Berliner Stadtbibliothek: „Die Zunahme des Güterverkehrs
in Berlin von 1890-1938“
Im Detail ging es heute um die Zunahme des „Stückgüterverkehrs“.
Und irgendwie ging es auch darum, wie man eine recht spezielle, eigentlich sehr interessierte Zuhörerschaft binnen einer Dreiviertelstunde
um 20% minimieren kann.
Der vortragende Prof. Dr. Richard Vahrenkamp von der Universität Kassel
ist Mitglied des „Vereins für die Geschichte Berlins e.V., gegr. 1865“.
Zum Thema. Berlin wurde im Mittelalter an der „Kreuzung
von Transportwegen gegründet“. Diese verliefen und verlaufen von Nord nach Süd
und von Ost nach West.
Die Versorgung von Berlin mit Konsumgütern erfolgt zu
einem Großteil über Stückgüter, die als „Kartons oder Holzkisten“ angeliefert
wurden und werden. Heute, im Internetzeitalter, ist dieser Warenverkehr „explodiert“.
(Man denke an UPS oder DPD, welche die Warenwelt von Amazon oder Zalando
ausliefern.)
Im 19ten Jahrhundert übernahm die Bahn diese
Logistikaufgabe. Kaufhäuser und Markthallen boten die Waren dem Endverbraucher
an. Die Stückgüter wurden in die Städte an zentrale „Zugbildungsbahnhöfe“
versendet. Von diesen wurden sie an „lokale Güterbahnhöfe“ in sogenannte „Schuppen“
ausgeliefert. „Rolldienste“ - von Pferden gezogen - lieferten die Güter an die
Markthallen.
Berlin folgte diesem theoretischen Ansatz allerdings nie. Es gab
verschiedenste „Kopfbahnhöfe“, die durch die Ringbahn miteinander verbunden
waren. Und überall trat das „Problem der Überfüllung“ auf. Es gab zu viele Waggons
und Stückgüter, die täglich an- oder abgeliefert werden mussten.
Zwei zentrale Markthallen am Alexanderplatz waren zu
versorgen, deren Belieferung zu „chaotischen Verhältnissen“ führte. In der
Blütezeit der Kaufhäuser „zwischen 1890 und 1930“ waren letztere wiederum über das
gesamte Zentrum verteilt. Mannigfaltige Industrieansiedlungen lagen auch im
Zentrum der Stadt und mussten angebunden werden. (Berlin war damals ein HighTech-Zentrum der Welt.)
Die Überfüllung Berlins am Anfang des 20ten Jahrhunderts
und vor den „Freiflächenschaffungen“ durch die Bombardierungen des zweiten
Weltkriegs lässt sich wohl am besten mit dem heutigen, wuseligen Istanbul
vergleichen.
Wie wurde der Problematik der „Überfüllung“ begegnet? Man verlängerte
die Schuppen um z.B. „91 Meter“. Man entwarf und baute neue Verteilbahnhöfe.
Und man setzte zunehmend Lastkraftwagen (LKW) ein. Schon Mitte der 30er Jahre
übernahmen in der Innenstadt LKWs "75% "der Warenlieferungen.
„Der riesige Flächenbedarf“ der Güterbahnhöfe und der
gleichzeitig gigantische Logistikbedarf der zentralen Stadt führten zu einem unlösbaren
Dilemma, welches die Bahn nicht lösen konnte.
In unserer heutigen Welt ist diese Problematik natürlich
überwunden. Die Bahn darf dazu nur einen geringen Beitrag leisten. Der
Stückgüterverkehr, das Zuliefern eines Pakets wird von LKWs übernommen. Deren
Aufenthaltsort ist per GPS metergenau erfasst. Computer steuern die Lieferungen
auf die Sekunde genau. Die Lagerhaltung zehntausender Großunternehmen verstopft
die Autobahnen und führt in den Städten zu einer permanenten Zermürbung des
Asphalts. Dieser Absatz war aber nicht Teil des Vortrags.
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