Dienstag, 19. Juni 2012

Wissenschaftliche Politikberatung wird die Lösung nicht sein



Thomas Leif, Journalist und Honorarprofessor für Politikwissenschaften, hielt heute Abend einen kenntnisreichen und vor Faktenreichtum explodierenden Vortrag in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW).

Thomas Leiff beschrieb drei „Politikstile“ im Umgang mit Lobbyismus und verwies auf zwei Antipoden.
  
Rot/Grün steht für eine „ganze Dekade“ der intensiven Einbeziehung von Rechtsanwaltskanzleien und Beratungsfirmen in den Prozess der Gesetzgebung. Rürup- und Hartz-Kommission gelten hier als zwei klassische Beispiele. Sie bescherten Deutschland ein neues Rentensystem und einen Niedriglohnsektor.

Anders gehen Merkel, Seehofer oder Kurt Beck heute mit Lobbyisten um. „Vertrauen und Nähe“ sind entscheidend, nicht aber Beratung oder Thesenpapiere.

Mythos Politikberatung: Zwischen Schatten-Management und Lobbyeinfluss.“ Der Titel der Veranstaltung beschreibt treffend den nicht auflösbaren Widerspruch, der sich durch die Argumentation von Thomas Leiff zieht. Einerseits ist Lobbyismus sehr erfolgreich. Dutzende Gesetzesvorhaben sind intensivst von Lobbyisten verändert worden. Andererseits soll Lobbyismus „auf Treibsand“ gebaut sein.

Diesen Widerspruch konnte Leif mit seinen drei Vorschlägen zur Rettung der politischen Beratung nicht auflösen.

Es erübrigt sich, einer „wissenschaftlichen Politikberatung“ das Wort zu reden. Leiff stellt es selbst fest. „Wissenschaftler sind unfähig“ zur Kommunikation. Ihre Kenntnisse über die Politik sind dürftig und entstammen wahrscheinlich aus der Braunschweiger Zeitung, dem SPIEGEL oder aus der Feder von Arnulf Baring. Wissenschaftler in Deutschland pflegen eine gelebte, nicht zu rechtfertigende Arroganz. Sie werden die Welt nicht retten.

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