreditrahmen, an dem sich Banken bei der Kreditvergabe orientieren, nach unten gedrückt. … Akademische Gründungen ohne FuE-Tätigkeit“ haben im HighTech-Bereich „die höchste Kreditlinie pro Beschäftigten“.

Letztendlich bedeutet dies, dass akademische Gründungen in vielen Fällen Schwierigkeiten bei einer Fremdfinanzierung durch Banken feststellen müssen.

Um diesem Problem auszuweichen, versuchen die allermeisten Gründer von vornherein, ein self feeding business mit der low budget model – Strategie zu verwirklichen. Diese Herangehensweise bedeutet in den allermeisten Fällen, dass ein geringes Gründungskapital die Geschäftsstrategie eines Unternehmens hemmend bestimmt. Es bedeutet somit wahrscheinlich, dass ein Unternehmen klein starten und klein bleiben wird.

Quellen:
1) Nathusius, K.: “Grundlagen der Gründungsfinanzierung“; 2001; Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
2) Winkler, Christoph: “Rechtsfragen der Venture Capital-Finanzierung“; 2004; Duncker & Humblot Berlin
3) Egeln, J.: “Spinoff-Gründungen aus der öffentlichen Forschung in Deutschland”; 2002;
http://www.exist.de/imperia/md/content/studien/16_zew_studie_spinoff_gruendungen.pdf